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Deutscher Medienkongress

Spiegel-Chefredakteur: „Ältere weiße Männer haben jüngere weiße Männer eingestellt“

Spiegel-Chefredakteur Klaus Brinkbäumer hat auf dem Deutschen Medienkongress 2018 die mangelnde Vielfalt in den Redaktionen deutscher Leitmedien kritisiert. Der Journalismus brauche mehr Vielfalt durch Frauen und Einwanderer.

Mittwoch, 17.01.2018, 6:20 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 17.01.2018, 17:05 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Der „Spiegel“-Chefredakteur Klaus Brinkbäumer kritisierte, dass im Journalismus jahrelang „ältere weiße Männer jüngere weiße Männer eingestellt“ hätten, die Ähnliches studiert hätten wie sie. Die Erkenntnis, dass der Journalismus mehr Vielfalt durch Frauen und Einwanderer brauche, sei da, allerdings würden derzeit in den Medien wegen des finanziellen Drucks kaum neue Mitarbeiter eingestellt, sagte Brinkbäumer am Dienstag beim Deutschen Medienkongress in Frankfurt am Main.

Mehr Verantwortung

Die stellvertretende Chefredakteurin der „Zeit“, Sabine Rückert, fordert mehr Verantwortung von den Medien. Es wäre eine „Katastrophe“, wenn „Medien die emotional ohnehin überheizte Welt weiter anheizen würden“, sagte Rückert. Die gegenwärtige Überhitzung in vielen Debatten, die durch die sozialen Medien befördert werde, sei aber zugleich eine große Chance für guten Journalismus: „Als Leitmedium haben wir die Aufgabe, nüchtern zu bleiben und trotzdem interessant.“

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Rückert sieht in der Digitalisierung gute Möglichkeiten für Medienhäuser. Die „Zeit“ erhalte „eine Menge Abonnements“ durch ihre Aktivitäten im Internet und in den sozialen Netzwerken. Der Aufwand, um die Auflage von derzeit knapp 490.000 Exemplaren zu halten, steige jedoch. Die stellvertretende Chefredakteurin merkte selbstkritisch an, dass die Leitmedien manchmal zu einig seien: „Wir lassen zu wenige andere Meinungen zu.“

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Das wirklich Wichtige wird vergessen

ZDF-Chefredakteur Peter Frey sagte, die Gefahr, dass in Deutschland ganze Regionen übersehen würden, sei wegen des föderalen System nicht so groß wie in den USA. Es sei gut, dass Journalisten sich selbst mehr hinterfragten und die Zeiten eines „sehr breitbeinigen Journalismus“ vorbei seien. Dennoch bräuchten Journalisten Selbstbewusstsein. Er beobachte vor allem in den USA, dass die Journalisten so gebannt auf die Tweets von US-Präsident Donald Trump starrten, dass „das, was wirklich wichtig ist, vergessen wird“.

Er glaube, dass die Leitmedien für die Orientierung der Menschen wichtiger seien denn je, sagte Frey. Zugleich forderte er eine Regulierung für soziale Netzwerke wie Facebook: „Dass es keine Alternative zu Facebook gibt, ist ein Problem.“ Die Situation erinnere ihn an die 30er Jahre in den USA, als die großen Monopole in den Bereichen Telefonie oder Eisenbahn zerschlagen werden mussten.

Brinkbäumer, Rückert und Frey diskutierten beim Deutschen Medienkongress, der von der Fachzeitschrift „Horizont“ ausgerichtet wird, über die Bedeutung von Leitmedien. Der Kongress endet am Mittwoch. (epd/mig)

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