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Imam in der Moschee © paul prescott / Shutterstock.com

Islam-Experte Ceylan

Deutscher Staat muss Imame mitfinanzieren

Nahezu alle Moschee-Gemeinden in Deutschland finanzieren ihre laufende Kosten sowie Imame mit freiwilligen Mitgliedsbeiträgen und Spenden. Islamexperte Ceylan fordert eine staatliche Beteiligung an diesen Kosten.

Von Martina Schwager Montag, 03.04.2017, 4:22 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 04.04.2017, 17:09 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Der Islamexperte Rauf Ceylan hält es für dringend notwendig, den Moschee-Gemeinden in Deutschland eine angemessene Bezahlung ihrer Imame zu ermöglichen. Mit der Gründung der Zentren für Islamische Theologie vor sechs Jahren habe die Politik zwar das Fundament für die Ausbildung von Imamen in Deutschland gelegt, sagte der stellvertretende Direktor des Instituts für Islamische Theologie in Osnabrück dem Evangelischen Pressedienst: „Aber sie hat nicht daran gedacht, eine Einnahmequelle für Imame zu schaffen.“

Ceylan sieht den Bund und die Länder in der Pflicht, dies nachzuholen und sich an der Finanzierung der Imame zu beteiligen. Er forderte aber auch die Muslime in Deutschland auf, sich in einem inner-islamischen Dialog über mögliche Finanzierungsmodelle zu verständigen.

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Am Osnabrücker Institut wie auch an den Islamzentren in Münster, Tübingen, Erlangen und Frankfurt am Main würden Theologen ausgebildet, die als Imame in Gemeinden arbeiten könnten, sagte Ceylan. Sie fänden aber kaum Stellen zu einem einigermaßen angemessenen Gehalt. Absolventen eines Master-Studienganges seien verständlicherweise nicht bereit, für maximal 1.000 Euro im Monat als Imame zu arbeiten. Die Moschee-Vereine, die sich zumeist über Spenden und Beiträge ihrer Mitglieder finanzieren, könnten sich eine bessere Bezahlung jedoch nicht leisten.

Viele Imame können kein Deutsch

In Deutschland ausgebildete, deutschsprachige Imame gibt es nach Angaben des Religionssoziologen lediglich in einigen der bundesweit etwa 900 Ditib-Moscheen. Diese würden von der türkischen Religionsbehörde Diyanet bezahlt würden. Diyanet finanziere auch die Arbeit der übrigen Ditib-Imame. Die weitaus meisten Prediger in den Moscheen stammten aber nach wie vor aus der Türkei und beherrschten kaum die deutsche Sprache.

Die bereits Jahrzehnte währende Verbindung zwischen dem größten Islam-Verband in Deutschland und der Türkei ist in den vergangenen Monaten aufgrund der zunehmend autoritären Regierungsführung von Präsident Recep Tayyip Erdogan verstärkt in die Kritik geraten. Zudem besteht der Verdacht, Ditib-Imame würden im Auftrag der türkischen Regierung Anhänger der oppositionellen Gülen-Bewegung bespitzeln. (epd/mig) Aktuell Politik

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