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Tafel-Debatte

Aufnahmestopp für Ausländer soll aufgehoben werden

Der Dachverband der Tafeln hat ein Ende des Aufnahmestopps für Ausländer in der Essener Tafel angekündigt. Die Debatte sei unverhältnismäßig gewesen. Vielmehr stehe die Politik in der Pflicht. Nicht die Tafeln seien das Problem, sondern das Problem heiße Armut. Von Lukas Philippi

Mittwoch, 04.04.2018, 6:24 Uhr|zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 05.04.2018, 17:21 Uhr Lesedauer: 3 Minuten  |  

Als Konsequenz aus der Debatte über den zeitweiligen Aufnahmestopp für Ausländer bei der Essener Tafel strebt der bundesweite Dachverband der Tafeln eine stärkere Kooperation mit den regionalen Lebensmittelausgabestellen an. Dass eine lokale Maßnahme eine derartige bundesweite Debatte auslöst, sei den Verantwortlichen vor Ort nicht klar gewesen, sagte der Vorsitzende des Dachverbandes, Jochen Brühl, dem Evangelischen Pressedienst in Berlin: „Wir werden uns in Zukunft noch stärker mit unseren Tafeln vor Ort austauschen, insbesondere was deren regionale Herausforderungen und Besonderheiten betrifft.“

Eine Erkenntnis sei sicherlich, „dass es besser ist, schon im Vorfeld über Probleme und Maßnahmen zu sprechen als im Nachhinein, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist“, sagte Brühl weiter. Es habe sich um eine „temporäre Entscheidung“ einer lokalen Tafel gehandelt, „sicherlich nicht glücklich und vor allem missverständlich“. Dabei nahm er die ehrenamtlich Tätigen in Schutz, die mit einem starken Andrang von Bedürftigen zurechtkommen müssten.

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Angesichts der zum Teil vehementen Kritik am Vorgehen der Essener Tafel, der sich auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) angeschlossen hatte, sprach Brühl von einer „Stellvertreterdebatte“: „Nicht die Tafeln sind das Problem, sondern das Problem heißt Armut.“ Kritiker hätten „erst einmal vor Ort nachfragen können, anstatt sofort draufzuhauen“, sagte Brühl: „Es gibt wahrhaft dringendere Probleme im Land als die Probleme bei der Essensausgabe der Essener Tafel.“

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Unverhältnismäßige Debatte

Den Medien warf der Tafel-Chef „Entrüstungsjournalismus“ vor. Die Debatte habe ihn sehr irritiert. Im Verhältnis zu der Hilfe und dem Einsatz, den die Ehrenamtlichen vor Ort gegenüber Hilfsbedürftigen leisteten, sei er „sprach- und ratlos“ über die in den Medien geführte Debatte gewesen, sagte Brühl: „Das stand nicht mehr im Verhältnis zueinander.“

Positiv sei, dass mit der Debatte über die Essener Tafel das Grundproblem der verbreiteten Armut in der Gesellschaft auf die bundespolitische Tagesordnung gesetzt wurde, sagte Brühl: „Ich hoffe, dass dies kein Strohfeuer war, sondern dauerhaft präsent bleibt.“ Es gebe zwölf bis 16 Millionen Menschen im Land, die entweder armutsgefährdet oder arm seien. Künftig müsse gegenüber der Politik noch deutlicher gemacht werden, dass die Tafeln sich für die Verteilung des Überflusses und nicht für die Armutsbekämpfung zuständig fühlen.

Ende des Aufnahmestopps für Ausländer

Zugleich kündigte Brühl an, dass der Aufnahmestopp für Nicht-Deutsche in Essen nun aufgehoben werden soll. „Wir haben immer klar gesagt, bei unserer Arbeit geht Not vor Herkunft“, betonte der Tafel-Chef und appellierte an die Verantwortlichen in den Kommunen, sich künftig frühzeitig über die Lage bei den Tafeln vor Ort zu erkundigen. Armutsbekämpfung sei nicht Aufgabe der Tafeln. „Die Überforderung muss ein Ende haben“, sagte Brühl: „Das muss die Politik endlich angehen.“

Die Essener Tafel war nach ihrer Ankündigung im Februar, zeitweilig nur Bedürftige mit deutschem Pass als Neukunden aufzunehmen, heftig kritisiert worden. Zur Begründung hatte die Tafel auf den starken Anstieg der Zahl von Migranten unter den 6.000 Kunden verwiesen. Vor allem alte Leute und alleinerziehende Mütter hätten sich bei der Lebensmittelausgabe durch Zuwanderer bedrängt gefühlt. (epd/mig) Aktuell Panorama

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  1. USchu sagt:

    Die Attititüde des deutschen Opfers ist so bekannt wie peinlich. Erhobenen Hauptes stellen sich die RitterInnen der „Tafel“ dem „Mainstream“ entgegen, selbstverständlich wissend, das die Mehrheit der Deutschen ihre Ressentiments ohnehin teilt. Dabei kommt ihnen nicht in den Sinn, das bereits die Kategorisierung 100%ig rassistisch ist. Das Paradigma einmal zu wechseln und erstens festzustellen, das das Dasein als „Ausländer“ die Chancen erhöht, auf die Tafel angewiesen zu sein, und zu thematisieren, das die deutschen offenbar ein Problem damit haben, mit Nicht-Ariern in einer Schlange zu stehen und zu auf Zuwendung zu warten, ist ihnen nicht eingefallen. Anstatt gemeinsam, kulturübergreifend das Problem anzufassen starten die Deutschen einen Kleinkrieg innerhalb der Gruppe der Deprivierten entlang einer ideologischen Grenze der „nationalität“. Sehr deutsch.