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Wissenschaftler

Bildung ist die beste Vorbeugung gegen Radikalisierung

Nach der Axt-Attacke eines jungen Flüchtlings in Würzburg wird nach Wegen gesucht, solche Taten zu verhindern. Oft sei es zu spät, wenn bei Jugendlichen solche Tendenzen festgestellt werden, mahnen Fachleute.

Donnerstag, 21.07.2016, 8:21 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 24.07.2016, 20:16 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Nach den Axt-Attacken eines jungen Flüchtlings in Würzburg plädieren Wissenschaftler für mehr Anstrengungen in der Bildungsarbeit. Der Osnabrücker Islamwissenschaftler Michael Kiefer und der Bielefelder Konfliktforscher Andreas Zick forderten vor allem mehr Präventionsarbeit an Schulen. „Wir brauchen in Schule und Jugendhilfe gut geschultes pädagogisches Personal, das in der Lage ist frühzeitig Radikalisierung zu erkennen“, sagte Kiefer der Neuen Osnabrücker Zeitung. Vertreter der Kommunen forderten die allgemeine Einführung von Islamunterricht. Damit gewinne der Staat mehr Kontrolle über die Erziehung muslimischer Jugendlicher.

Der Angreifer hatte 2015 bei den deutschen Behörden als unbegleiteter minderjähriger Flüchtling aus Afghanistan um Asyl gebeten. Ein Internetvideo, in dem er sich zum IS bekannte, stufen die Ermittler als authentisch ein.

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„Oft wird es zu spät gemeldet, wenn bei Jugendlichen solche Tendenzen festgestellt werden“, sagte der Islam-Experte Kiefer. Bereits während des Studiums müssten angehende Lehrer dafür sensibilisiert werden. Der Umgang mit Extremismus müsse zudem stärker in den Unterricht eingebunden werden. Doch dafür gebe es noch zu wenig Materialien. „In den Lehrbüchern ist das Thema Jugendextremismus nicht präsent.“

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Der Konfliktforscher Zick betonte, die Prävention müsse einsetzen, wenn Menschen sich in extremistischen Szenen bewegen oder Ideologien gut finden, die Gewalt rechtfertigen. „In Schulen und an Ausbildungsstätten kann man viel machen“, sagte er der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung. Allerdings bräuchten die Schulen und Betriebe für diese zusätzliche und schwere Arbeit Unterstützung. Auch Freunde und Familien müssten gestärkt werden. Zudem sei die Prävention in Gefängnissen und damit die Arbeit mit bereits radikalisierten Menschen dringend geboten.

„Es ist angemessen, Islamunterricht auch an staatlichen oder staatlich kontrollierten Schulen anzubieten“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Städte- und Gemeindebunds, Gerd Landsberg, der Rheinischen Post. Derzeit bieten sechs Bundesländer Islamunterricht für alle Klassenstufen an. Landsberg sagte, die zunehmende Zahl der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge sei eine große Herausforderung für die Kommunen. Derzeit befänden sich bereits 68.100 jugendliche Flüchtlinge im Alter von zumeist 15 bis 17 Jahren in der Obhut der kommunalen Jugendhilfe. „Wir gehen dabei von jährlichen Kosten von rund 2,7 Milliarden Euro aus“, sagte Landsberg.

Betreuer unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge wenden sich offenbar nicht selten wegen Radikalisierungstendenzen bei ihren Schützlingen an Behörden. Im vergangenen Jahr seien knapp 70 Fälle, in denen sich hauptsächlich Jugendämter oder Jugendhilfeeinrichtungen an die Hotline beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge gewandt haben, an ein Beratungsnetzwerk weitergegeben worden, wie die Behörde am Mittwoch auf Anfrage des Evangelischen Pressedienstes in Nürnberg mitteilte. Seit Schaltung der Hotline sind nach Angaben der Bundesbehörde insgesamt rund 2.500 Anrufe eingegangen. (epd/mig) Aktuell Gesellschaft

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