Moschee, Minarette, Ampel, rot, Ditib, Köln
Die Ditib-Moschee in Köln-Ehrenfeld © MiG

"Muslim-Bashing"

Streit über Beteiligung von Ditib an Religionsunterricht

Die Diskussion über die Beteiligung des türkisch-islamischen Verbands Ditib am Religionsunterricht ging am Wochenende weiter. Der Einfluss von Erdoğan wird vermutet, nachgewiesen ist es nicht. Ditib spricht von "Bashing von Muslimen". So würden Muslime entfremdet.

Montag, 08.08.2016, 8:23 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 10.08.2016, 14:47 Uhr Lesedauer: 3 Minuten  |  

In der Diskussion über Kooperationen mit dem Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (Ditib) haben deutsche Bundespolitiker den Verband erneut zur Distanzierung von der Politik des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan aufgefordert. Unionsfraktionschef Volker Kauder sagte, Ditib sei „offenbar Sprachrohr von Präsident Erdoğan“ und sollte deshalb keinen islamischen Religionsunterricht in Schulen gestalten. Stephan Mayer (CSU) verlangte von Ditib, die „Eigenständigkeit unter Beweis zu stellen“. Ein Beleg, dass die Ditib von Ankara gesteuert wird, liegt bislang allerdings auch nicht vor.

Kerstin Griese (SPD) sagte, es könne nicht geduldet werden, „dass Erdoğans Politik in deutsche Moscheegemeinden hineingetragen wird“. Für die Grünen betonte Volker Beck, es sei gut, dass die „deutsche Politik“ im Umgang mit der Ditib „ihre Naivität“ ein Stück weit abgelegt habe.

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Politiker besorgt

Kauder sagte, er beobachte mit Sorge „Versuche der Einflussnahme“ der türkischen Regierung auf die in Deutschland lebenden türkischstämmigen Bürger. Eine Zusammenarbeit könne nur fortgesetzt werden, wenn sich Ditib nicht als „unkritisches Sprachrohr instrumentalisieren lässt“, sagte der innenpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Mayer der „Welt“.

Griese, kirchen- und religionspolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion und Ratsmitglied der Evangelischen Kirche, sagte der Welt, sie erwarte, dass der Verband die türkische Politik nach dem Putschversuch nicht „rechtfertigt oder gar unterstützt“. FDP-Chef Christian Lindner forderte laut Bild am Sonntag von allen Islamverbänden, „eine deutlich entschlossenere Arbeit gegen jede Form der Radikalisierung“.

Hessen hält an Ditib fest

Ditib, der größte Islamverband in Deutschland, ist mit der türkischen Religionsbehörde Diyanet verbunden, die zum Beispiel die Imame für die Ditib-Moscheen schickt und bezahlt. Kritik daran gibt es schon seit vielen Jahren. In mehreren Bundesländern arbeitet die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (Ditib) am Religionsunterricht mit.

Hessen beispielsweise arbeitet seit mehr als drei Jahren mit der Ditib und spricht von einer „bewährten Zusammenarbeit“. Die Landesregierung überprüfe regelmäßig den von Ditib-Leuten erteilten Religionsunterricht. Dabei habe sich bislang gezeigt, dass es keinen Einfluss des türkischen Staats gebe. Die FDP-Generalsekretärin und frühere hessische Kultusministerin Nicola Beer sieht den Islamunterricht an 46 hessischen Grundschulen nicht gefährdet.

Ditib beklagt „Bashing von Muslimen“

Ditib-Sprecher Zekeriya Altug hatte gegenüber dem Evangelischen Pressedienst von „Bashing von Muslimen“ gesprochen. Durch das Verhalten mancher Politiker würden die Muslime genau zu dem gedrängt, was man ihnen unterstelle: Dass sie sich von Deutschland weiter entfremden. Ditib habe „stets zu Ruhe und Entspannung aufgerufen“, sagte er.

Griese und Beck forderten am Wochenende aber auch dazu auf, mit Ditib im kritischen Gespräch zu bleiben. Bisher habe der Islam in Deutschland keine repräsentativen Vertretungsformen, sagte Griese. Das liege daran, dass der Islam zwar eine Religion, aber keine Kirche sei. Dennoch könne sich der Islam in Deutschland demokratisch repräsentativ organisieren.

