Rückeroberung von Begriffen
Deutscher Bühnenverein verstärkt Aktivitäten gegen Rechtspopulismus
Die deutschen Theater und Orchester wollen die Gesellschaft in Zukunft dabei ermutigen, sich für Demokratie und eine offene Gesellschaft einzusetzen. Es gehe dabei um die Deutungshoheit von Begriffen und die Rückerorberung von Worten.
Dienstag, 13.06.2017, 4:21 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 13.06.2017, 23:16 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Die deutschen Theater und Orchester wollen verstärkt gegen Rechtspopulismus und rechtsnationale Parteien aktiv werden. Sie fassten diesen Beschluss am Samstag auf der Jahreshauptversammlung des Deutschen Bühnenvereins in Dresden, wie Bühnenvereins-Präsident Ulrich Khuon mitteilte. Es gehe darum, „den Reichtum einer diversen Gesellschaft sichtbar werden zu lassen und diese nicht als Bedrohung zu empfinden“.
Die Theater und Orchester wollen die Gesellschaft nach Khuons Worten ermutigen, sich für Demokratie und eine offene Gesellschaft einzusetzen. Sie leisteten dies durch ihre künstlerischen Projekte, aber auch Podiumsdiskussionen. Der Bühnenverein mit Sitz in Köln wolle sich zudem mit anderen kulturpolitischen Institutionen vernetzen, um Begriffe wie Volk, Identität oder Nation in der öffentlichen Diskussion wieder positiv zu besetzen.
„Rechtspopulisten und rechtsnationale Parteien verstehen sich darauf, Begriffe mit ihrem schwarz-weißen Weltbild zu besetzen“, sagte der Geschäftsführende Direktor des Bühnenvereins, Marc Grandmontagne. Sie verknüpften Worte eng mit der eigenen Ideologie, obwohl ein Großteil der Bevölkerung damit keine Abschottung und keinen Kulturkampf verbinde. „Wir müssen diese Worte wieder neu erobern, sie mit Hoffnung und kultureller Vielfalt besetzen statt mit Aggression und Ausgrenzung“, forderte Grandmontagne.
250 Intendaten unterstützen Integration-Initiative
Der Bühnenverein, Interessen- und Arbeitgeberverband der Theater und Orchester, unterstützt nach eigenen Angaben die „Initiative kulturelle Integration“, die kürzlich 15 Thesen zu gesellschaftlichem Zusammenhalt vorgelegt hatte. Die rund 250 Intendanten, Verwaltungsdirektoren sowie Kulturpolitiker der Theater und Orchester riefen Institutionen und Privatpersonen auf, die Thesen auf der Internetseite kulturelle-integration.de zu unterzeichnen.
Erfreut zeigte sich Verbandspräsident Khuon darüber, dass der Bühnenverein gemeinsam mit Theaterschaffenden, dem Institut für Auslandsbeziehungen und dem Goethe-Institut ein Stipendienprogramm für türkische Künstler auflegen konnte. In einigen Ländern seien darstellende Künstler wegen ihres Eintretens für Demokratie von staatliche Beobachtung und Repression betroffen, sagte er. (epd/mig) Aktuell Feuilleton
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