141 Flüchtlinge

„Aquarius“ darf in Malta anlegen

Die erneute Irrfahrt des zivilen Rettungsschiffes "Aquarius" im Mittelmeer könnte bald ein Ende haben. Das Schiff dürfe in Malta anlegen, erklärte die dortige Regierung. Die Flüchtlinge sollen auf fünf Länder verteilt werden.

Mittwoch, 15.08.2018, 5:21 Uhr|zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 16.08.2018, 22:16 Uhr Lesedauer: 3 Minuten  |  

Das seit Freitag im Mittelmeer wartende zivile Seenotrettungsschiff „Aquarius“ mit 141 Flüchtlingen an Bord darf in Malta anlegen. Der maltesische Regierungssprecher Kurt Farrugia teilte am Dienstag per Twitter mit, Malta werde dem Schiff erlauben, in einen seiner Häfen einzulaufen, obwohl das Land dazu nicht verpflichtet sei. Die Flüchtlinge würden anschließend auf Frankreich, Deutschland, Luxemburg, Portugal und Spanien verteilt. Eine Bestätigung dafür von der Bundesregierung gab es bis Dienstagnachmittag nicht.

Die maltesische Regierung erklärte, die Entscheidung gehe auf Gespräche zwischen Frankreich und Malta und weiteren EU-Ländern zurück. Man habe sich mit Unterstützung der Europäischen Kommission darauf verständigt, die Verantwortung für die geretteten Migranten an Bord der „Aquarius“ gemeinsam zu übernehmen.

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Die Sprecherin von „SOS Mediterranee“ in Deutschland, Hanna Krebs, begrüßte die Einigung als große Erleichterung für die Flüchtlinge. Sie könne ein Vorbild darstellen für künftige Fälle, sagte sie. Die „Aquarius“ werde nach dem Einsatz von Malta aus so schnell wie möglich zu weiteren Rettungsaktionen aufbrechen.

Die tödlichste Flüchtlingsroute der Welt

Die „Aquarius“ liegt derzeit etwa 30 Seemeilen westlich von Malta. „Ärzte ohne Grenzen“ und der zweite Betreiber „SOS Mediterranee“ waren nach eigenen Angaben in Kontakt mit den Behörden mehrerer Länder. Die Besatzung hatte am Freitag vor der libyschen Küste die Menschen aus Seenot gerettet. Die meisten Flüchtlinge kommen nach Angaben der beiden Organisationen aus Eritrea und Somalia. Die französische Sektion von „Ärzte ohne Grenzen“ erklärte am Dienstag in Paris, es seien 67 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren an Bord, darunter viele, die allein unterwegs seien.

Der Geschäftsführer der deutschen Sektion „Ärzte ohne Grenzen“, Florian Westphal, hatte im ZDF-Morgenmagazin erklärt, etliche der Geretteten seien monatelang in Libyen inhaftiert gewesen. Viele zeigten Zeichen von Mangelernährung und seien geschwächt. Medizinische Notfälle gebe es glücklicherweise nicht. Westphal hatte die Bundesregierung aufgerufen, auf ihre europäischen Partner einzuwirken und einige der Schiffbrüchigen in Deutschland aufzunehmen. Das zentrale Mittelmeer sei derzeit die „tödlichste“ Flüchtlingsroute in der Welt, sagte Westphal.

Ausharren wird zum Dauerzustand

Nach eigenen Angaben hatte die Mannschaft bereits während der Rettungsaktion vor der libyschen Küste alle zuständigen staatlichen Behörden informiert, darunter die Seenotrettungszentralen von Italien, Malta und Tunesien und das libysche „Joint Rescue Coordination Center“ (JRCC). Dem Schiff blieb dennoch zunächst ein sicherer Hafen in Europa verwehrt. Am Sonntagabend hatte Italien es abgelehnt, die „Aquarius“ einlaufen zu lassen.

Schon im Juni musste die mit Flüchtlingen voll besetzte „Aquarius“ rund eine Woche im Mittelmeer ausharren, weil Italien und Malta ihre Häfen für die Retter sperrten. Schließlich durfte das Schiff in der spanischen Hafenstadt Valencia anlegen.

Aquarius unter der Fahne Gibraltars

Nach einer Pause hatte die „Aquarius“ erst Anfang August die Rettungsaktionen wieder aufgenommen und erklärt, man werde keine Geretteten nach Libyen zurückbringen. Flüchtlinge seien dort in einem „alarmierenden Ausmaß“ Gewalt und Ausbeutung ausgesetzt. Europa müsse seine Häfen für die zivilen Rettungsschiffe wieder öffnen, fordern „Ärzte ohne Grenzen“ und „SOS Mediteranee“.

Die unter der Fahne Gibraltars fahrende „Aquarius“ ist mit Lebensmitteln und medizinischen Vorräten ausgerüstet, um auf dem Schiff über mehrere Tage Nothilfe für mehr als 500 Personen leisten zu können. Gibraltar droht der deutschen Reederei der „Aquarius“ derzeit wegen der Rettungseinsätze mit dem Entzug der Flagge. Käme es dazu, würden die Einsätze teurer. (epd/mig) Aktuell Politik

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