Laschet: Ditib war Garant

Beck forderte eine „bekenntnisförmige Neuorganisation“ der Muslime zu Glaubensgemeinschaften. Bisher bezögen sich die islamischen Verbände in ihrer Abgrenzung untereinander nicht auf religiöse, sondern auf politische und sprachliche Unterschiede. Auch der stellvertretende CDU-Bundesvorsitzende Armin Laschet forderte im Deutschlandfunk, Ditib müsse „sich völlig neu organisieren und auch unabhängig machen“.

Laschet verwies aber auch darauf, dass deutsche Behörden über Jahrzehnte froh gewesen seien, dass Ditib sich um die türkischen Gläubigen gekümmert habe. Weil Ditib vom türkischen Staat abhängig sei, sei damit auch garantiert gewesen, „dass ein Islam in den Moscheen gepredigt wurde, der mit dem Grundgesetz vereinbar ist“, sagte er.

Die rheinland-pfälzische Landesregierung hatte am Freitag angekündigt, die Gespräche mit den islamischen Verbänden, auch Ditib, vorerst auszusetzen. Beck lobte das Modell in Nordrhein-Westfalen, wo beim islamischen Religionsgesetz ein Beirat unter Beteiligung der Verbände und Sachverständigen die Rolle der Religionsgemeinschaften ersetze. (epd/mig) Aktuell Politik

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  1. Türke sagt:

    Es ist immer einfach ständig auf eine Organisation drauf zu hauen, aber die Ditib leistet sehr gute Dienste für Muslime in Deutschland. Wir sind bei der Ditib eingetragen, zahlen einen regelmäßigen Beitrag. Als mein Vater verstarb, hat Ditib sämtliche Kosten zwecks Überführung seines Leichnams in die Türkei übernommen. Ich kenne Familien, die es nicht geschafft haben, das Geld für die Überführung aufzubringen. Einfach nur traurig, jahrzehntelang gebuckelt, gearbeitet. Deutsche Medien und Organisationen stacheln gerne an, aber wenn es darum geht Dienstleistung in solchen Situationen anzubieten, sind sie nicht da. Ich bin jedenfalls Ditib dafür dankbar.

  2. Tobias sagt:

    Weil Ditib vom türkischen Staat abhängig sei, sei damit auch garantiert gewesen, „dass ein Islam in den Moscheen gepredigt wurde, der mit dem Grundgesetz vereinbar ist“, sagte der stellvertretende CDU-Bundesvorsitzende Armin Laschet. Solche Sätze zeigen die Blauäugigkeit und Unbedarftheit der politischen Funktionäre, die mit Islamfragen betraut worden sind.
    Der türkische Staatsislam ist noch nie mit dem deutschen Grundgesetz vereinbar gewesen – negative Religionsfreiheit, Gleichwertigkeit von Mann und Frau, körperliche Unversehrtheit – um nur die gravierensten Stichpunkte der Unvereinbarkeit zu nennen.

    Der türkische Staatsislam, wie er vom türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan vertreten wird, wandert immer mehr in eine islamistische Richtung und ist ganz sichtbar heute ein politischer Islam, keine reine Religion mehr. Es sei zu begrüßen, dass nun bei deutschen Politikern eine Art „bitteres Erwachen“ erfolgt und bei Gesprächen mit islamischen Verbänden über den islamischen Bekenntnisunterricht an deutschen Schulen genauer hingesehen wird..
    Einige Politiker und vor allem Kirchenvertreter haben sich hinter die Fichte führen lassen. Es ist an der Zeit, genau auf die Programme von islamischen Organisationen zu schauen und sich zu fragen, welche Art von Islam diese eigentlich vertreten.

  3. Cengiz K sagt:

    …Der türkische Staatsislam ist noch nie mit dem deutschen Grundgesetz vereinbar gewesen – negative Religionsfreiheit, Gleichwertigkeit von Mann und Frau, körperliche Unversehrtheit – um nur die gravierensten Stichpunkte der Unvereinbarkeit zu nennen….

