Studie
Islamfeindlichkeit prägt bei Jugendlichen Bild von Muslimen
Medien beeinflussen die Meinung von Jugendlichen über Muslime negativ. Das geht aus einer aktuellen Studie hervor. Geprägt werde das Islambild vor allem durch Themen wie "Unterdrückung der muslimischen Frau", "Parallelgesellschaft" oder "Islamismus".
Donnerstag, 07.06.2018, 5:23 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 08.01.2020, 15:42 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Einer neuen Studie zufolge prägen bei Jugendlichen islamfeindliche Haltungen häufig das Bild von Muslimen. Die Meinung der jungen Menschen werde dabei vor allem durch den öffentlichen Diskurs in den Medien, vor allem im Fernsehen, sowie durch Erzählungen in den Familien beeinflusst, sagte die Islamwissenschaftlerin und Publizistin Lamya Kaddor am Mittwoch in Berlin. Geprägt werde das Islambild vor allem durch öffentlich diskutierte Themen wie etwa „Unterdrückung der muslimischen Frau“, „Parallelgesellschaft“, „Islamismus“ sowie „Bedrohung von Identität“.
Kaddor, die an der Universität Duisburg-Essen tätig ist, präsentierte dabei eine erste Teilstudie mit dem Titel „Islamfeindlichkeit im Jugendalter“. Gemeinsam mit der Migrationsforscherin Nicolle Pfaff hatte sie für die Untersuchung 20 Schüler zwischen 16 und 26 Jahren von Gymnasien, Berufsschulen und Berufskollegien in Groß- und Kleinstädten in Nordrhein-Westfalen in rund einstündigen Interviews befragt.
Download: Die Studie „Islamfeindlichkeit im Jugendalter“ ist hier online abrufbar.
Die Studie sei bewusst in NRW durchgeführt worden, wo Muslime, ihre Glaubenspraxis und ihre Symbole für die meisten jungen Menschen ein normaler Bestandteil gesellschaftlichen Lebens sind, hieß es. Die Untersuchung habe Antworten auf die Frage gesucht, wie junge Menschen trotz ihres Wissens um die Normalität der Migrationsgesellschaft und ihrer vielfältigen persönlichen Erfahrungen islamfeindliche Positionierungen entfalten können.
Überwiegend islamfeindlich
Bei den Interviews habe es insgesamt rund 800 islambezogene Aussagen der Jugendlichen gegeben. Die überwiegende Mehrheit der Aussagen sei islamfeindlich gewesen. Ein kleiner Teil der Aussagen habe sich reflektierend mit dem Islam auseinandergesetzt, sagte Kaddor.
Im zweiten Teil der von der Mercator-Stiftung geförderten Studie sollen in Kooperation mit dem Konfliktforscher Andraes Zick von der Universität Bielefeld weitere rund 500 Schüler befragt werden, um das Phänomen Islamfeindlichkeit unter Jugendlichen genauer zu beleuchten. Im dritten Schritt sei eine Studie zu pädagogischen Ansätzen zum Abbau von Islamfeindlichkeit geplant. Jungen Menschen müssten durch Bildungsarbeit „Chancen und Möglichkeiten zur Solidarisierung mit Muslimen und zur Reflexion von Rassismus eröffnet werden“, sagte Kaddor. (epd/mig) Aktuell Gesellschaft Studien
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