Pakistan
„Afghanisches Mädchen“ bleibt wegen Ausweisfälschung in Haft
Das Gesicht von Sharbat Gula ist weltweit bekannt als das "afghanische Mädchen". Ihre von Sorgen und Flucht gezeichnete Lebensgeschichte hingegen kennen nur wenige. Derzeit sitzt sie in Pakistan in Haft.
Donnerstag, 03.11.2016, 8:20 Uhr|zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 03.11.2016, 18:00 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Sie ist vermutlich der berühmteste Flüchtling der Welt: Doch die Afghanin Sharbat Gula bleibt wegen Dokumentenfälschung in Pakistan weiter in Haft, wie pakistanische Medien am Mittwoch berichteten. Das Mädchen mit den grünen Augen, die als 12-Jährige im Stil einer Ikone den Titel einer „National Geographic“-Ausgabe schmückte, wird trotz internationalem Druck nicht gegen Kaution freigelassen.
Der afghanische Botschafter in Pakistan, Omar Zakhilwal zeigte sich enttäuscht. Er appellierte an Pakistans Premierminister Nawaz Sharif, sich für Gulas Freilassung einzusetzen. Die heute etwa 47 Jahre alte Frau war in der vergangenen Woche wegen angeblicher Ausweisfälschung in der pakistanischen Großstadt Peshawar festgenommen worden. Sie bestreitet die Vorwürfe gegen sie.
Die afghanische Mona Lisa
1984 war Gula von dem US-Fotografen Steve McCurry in einem Flüchtlingslager nahe der pakistanischen Stadt Peshawar porträtiert worden. Ihre ausdrucksstarken türkisgrünen Augen und ihr zerrissenes rotes Kopftuch machten das Foto zu einem Meisterwerk, das mit der „Mona Lisa“ von Leonardo da Vinci verglichen wurde.
Am Dienstag hatten Gulas Anwälte dem Gericht mitgeteilt, dass die inhaftierte Afghanin an Hepatitis C leide und nach dem Tode ihres Mannes allein für ihre Kinder sorgen müsse. Laut ihrer Verteidiger ist Gulas pakistanischer Personalausweis legal erworben. Eine halbe Million Afghanen in Pakistan seien in Besitz eines solchen Dokuments. Die Regierung habe jedoch ein Gesetz beschlossen wonach, diese den Ausweis zurückgeben müssen. Die Frist dafür sei jedoch noch nicht verstrichen gewesen, argumentierten sie.
Waise mit sechs
Gula hatte als Sechsjährige ihre Eltern bei einem Bombenangriff sowjetischer Kampfflugzeuge verloren und war gemeinsam mit ihren Geschwistern zu Fuß über die Berge nach Pakistan geflohen. Jahrzehntelang blieb ihre Identität ein Rätsel, bis Fotograf McCurry sie 2002 in einem Dorf in Afghanistan wieder aufspürte.
Gula hatte ihr weltberühmtes Foto mit dem Titel „Afghanisches Mädchen“ bis dahin nie gesehen. Inzwischen ging sie wieder nach Pakistan, wo ihr nun die Ausweisung droht. Auch Fotograf McCurry hat sich für ihre Freilassung ausgesprochen.
Gula ist eine von Hunderttausenden afghanischen Flüchtlingen, die Pakistan zurückschicken will. Das islamische Land hat die Personalkontrollen und Gesetze verschärft: Afghanen, die kein gültiges Visum haben, müssen Pakistan verlassen. In diesem Jahr kehrten bereits 370.000 Afghanen aus Pakistan zurück. Pakistan hatte während des Afghanistan-Krieges in den 1980er Jahren Millionen Flüchtlinge aus Afghanistan aufgenommen. Viele von ihnen blieben. (epd/mig) Aktuell Feuilleton
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