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30.000 Türkeistämmige demonstrieren gegen den Putschversuch in der Türkei © TwitterPictures

Köln

Knapp 40.000 Teilnehmer feierten Zerschlagung des Putsches

40.000 Türkeistämmige sind der Einladung eines breiten Bündnisses von Vereinen und Verbänden gefolgt und haben in Köln die Niederschlagung des Putschversuchs gefeiert. Die Polizei sprach von einer aufgeheizten aber friedlichen Stimmung.

Montag, 01.08.2016, 8:19 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 01.08.2016, 18:07 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Etwa 40.000 Türkeistämmige haben am Sonntag in Köln demonstriert. Anlass war der vor zwei Wochen vereitelte Militärputsch in der Türkei. Das Motto der mehrstündigen Veranstaltung im Kölner Stadtteil Deutz lautete: „Ja zur Demokratie – Nein zum Staatsstreich“. Auf Transparenten hieß es unter anderem „Triumph der Freiheit“ oder „Mit allen Farben sind wir die Türkei“. Teile der Demonstranten skandierten aber auch für die Todesstrafe. Zigtausende türkische Flaggen wurden geschwungen. Unter den Rednern war auch der türkische Sportminister Akif Çağatay Kılıç. Bis zum frühen Abend verlief die Veranstaltung laut Polizei friedlich.

Ein Bündnis von fast 100 Vereinen und Verbänden hatten die Großdemonstration unterstützt. Angemeldet wurde sie von der AKP nahen Union Europäisch-Türkischer Demokraten (UETD). Veranstalter und Polizei hatten im Vorfeld mit deutlich mehr Teilnehmern gerechnet, bis zu 50.000 Teilnehmer wurden genannt. Die Polizei vermeldete schließlich 40.000 Personen. Offenbar blieben viele Menschen aufgrund des Regenwetters zu Hause. Unter den Demonstranten waren aber auch viele dabei, die gekommen waren wegen der öffentlichen Kritik an der Kundgebung. „Jetzt erst Recht, habe ich mir gedacht“, sagte ein Teilnehmer dem MiGAZIN.

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Auftakt mit türkischer und deutscher Hymne

Gegen die Großkundgebung und das harte Durchgreifen der Türkei gegen das Gülen-Netzwerk, das für den Putsch verantwortlich gemacht wird, gab es in Köln auch kleinere Gegendemonstrationen. Bis zum späten Nachmittag verliefen alle angemeldeten Veranstaltungen nach Auskunft der Polizei ohne Zwischenfälle. Trotz „aufgeheizter Stimmung“ konnte die Polizei, die insgesamt mit etwa 2.700 Kräften im Einsatz war, Ausschreitungen auch bei den Gegendemonstrationen weitgehend verhindern, sagte ein Polizeisprecher.

Die Veranstalter der Demokratie-Kundgebung wollten ursprünglich den türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdoğan auf einer Leinwand live zuschalten lassen. Das Bundesverfassungsgericht sprach dagegen allerdings am Samstagabend in letzter Instanz ein Verbot aus. Der Generalsekretär der UETD, Bülent Bilge, betonte bei der Großkundgebung, es gehe seiner Organisation und den Demonstranten „um ein friedliches und harmonisches Miteinander und um gegenseitigen Respekt“. Zum Auftakt der Veranstaltung wurden die Nationalhymnen der Türkei und der Bundesrepublik Deutschland gespielt. Zudem gab es eine Schweigeminute für die Toten des Putschversuchs vor zwei Wochen.

Im Vorfeld der Kundgebung wurde kontrovers über die Veranstaltung diskutiert. Einzelne Politiker forderten ein Demo-Verbot, andere kritisierten den Import von inntertürkischen Problemen. Die Polizei hatte großen Sicherheitsbedenken bekundet. Der Veranstalter sprach davon, dass plötzlich fest gebuchte Dienstleister plötzlich abspringen. Auf sie würde „Druck von oben“ ausgeübt.

NRW-Innenminister Jäger begrüßte am Sonntagabend den weitgehend friedlichen Verlauf der Kundgebung. Auch Kölns Oberbürgermeisterin Reker zeigte sich erleichtert, forderte jedoch eine „breite Diskussion über dieses Thema“. (epd/mig) Aktuell Gesellschaft

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  1. Claudius sagt:

    „Mit den USA, in der die Todesstrafe seit jeher erlaubt ist, möchte es ein Handelsabkommen beschließen, aber der Türkei droht es mit dem Abbruch der Verhandlungen zur Aufnahme in die EU. An diesem Beispiel wird die dreckige Politik Deutschlands mehr als deutlich.“
    Schlechtes Beispiel, da zwei Ebenen vertauscht werden:
    Wenn in der Türkei die Todesstrafe eingeführt werden würde, würde Deutschland wie mit den USA weiter Handel führen.
    Und die USA würde – auch wegen der Todesstrafe – niemals in die EU aufgenommen werden (natürlich auch wegen der Lage).

  2. Mindy sagt:

    @President Erdogan

    Es ist egal ob die Türkei sich China, Russland, der EU oder den USA zuwendet. Die Türkei wird immer nur eine untergeordnete Rolle spielen. Die Türkei wird niemals ein Global Player sein, weil sie ganz einfach zu klein ist und zu wenig Einfluss hat. Nicht mal, wenn sich Erdogans osmanische Träume alle verwirklichen würden, wäre die „Türkei“ ein Global Player.

    Übrigens würde ich mal die Anzahl von russichen und chinesischen Firmen mit europäischen Firmen vergleichen die in der Türkei investiert haben. Da Müsste Ihnen ein Licht aufgehen welcher Vorteil die Türkei von der europäsichen „Abhängigkeit“ hat.
    Natürlich können Ihnen die Konsequenzen die sich für die Türkei aus Erdogans gebaren ergeben völlig egal sein, Sie leben ja im gemütlichen Europa, gell?

  3. Mindy sagt:

    Nach der Diskussion hier im Forum kann ich die AKP-Türken besser verstehen. Die AKP-Türken verstehen die Komplexität unserer globalisierten Welt nicht mehr und versuchen mit nostalgisch einfachen antworten, Verschwörungstheorien, simplifizierten Feindbildern und wehenden Fahnen sich vom Rest der Welt abzuschotten in der Hoffnung, am Ende eventuell cleverer gewesen zu sein, als alle anderen…Nordkorea hat das gleiche auch mal versucht…

    Hochmut kommt vor dem Fall ;)