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Universität © ninastoessinger auf flickr.com (CC 2.0), bearb. MiG

Berlin

Humboldt-Uni bringt Islamische Theologie auf den Weg

Berlin ist ein Zentrum des Islam: 300.000 Muslime leben hier, es gibt rund 80 Gemeinden und 5.000 Kinder besuchen islamischen Religionsunterricht in der Schule. Was bislang fehlt ist eine akademische Ausbildung für Imame und Lehrer.

Mittwoch, 29.03.2017, 4:21 Uhr|zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 30.03.2017, 10:10 Uhr Lesedauer: 3 Minuten  |  

Die Weichen sind gestellt: Nach jahrelangen Diskussionen über eine fehlende universitäre Ausbildung islamischer Geistlicher in Berlin hat die Humboldt-Universität (HU) jetzt den Gründungsbeauftragten für ein Institut für Islamische Theologie benannt. Am Montag präsentierten Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) und HU-Präsidentin Sabine Kunst den Historiker Michael Borgolte, der von 1991 bis 2006 Geschichte des Mittelalters an der Hochschule lehrte.

Der emeritierte Mediävist soll in den kommenden Monaten unter anderem die bereits bestehende Arbeitsgruppe zur Etablierung des Instituts, die Ausschreibung von vier geplanten Professuren sowie die Besetzung des Beirates koordinieren. Außerdem muss die „institutionelle Einbindung“ geklärt werden, also welcher Fakultät das Institut angegliedert wird.

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Der Studienbetrieb soll im Herbst 2018 zum Wintersemester 2018/2019 aufgenommen werden. Für die Finanzierung der akademischen Ausbildung von Imamen und Islamlehrern stellt das Land bis 2022 insgesamt rund 13 Millionen Euro zur Verfügung, sagte Müller, der im Senat auch für das Ressort Wissenschaft zuständig ist. Damit gibt es dann in Deutschland neben Tübingen, Münster, Osnabrück, Erlangen-Nürnberg und Frankfurt am Main sechs universitäre Standorte mit Lehrstühlen für islamische Theologie.

Studienangebot noch unklar

Müller betonte, der Aufbau des Instituts habe für den Senat eine hohe Priorität. Kunst nannte den Gründungsbeauftragten Borgolte einen ausgewiesenen Experten „zur historischen Verbindung zwischen dem Islam und dem christlichen und jüdischen Abendland“. Seine Forschungen und Werke hätten den Blick auf die europäische Geschichte und Identität nachhaltig geprägt.

Auch wenn das Studienangebot noch nicht fest steht, so gibt es Überlegungen, unter anderem zwei dreijährige Bachelor-Studiengänge Islamische Theologie anzubieten sowie drei verschiedene Master-Studiengänge von jeweils zwei Jahren Dauer. Ob als Zulassungsvoraussetzung zum Bachelor-Studium Arabischkenntnisse erforderlich sein werden, stehe noch nicht fest, heißt es in einem Eckpunkte-Papier.

Islamverbände sollen Institut begleiten

Islamverbände sollen die Arbeit des künftigen Instituts begleiten. So sollen in dem Beirat neben der vom türkischen Staat finanzierten Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (Ditib) unter anderem die Islamische Föderation Berlin, der Verband der Islamischen Kulturzentren, der Zentralrat der Muslime in Deutschland und die Islamische Gemeinschaft der schiitischen Gemeinden Deutschlands vertreten sein. Zustimmungen etwa zu Berufungen und Studienordnungen darf der Beirat nur aus religiösen Gründen verweigern, heißt es.

Die muslimische Minderheit der Aleviten ist nicht vertreten und auch aus der Arbeitsgruppe zum Aufbau des Institutes ausgeschieden. Borgolte sagte auf Nachfrage, weitere Beiratsmitglieder könnten berufen werden; laut Eckpunkte-Papier allerdings nur durch einstimmigen Beschluss des Beirates.

Liberale Muslime sollen eingebunden werden

Kunst betonte, sie sei daran interessiert, die pluralistischen Stimmen der Muslime zu integrieren. Allerdings müsse das Gremium handhabbar bleiben: „Wir werden einen Weg finden, auch liberale Muslime einzubinden“, sagte die HU-Präsidentin. Müller nannte Ditib eine auch in Berlin umstrittene Organisation, die aber nur eine von mehreren Stimmen im Beirat habe.

Kunst sprach sich auf Nachfrage gegen einen muslimischen Gebetsraum in Gebäuden der Hochschule aus und berief sich dabei auf das Neutralitätsgebot des Staates, das auch für die Uni gelte. Mit Blick auf die von einigen evangelischen Theologieprofessoren an der HU favorisierte Bildung einer religionenübergreifenden Fakultät der Theologien sagte Müller, er halte dies für eine zukunftsweisende Idee. Mit dem Institut für Islamische Theologie werde ein großer Schritt nach vorne gemacht. (epd/mig) Aktuell Feuilleton

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