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Studie

Finanzielle Belastung beeinflusst Hilfe für Flüchtlinge

Warum heißt ein Teil der Bevölkerung Flüchtlinge grundsätzlich willkommen, ein anderer Teil hingegen steht ihrer Aufnahme ablehnend gegenüber? Eine aktuellen Studie zufolge spielt die persönliche Kostenbelastung eine entscheidende Rolle.

Mittwoch, 27.06.2018, 5:23 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 08.01.2020, 15:42 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Die persönliche Kostenbelastung spielt einer Studie zufolge eine entscheidende Rolle für die Hilfsbereitschaft gegenüber Flüchtlingen. Dies geht aus einem Forschungsprojekt von Universitäten in Aachen, Marburg und Amsterdam zum Einfluss der wirtschaftlichen Situation und persönlichen Einstellung auf die Hilfsbereitschaft gegenüber Flüchtlingen hervor, wie die Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen (RWTH) am Dienstag mitteilte. Persönlichkeitseigenschaften seien weitere Faktoren. Besonders hilfsbereit seien Bürger mit einer starken sozialen oder einer eher linken politischen Orientierung, hieß es.

In einem interaktiven Computerspiel mussten den Angaben nach mehr als 350 Menschen in einer Computer-Simulation in der Rolle von Bürgern und Flüchtlingen Entscheidungen treffen. Die Hilfsbereitschaft stieg der Untersuchung zufolge dann an, wenn Flüchtlinge besonders hilfsbedürftig waern. Auch wenn Flüchtlinge Arbeitsaufgaben ohne Bezahlung absolvieren mussten, habe bei den Bürgern die Bereitschaft zu helfen zugenommen, erklärte die Universität.

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In der interaktiven Computersimulation erfüllten Testpersonen in der Rolle als Bürger Arbeitsaufgaben, die entlohnt und besteuert wurden. Sie standen vor der Entscheidung, wie viel ihres Steuergeldes sie dem Mitspieler in der Rolle des Flüchtlinges zur Unterstützung geben würden. In der Rolle des Flüchtlings hingegen war der Spieler abhängig von der Hilfe der Bürger.

Stärkung der Hilfsbereitschaft

Zur Stärkung der Hilfsbereitschaft müsse es politische Maßnahmen geben, die es Flüchtlingen ermöglichten, ihren aufrichtigen Integrationswillen zu zeigen, forderte Paul Van Lange, Professor für Sozialpsychologie an der Freien Universität Amsterdam, angesichts der Studienergebnisse. Beispielsweise könnten individuelle Berichte über die Hintergründe ihrer Flucht sowie über ihre Integration die Hilfsbereitschaft fördern.

Anders als Umfragen bilde ein solches Entscheidungsexperiment realistische finanzielle Anreize und damit echte Konsequenzen sowohl für Spieler in der Rolle der Bürger als auch für Spieler in der Rolle der Flüchtlinge ab, erklärte der Leiter der Forschungsgruppe an der Aachener Universität, Robert Böhm. (epd/mig) Aktuell Politik Studien

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  1. keisner sagt:

    Die Studie wirft ein wichtiges Schlaglicht auf die Versäuumnisse der Bundesregierung (und nicht nur dieser in der EU):
    Es fehlt an einer fairen Lastenteilung. Nach dem 2.WeltKrieg gab es mal einen „Lastenausgleich“ für die Abermillionen Geflüchteten, die es auch nicht leicht hatten, in ihrer neuen Heimat Aufnahme zu finden. Diesen Ausgleich haben alle geschultert. Es gab ja auch noch eine „soziale Marktwirtschaft“, Sicherheit für alle, auch für Rentner, Kranke und zu Pflegende. Heutzutage wird das alles privatisiert und Profit daraus geschlagen, von dem immer diejenigen profitieren, die sowieso schon genug haben. Und nicht wenige von ihnen sind sogar weiter hilfsbereit, wie die Mütter und Rentner, die so erzogen worden sind, daß sie nicht wegschauen können, wenn Elend, Verfolgung und Verzweiflung ihnen entgegenschlägt.
    Aber es wird ihnen immer schwerer gemacht. Nicht nur, weil allenthalben, angeführt von CSU-Politikern, Stimmung gegen sie gemacht wird, sondern auch, weil die tagtäglichen Probleme, für deren Lösung eigentlich die verantwortlichen Politiker zuständig sind, nicht angepackt werden,. Sie werden den Betroffenen selbst überlassen. Die „schwarze Null“ ist letztlich entscheidend für Schäuble, Scholz, Nahles, Habeck und die Regierung (und den stillen Mitregierenden Gauland) sowieso. Denen müssen wir das Vertrauen entziehen !
    Sonst gute Nacht, Deutschland !

  2. Ute Plass sagt:

    @keisner – schließe mich Ihrem Kommentar an. Ergänzend noch, dass die Frage nach Fluchtursachen von denjenigen, die das kapitalistisch ausbeutende Wirtschaftssystem als ‚marktkonforme Demokratie“ hochhalten, so gut wie nicht gestellt wird. Wenn darauf keine menschenfreundliche Antworten gegeben werden, sprich, endlich echte Hilfe zur Selbsthilfe geleistet wird in Armutsregionen, wozu u.a. faire Handelsabkommen , sowie zivile Konfliktlösungen in Krisengebieten statt Waffenlieferungen gehören, dann ist das, was wir aktuell erleben, erst der Anfang weltweiter Fluchtbewegungen.
    Menschen, die vor Not und Elend die Flucht ergreifen, sind nicht durch Mauern oder Zäune und drohenden ‚Ankerzentren‘ aufzuhalten.