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Alte Hände © daoro auf flickr.com (CC 2.0), bearb. MiG

Fachkräftemangel

Gewerkschaft warnt vor Personallücke in der Sozialbranche

Rund drei Millionen Fachkräfte könnten einer Studie zufolge im Jahr 2030 in den Betrieben fehlen. Jedes zweite Unternehmen betrachtet den Mangel bereits als eines seiner größten Risiken. Eine Lösung könnte Einwanderung und die Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt sein.

Freitag, 01.09.2017, 4:23 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 08.01.2020, 15:43 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Eine Prognose über einen drohenden großen Fachkräftemangel löst bei Gewerkschaften, Politikern und Unternehmen Besorgnis aus. Die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di warnte vor einer enormen Fachkräftelücke in den Sozial- und Erziehungsdiensten. Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) bezeichnete den Mangel an Fachkräften als eines der größten Geschäftsrisiken für jedes zweite Unternehmen. NRW-Arbeitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) sprach sich für eine Lehrstellen-Offensive von Wirtschaft und Arbeitsverwaltung aus.

Ver.di-Chef Frank Bsirske sagte der in Düsseldorf erscheinenden Rheinischen Post, allein in den Pflegeberufen fehlten bereits heute bundesweit 70.000 Fachkräfte. Er rief die Arbeitgeber auf, für die Mangelberufe gute Arbeitsbedingungen zu schaffen und tariflich abgesicherte und angemessene Löhne zu zahlen.

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Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt integrieren

DIHK-Präsident Eric Schweitzer sagte der Zeitung, zur Fachkräftesicherung müssten alle mehr unternehmen, auch die Wirtschaft selbst. „Wir müssen Schulabgängern noch attraktivere Angebote machen, damit sich weniger Menschen in ein Studium verirren, die in einem praktischen Beruf mit tollen Aufstiegsmöglichkeiten bessere Perspektiven hätten.“ Er appellierte auch an Schulen, Jugendliche für eine duale Ausbildung zu begeistern. Insbesondere Gymnasien müssten noch stärker Kooperationen mit Betrieben eingehen und Schülern frühzeitig Praktika ermöglichen.

NRW-Arbeitsminister Laumann, der bis zum Juni dieses Jahres der Pflegebeauftragte der Bundesregierung war, zeigte sich besonders besorgt über den drohenden Mangel an Pflegekräften. „Wo finden wir jedes Jahr mehr Menschen, die bereit sind, einen Menschen zu pflegen?“ Allein in Nordrhein-Westfalen würden in den kommenden 20 bis 30 Jahren jedes Jahr etwa 4.000 Pflegekräfte mehr als im jeweiligen Vorjahr benötigt. Eine Herkulesaufgabe sei es außerdem, Flüchtlinge so für den Arbeitsmarkt zu qualifizieren, „dass sie uns auch helfen, die Lücke bei den Fachkräften zu schließen und dass sie selber eine Perspektive für ihr Leben in Deutschland finden“, sagte Laumann.

Einwanderung wichtiges Handlungsfeld

Der Studie zufolge ist Einwanderung ein wichtiges Handlungsfeld, um den prognostizierten Fachkräftemangel abzufedern. Allerdings sei die künftige Einwanderung bereits in die Berechnungen mit eingeflossen. „Ohne die in der Bevölkerungsvorausberechnung des Statistischen Bundesamts veranschlagte Zuwanderung von 200.000 Personen netto jährlich, die mit ihrer Altersstruktur und ihren spezifischen Qualifikationen dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen, wäre die potenzielle Lücke wohl größer“, heißt es in der Studie. Insofern profitiere Deutschland bereits jetzt massiv von der Einwanderung, die viele Gestaltungsspielräume biete. Schließlich sei, anders als die übrigen Handlungsfleder, Einwanderung theoretisch nicht begrenzt.

Das Baseler Forschungsinstitut Prognos hatte am Mittwoch eine Studie veröffentlicht, wonach Deutschland bis zum Jahr 2030 etwa drei Millionen qualifizierte Arbeitnehmer fehlen könnten. Für das Jahr 2040 wurde eine Fachkräftelücke von rund 3,3 Millionen errechnet. Als Gründe nannte Prognos eine zunehmende Überalterung der Gesellschaft und den Wegfall von Arbeitsplätzen durch Digitalisierung und Automatisierung. (epd/mig) Aktuell Studien Wirtschaft

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