Nigerianisches Flüchtlingslager
Täglich sterben Menschen an Hunger und Krankheiten
Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen warnt vor unhaltbaren Zuständen in einem Flüchtlingscamp im Norden Nigerias. Augenzeugen hätten berichtet, dass dort bis zu 30 Menschen am Tag an Hunger und Krankheit sterben. Derweil werden Zäune um das gebaut - mit Geldern der EU und Deutschland.
Montag, 27.06.2016, 8:20 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 27.06.2016, 17:04 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen hat katastrophale Zustände in einem Flüchtlingslager im Norden Nigerias kritisiert. Mindestens 188 Menschen seien dort seit Ende Mai an Unterernährung und Durchfallerkrankungen gestorben, erklärte ein Sprecher am Donnerstag in Abuja. In Bama leben 24.000 Flüchtlinge, unter ihnen 15.000 Kinder. Nach eigenen Angaben bekam die Organisation am Dienstag erstmals für wenige Stunden Zugang zu dem Lager. Knapp jedes fünfte von mehr als 800 untersuchten Kindern habe an der schwersten Form von Unterernährung gelitten.
Das UN-Kinderhilfswerk Unicef in Genf konnte die Zahl der Toten auf Nachfrage nicht bestätigen. Es gebe aufgrund der Abgeschiedenheit keine ständige Kommunikation mit dem Team in Bama, sagte ein Sprecher. Unicef sei seit März in Bama aktiv und unterhalte dort seit Mai gemeinsam mit lokalen Behörden auch eine permanente Krankenstation, in der täglich 140 Flüchtlinge behandelt würden. Mehr als 19.000 Menschen seien seit März mit Medikamenten und Nahrung versorgt worden. Zudem seien fünf Brunnen repariert worden, so dass pro Kopf mindestens zehn Liter Wasser pro Tag verfügbar sein sollten.
Das Team von Ärzte ohne Grenzen (MSF) zählte nach eigenen Angaben 1.233 Gräber nahe dem Camp, davon 480 von Kindern. Die meisten der Flüchtlinge in Bama sind vor der Terrormiliz Boko Haram geflohen. Ihre Lage sei mehr als kritisch, warnte Ghada Hatim, Leiterin des MSF-Büros in Nigeria. Augenzeugen hätten berichtet, dass an manchen Tagen bis zu 30 Menschen aus Hunger und Krankheit stürben.
Eine Flucht ins Ausland wird zunehmend schwerer. Aus Angst vor der Terrorgruppe Boko Haram sind zwar Tausende Nigerianer nach Kamerun geflohen, aus Angst vor Boko Haram wiederum weist die dortige Regierung sie jetzt aus und zusätzlich erwartet sie neue Grenzzäune – errichtet mit den Geldern der EU und Deutschland.
Berichte über Gewalt kamen unterdessen auch aus Calabar im Südosten Nigerias. Mehrere Mitarbeiter einer Ingenieursfirma seien von bewaffneten Männern verschleppt worden, meldeten nigerianische Medien am Donnerstag. Unter den Entführten sollen demnach Australier, Neuseeländer, Nigerianer und Südafrikaner sein. Die Entführer hätten einen Konvoi überfallen, einen Fahrer erschossen und seien in einem Boot entkommen. In der Vergangenheit waren in der Region immer wieder Ausländer von Kriminellen entführt worden, um Lösegeld zu erpressen. Die Lage im Niger-Delta, wo die nigerianischen Ölreserven liegen, spitzt sich seit Wochen zu. (epd/mig) Aktuell Ausland
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