Bremen
Muslime planen bundesweit ersten Wohlfahrtsverband
Noch in diesem Jahr könnte in Bremen bundesweit der erste muslimische Wohlfahrtsverband gegründet werden. Mit dem Vorhaben will die Schura ihre bereits laufenden Projekte professionalisieren. Die Ditib ist nicht dabei.
Freitag, 01.07.2016, 8:21 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 03.07.2016, 15:11 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Die Muslime in Bremen wollen bis zum Jahresende den bundesweit ersten islamischen Wohlfahrtsverband gründen. „Wir wollen unsere bereits in den Gemeinden bestehende Sozialarbeit professionalisieren und organisieren“, sagte der Vorsitzende des Landesverbandes Schura in Bremen, Mustafa Yavuz, am Donnerstag dem Evangelischen Pressedienst. Die Schura ist einer von vier muslimischen Dachverbänden in der Hansestadt.
Der Verband solle unabhängig und selbstverantwortlich in Trägerschaft der muslimischen Gemeinschaften arbeiten, betonte Yavuz. Als gemeinnützig anerkannter Verein könnte ein muslimischer Wohlfahrtsverband öffentliche Fördermittel beantragen, er wäre ein rechtlicher Träger von sozialer Arbeit wie etwa das Deutsche Rote Kreuz, die Arbeiterwohlfahrt oder die kirchlichen Hilfswerke Diakonie und Caritas.
Bremen biete sich für ein „muslimisches Pilotprojekt“ an, sagte Yavuz. In der Stadt lebten zwischen 50.000 und 60.000 Muslime, da sei die Situation überschaubar. Allerdings wollen sich zunächst nur zwei der vier in Bremen vertretenen muslimischen Gemeinschaften dem Verband anschließen. Der Vorsitzende der türkisch-islamischen Union Ditib, Yilmaz Kilic, verwies auf entsprechende Pläne seines Bundesverbandes zur Gründung eines Wohlfahrtsverbands. „Wir wollen diese Entwicklung abwarten und halten uns deshalb im Land Bremen erst einmal zurück.“
Thema bei der Islamkonferenz ins Stocken geraten
Yavuz zufolge will sich der neue Wohlfahrtsverband vor allem in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen engagieren. Außerdem könnten die bereits laufende Flüchtlingsarbeit und die Präventionsarbeit zum Schutz der Jugend vor Radikalisierung über einen Wohlfahrtsverband organisiert werden. Auch die Gefängnisseelsorge für Muslime könnte unter das Dach des neuen Verbandes kommen. „Der Bedarf ist da“, sagte der Vorsitzende.
Das sieht auch der muslimische Sozialexperte Samy Charchira aus Düsseldorf so. „Es ist an der Zeit, dass auch die mittlerweile rund 4,7 Millionen Muslime in Deutschland eine echte Wahlfreiheit haben, wenn sie soziale Dienstleistungen in Anspruch nehmen wollen“, sagte Charchira dem Evangelischen Pressedienst. Der Sozialpädagoge ist Sachverständiger für islamische Wohlfahrt bei der Deutschen Islamkonferenz. Dort sei das Thema „Islamische Wohlfahrtspflege“ jedoch ins Stocken geraten. „Wir brauchen jetzt Leuchtturmprojekte, die Impulse für weitere Gründungen geben“, sagte Charchira. (epd/mig) Aktuell Gesellschaft
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