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Fernsehkamera © Marcus Sümnick @ flickr.com (CC 2.0), bearb. MiG

Experten

Geflüchtete Journalisten sind Bereicherung für Redaktionen

Geflüchtete Journalisten aus Kriegsgebieten haben kaum eine Chance, auf dem deutschen Medienmarkt Fuß zu fassen. Dabei sind sich Medienexperten sicher: sie könnten eine Bereicherung für die Redaktionen sein.

Montag, 27.03.2017, 4:23 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 28.03.2017, 17:44 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Nach Ansicht von Medienexperten sollten Redaktionen in Deutschland verstärkt geflüchtete Journalisten berichten lassen. Der andere Blick sei eine Bereicherung für die Redaktionen, sagte die Publizistin Claudia Nothelle. Noch seien die Möglichkeiten für Journalisten etwa aus Syrien oder anderen Bürgerkriegsländern, in Deutschland zu arbeiten, sehr überschaubar.

Nothelle äußerte sich bei einer Podiumsdiskussion der Evangelischen Akademie zu Berlin. Sie forderte zudem die Medienhäuser auf, von den geflüchteten Journalisten nicht nur Flüchtlingsthemen zu erwarten, sondern sie auch auf andere Themen anzusetzen. Nothelle betonte, dass es nicht darum gehe, nur neue Autoren zu finden. Sie müssten auch dort sitzen, wo Entscheidungen gefällt werden, etwa in der Themenplanung. Zugleich forderte sie die geflüchteten Journalisten auf, die deutsche Sprache zu lernen und sich einen Überblick über die Medienlandschaft zu verschaffen.

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Lange Zeit wurden Menschen mit Migrationshintergrund in den Redaktionen ignoriert, sagte der Journalist und Berater für Interkulturelle Kooperationen, Erhard Brunn. Jetzt sei eine Kreativität und Flexibilität möglich geworden, die zuvor kaum denkbar schien. Konkret nannte er, dass syrische Journalisten mit Hilfe von Übersetzern deutsche Texte veröffentlichen oder mit ihren Beiträgen Magazine oder Sonderausgaben gestalten.

Experte optimistisch

Die Journalistin Julia Gerlach zeigte sich optimistisch, dass sich die Redaktionen und Verlage für die geflüchteten Autoren öffnen. Alle würden profitieren, wenn noch mehr Blicke auf die Gesellschaft möglich würden. Gerlach ist Mitinitiatorin der Nachrichtenplattform „Amal, Berlin!“. Das Webangebot informiert Flüchtlinge in Arabisch und Persisch über Neuigkeiten aus Berlin und Deutschland. Träger des Projekts ist die Evangelische Journalistenschule, finanziert wird das Projekt von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).

Die syrische Journalistin Dina Aboul Hosn hofft auf mehr Lernmöglichkeiten in deutschen Redaktionen, beispielsweise über bezahlte Praktika. „Wir wollen in die Mainstream-Medien integriert werden“, sagte Aboul Hosn. Die Syrerin gründete die erste arabischsprachige Zeitung in Deutschland (ABWAB). Sie erscheint monatlich und finanziert sich über private Spenden. (epd/mig) Aktuell Feuilleton

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  1. karakal sagt:

    Die wenigen Journalisten mit Migrations- bzw. muslimischem Hintergrund heben sich wohltuend von der Masse der übrigen Journalisten ab, die bei Themen, die mit dem Islam oder dem Nahen Osten zu tun haben, meist den blühendesten Unsinn von sich geben, da ihnen die Sachkenntnis mangelt und ihnen der Schlüssel fehlt, um Zugang dazu zu erlangen, nämlich die Kenntnis der jeweiligen Sprachen, insbesondere des Arabischen, und umfassendes Grundwissen über den Islam.
    So lesen wir immer wieder Floskeln, wie „Die Dschihadisten wollen in … einen Gottesstaat errichten“. „Gottesstaat“ ist ein christlicher (Augustin: De civitate Dei) und kein islamischer Begriff, und was ist unter einem „Dschihadisten“ zu verstehen? Ein vorgeblich den Dschihad betreibender Terrorist, der die mit dem Islam unvereinbaren Verbrechen, die er begeht, irrtümlich für Dschihad hält. Dann sollte man aber ehrlicherweise direkt von einem „Terroristen“ sprechen und nicht mit einer ungeschickten – oder sogar bewußt falsch gewählten Ausdrucksweise – den Begriff des islamischen Dschihad durch den Dreck ziehen. Die Terroristen errichten weder einen Gottes- noch einen säkularen oder sonstigen Staat, sondern allenfalls eine Schreckensherrschaft.
    Journalisten, die selbst Muslime sind und aus einer Umgebung kommen, in der solche falschen Bezeichnungen nicht verwendet werden, sind eher dazu angetan, sich diesbezüglich richtig auszudrücken.