    Können Sie die Stellen aus dem Grundgesetz expressis verbis zitieren, wo das so steht.. Oder sind Sie bereits bei der Auslegung? Der Rest von dem, was Sie schreiben ist genauso ausgemachter Unfug, da lohnt es nicht mal darauf einzugehen.. Unglaublich die Dummheit und der Fremdenhass, die in der BRD immer mehr zunehmen.. Das Einzige, was unvereinabr ist, ist Ihre Person mit der bundesdeutschen Verfasstheit.. Hetzer..

  4. posteo sagt:

    Türke sagt:

    …. Als mein Vater verstarb, hat Ditib sämtliche Kosten zwecks Überführung seines Leichnams in die Türkei übernommen. Ich kenne Familien, die es nicht geschafft haben, das Geld für die Überführung aufzubringen. … Ich bin jedenfalls Ditib dafür dankbar.
    —————————————————————————————————
    Völlig korrekt. Stirbt ein Deutscher im Ausland, zahlt auch nicht das Aufenthaltsland. Notfalls streckt das Konsulat die Kosten vor. Woher nehmen Sie nur Ihre absurden Ansprüche?

  5. President Obama sagt:

    Zu Ditib gibt es verschiedene auch nachvollziehbare Auffassungen:

    Wenn man davon ausgeht, dass Ditib auch politisch gesteuert wird, ist doch der Hintergrund, welche Politik jeweils dahinter steckt. Vor 10 Jahren war dies sicher noch eine andere als heute. Daher kommt es auch, dass man Ditib unterschiedlich betrachten kann.

    Ich habe in diesem Zusammenhang eine Auseinandersetzung mit dem neuen Iman einer Ditibgemeinde und einem Vorstandsmitglied (zugleich UETD Vorstandsmitglied) mitbekommen.

    Der Imam mahnte an, die Ehefrauen mehr am örtlichen Geschehen teilhaben zu lassen und sich als Moscheegemeinde mehr zu öffnen. Das Vorstandmitglied konnte diese Meinung nicht teilen und betitelt den Iman seit dem als nicht geeignet.

    Was ich sagen will: Nur schwarz oder weiß ist diese Diskussion nicht zu führen.

    Eine gänzlich andere Frage ist für mich aber, warum Ditib Religionsunterricht an Schule noch weiterhin gestalten soll. Zwar sind die meisten Muslime türkisch. In 2008 kamen 63 % der Muslime aus der Türkei. Nach dem Zuzug vieler syrischer Flüchtlinge dürften sich die Anteile aber geändert haben und demnach ist es für mich nicht vertretbar, dass Ditib allein an einer Unterrichtsgestaltung teilnimmt. Dabei werden Schiiten nicht berücksichtigt und auch nicht sunnitische Muslime, die nicht aus der Türkei kommen, sondern aus Bosnien, Albanien, Kosovo, Syrien oder dem Irak.

  6. Türke sagt:

    Sie haben es nicht kapiert posteo. Die ditib bietet eine solche versicherung für den kleinen geldbeutel (50 euro pro jahr) an. Das finde ich eine gute sache. Eine andere bekannte, deren mann bei einem besuch in der türkei verstorben ist, hat sämtliche beiträge von der ditib wieder zurückerhalten, weil sie keine überführung vornehmen lasssen musste. Mir hatten sie damals sämtliche flug und überführungskosten übernommen. Hier ständig ditib kritisieren aber selber nichts auf die reihe bekommmen kann jeder. Bieten sie lieber lösungen für die probleme der menschen an.

  7. posteo sagt:

    Lieber Türke,
    dann habe ich Ihren Satz „Ich kenne Familien, die es nicht geschafft haben, das Geld für die Überführung aufzubringen. Einfach nur traurig, jahrzehntelang gebuckelt, gearbeitet.“ fälschlicherweise auf den deutschen Staat bezogen, sorry.
    Fazit: Wer eine kosten intensivere Bestattung möchte, muss sich rechtzeitig absichern, wobei die DITIB eine sehr preisgünstige Versicherung bietet, oder er muss mit dem sozial-gesetzlich garantierten Standard vorlieb nehmen.

