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Umfrage

Terror und Extremismus bleiben größte Ängste in Deutschland

Die Angst vor Terrorismus, Einwanderung und politischer Gewalt von rechts und links ist auf hohem Niveau leicht rücklaufig. Das zeigt eine aktuelle Umfrage über die größten Sorgen in Deutschland.

Freitag, 08.09.2017, 4:21 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 08.01.2020, 15:43 Uhr Lesedauer: 3 Minuten  |  

Terror, Extremismus und Spannungen durch Zuwanderung bereiten den Deutschen laut einer Studie weiterhin großes Kopfzerbrechen. Insgesamt seien die meisten Ängste gegenüber dem Vorjahr aber zurückgegangen, heißt es in der diesjährigen Studie „Die Ängste der Deutschen“ im Auftrag der R+V-Versicherung, die am Donnerstag in Berlin vorgestellt wurde. Geringer als je zuvor im Verlauf der seit mehr als einem Vierteljahrhundert laufenden Langzeitstudie sind die Sorgen vor Arbeitslosigkeit und einer Verschlechterung der Wirtschaftslage.

Damit sank der allgemeine Angstindex um sechs Prozentpunkte auf 46 Prozent, sagte der Politikwissenschaftler und Leiter der Studie, Manfred Schmidt. Abgefragt wurden 20 Themen. Die Angst vor Terrorismus sank gegenüber dem Vorjahr um zwei Prozentpunkte, liegt aber mit aktuell 71 Prozent weiter auf Platz eins. Knapp zwei Drittel der Befragten (62 Prozent) nannten am zweithäufigsten die Angst vor politischem Extremismus, sechs Prozentpunkte weniger als im Vorjahr. Auch die Angst vor Spannungen durch Zuzug von Ausländern sank um sechs Prozentpunkte auf aktuell 61 Prozente (Platz drei).

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Für die Umfrage wurden in einer repräsentativen Stichprobe zwischen dem 23. Juni und dem 28. Juli knapp 2.400 Personen im Alter ab 14 Jahren persönlich befragt. Lediglich zwei Ängste belasten die Deutschen mehr als im vergangenen Jahr: die Angst vor Schadstoffen in Nahrungsmitteln stieg um einen Prozentpunkt auf 58 Prozent (Platz fünf). Dabei erfolgte die Umfrage noch vor Bekanntwerden des Lebensmittelskandals um Fipronil-belastete Eier. Die Angst vor Naturkatastrophen legte vier Prozentpunkte zu auf 56 Prozent (Platz sieben). Dafür sorgten in diesem Jahr vor allem die Ostdeutschen, die in der Vergangenheit sich weniger über „grüne“ Themen Sorgen gemacht hätten, sagte Brigitte Römstedt, bei R+V verantwortlich für die Studie.

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Sorgenkind Schuldenkrise

Sorgen bereitet den Deutschen weiterhin die Schuldenkrise in einigen EU-Mitgliedstaaten, mit 58 Prozent sieben Prozentpunkte weniger als im Vorjahr und aktuell auf Platz vier der Ängste-Liste. Zwar sei auch die Angst vor einem Kontrollverlust des Staates weiterhin groß, sagte Schmidt. Die Sorge über eine Überforderung der Behörden und der Deutschen sank aber um neun Prozentpunkte mit 57 Prozent auf Platz sechs. Mit 55 Prozent rangiert die Furcht vor Überforderung der Politiker in diesem Jahr auf Platz acht, minus zehn Prozentpunkte. Bemerkenswert sei dabei, so Schmidt, dass zum zweiten Mal in Folge diese Angst vor einer Bundestagswahl sinke. Das sei in früheren Wahlkampfzeiten anders gewesen.

Leicht verbessert haben sich 2017 auch die Schulnoten, mit denen die Befragten die Arbeit der Politiker bewerten konnten – von durchschnittlich 4,2 auf 3,9. „Dennoch ist das Urteil für die politische Klasse wenig schmeichelhaft“, urteilte der Heidelberger Politologe.

Weniger Angst vor Arbeitslosigkeit

Geringer als je zuvor sind die Ängste vor Arbeitslosigkeit und einer Verschlechterung der Wirtschaftslage. Mit 17 Prozentpunkten am stärksten gesunken ist die Befürchtung, dass die Arbeitslosenzahlen in Deutschland steigen könnten. Sie liegt mit 26 Prozent auf dem vorletzten Platz (19). Fast ebenso gering ist die Angst vor dem Verlust des eigenen Jobs (minus elf Prozentpunkte auf 27 Prozent, Platz 18). Die Furcht vor einem Abwärtstrend der Wirtschaft ist um 15 Prozentpunkte auf 37 Prozent abgesackt und damit ebenfalls auf Rekordtief (Platz 14).

Etwa die Hälfte der Bundesbürger (52 Prozent) hat große Angst davor, im Alter pflegebedürftig zu werden (Platz neun). Die Sorge vor steigenden Lebenshaltungskosten – viele Jahre lang auf Platz eins – liegt mit 50 Prozent nur noch auf Rang zehn. „Schlusslicht ist wie immer die Furcht vor dem Zerbrechen der Partnerschaft“, sagte Schmidt. Sie rangiert mit 17 Prozent deutlich hinter allen anderen Ängsten (Platz 20). (epd/mig) Aktuell Gesellschaft Studien

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  1. NIls Witte sagt:

    Drei kurze Anmerkungen eines Soziologen zu der Studie, die von einem Versicherungsunternehmen (!) in Auftrag gegeben wurde.

    1. Stufen 5-7 der 7-stufigen Skala wurden als „große Angst“ zusammengefasst.

    2. Was verkürzt als „Angst vor Terrorismus“ und „Angst vor Extremismus“ zusammengefasst wird, beruht auf folgenden Items:
    „Ich habe gar keine Angst … sehr große Angst davor, dass
    -terroristische Vereinigungen Anschläge verüben
    -sich der politische Extremismus ausbreitet“
    Man hätte auch nach der Angst, Opfer eines Terroranschlags zu werden fragen können, was bei Straftaten auch so getan wird. Nur wäre die Angst dann wohl weit geringer und die Studie hätte nicht so viele mediale Aufmerksamkeit bekommen.

    3. Es gilt als wissenschaftlich erwiesen, dass Befragte zur Zustimmung neigen (Akquieszenz). Die Befragung beginnt allerdings nicht gerade neutral, sondern fordert dazu auf, Ängste zu benennen: „Es gibt viele Risiken und Gefahren im Leben. Einige davon haben wir zusammengestellt. Uns interessiert nun, inwieweit Sie sich davon bedroht fühlen.“
    (siehe https://www.ruv.de/presse/aengste-der-deutschen/untersuchungsmethode)