  8. Tobias sagt:

    „Ein Beleg, dass die Ditib von Ankara gesteuert wird, liegt bislang allerdings auch nicht vor.“
    Es gibt aber enge Verflechtungen zwischen dem örtlichen Moscheeverein und der Türkei. Z.B. die Moschee selbst. Laut Grundbuch gehören die Gebäude der „Türkisch-islamische Union des Amtes für religiöse Angelegenheiten“ und damit letztlich dem türkischen Staat. Finanziell ist das kein Problem – der Etat dieses Amtes ist nach dem Militärhaushalt der größte Posten im türkischen Haushalt.
    Ein weiterer Verbindungspunkt zwischen dem örtlichen Moscheeverein und der Türkei ist das Freitagsgebet, das zentral in Ankara für alle 900 DITIB-Moscheen formuliert wird.
    Aber das Hauptproblem sind die Imame, deren Aufenthalt nach dem Aufenthaltsgesetz geduldet und sogar von der Bundesregierung gefördert, weil sie als „vorwiegend aus religiösen Gründen beschäftigt“ angesehen werden.
    Ralph Giordano berichtete in der FAZ vom 12. August 2007, die DITIB-Imame würden geschult, den Völkermord an den Armeniern als „Mythos“ zu erklären. Dessen ungeachtet fordert der Bischof der Landeskirche Hannovers, dass in Niedersachsen ein Staatsvertrag mit der DITIB abgeschlossen wird, der der DITIB ermöglicht, den Inhalt des Islamunterrichtes mitzubestimmen. In Berlin haben Islamverbände bereits versucht, den Völkermord an den Armeniern aus den Geschichtslehrbüchern zu streichen.
    Die Konflikte sind vorprogrammiert. Die DITIB – Imame sprechen kaum Deutsch und verbreiten ihre Lehren auf Türkisch und Arabisch. Was sie treiben und reden, entzieht sich den Erkenntnismöglichkeiten der deutschen Behörden. Das ist umso gefährlicher, als der Koran erlaubt, durch die „taqiya“ im Interesse der Ausbreitung des Islam Andersgläubige zu täuschen.

  9. Sami sagt:

    @Tobias

    Woher haben Sie blos Ihre Informationen. Es stimmt nicht, dass die Freitagspredigten in Ankara geschrieben werden. Die werden in der Ditib-Zentrale in Köln verfasst und den Gemeinden zur Verfügung gestellt. Den Rest ihres Kommentars erspare ich mir.

  10. Tobias sagt:

    @Sami
    „Woher haben Sie bloß Ihre Informationen.“
    Aus der ZEIT, aber auch im aktuellen FOCUS steht:
    „Die fast 900 Imame werden von der Diyanet ausgewählt und für (meist) vier Jahre nach Deutschland delegiert, sie bekommen die Vorlagen und Themen für ihre Freitagspredigten aus Ankara.“
    Aber das eigentlich Beunruhigende ist ja nicht die Herkunft und dass die Predigten zentral gesteuert werden, sondern ihr Inhalt.
    Eine Ditib -Freitagspredigt wird zitiert mit den Worten „Das Märtyrertum ist im Islam eine große Ehre. Selbst die Paradiesbewohner blicken mit wohlwollendem Neid auf den Rang derer, die ihr Leben für Allah ließen. Eines ist dennoch mit uns: unsere Religion, unser Land, für das sie mit ihrem Blut gezahlt haben und unsere Werte.“
    So eine Verherrlichung des Blutvergießens für Volk und Vaterland hatten wir in Deutschland schon einmal. Was wir daraus gelernt haben ist: Nie wieder. Das ist der Grundkonsens aller Deutschen, die aus der Geschichte ihre Lektion gelernt haben. Dieser Konsens ist nicht verhandelbar.
    Da ist es schon beängstigend, wenn in Köln am vorletzten Sonntag 10-tausende von Deutschen in der 3. Generation skandieren: „Wir geben unser Leben für unser Land!“
    Sami, aufwachen! Wer da wegschaut, wird mitschuldig.