Polizeieinsatz gegen Flüchtlingsfamilie
„Wenn sie nicht mitkommt leg ich sie in Ketten zerre sie raus“
Eine alleinerziehende Mutter von drei Kindern aus Syrien sollten zwangsweise in eine andere Unterkunft gebracht werden. Wie auf einem Video zu sehen ist, eskalierte die Situation. Die Polizei drohte der Flüchtlingsfamilie, sie notfalls in Ketten zu legen und rauszuzerren.
Montag, 21.03.2016, 8:23 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 22.03.2016, 17:32 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
In einer Flüchtlingsunterkunft in Warburg ist offenbar ein Einsatz der Polizei eskaliert. Am 9. März soll es in dem kommunalen Flüchtlingsheim zwischen drei Polizisten und Bewohnern zu verbalen und körperlichen Auseinandersetzungen gekommen sein, wie die Staatsanwaltschaft Paderborn und die Polizei Bielefeld am Freitag mitteilten. Die Staatsanwaltschaft leitete ein Ermittlungsverfahren ein. Dabei werde geprüft, ob sich die am Einsatz beteiligten Polizisten strafbar gemacht haben. Die polizeilichen strafrechtlichen Ermittlungen wurden am Freitag auf das Polizeipräsidium Bielefeld übertragen.
Nach Angaben der Staatsanwaltschaft waren die Polizisten von der Stadt Warburg angefordert worden, weil es bei einem geplanten Umzug von Bewohnern in eine andere Unterkunft zu Schwierigkeiten gekommen sei. Nach Informationen des WDR, der als erstes über den Fall berichtete, sollte eine alleinerziehende Mutter von drei Kindern aus Syrien zwangsweise in eine andere Unterkunft gebracht werden.
Auf dem Video-Material ist zu sehen und zu hören, wie ein Polizist der syrischen Flüchtlingsfrau mit den Worten droht: „Wenn sie nicht mitkommt, leg ich sie in Ketten und zerre sie raus. Ist mir scheißegal. Ich habe keine Zeit und keine Lust. Ich bin auch nicht ihr Freund (…), ist mir auch scheißegal, ob da ein Kind ist, das packe ich auch in Ketten.“ Zu sehen sei ebenfalls, dass ein Polizeibeamter den zwölfjährigen Sohn festhalte und ein anderer die Mutter zu Boden stoße. Die Vorfälle während des Polizeieinsatzes hätten mehrere Augenzeugen dem WDR-Magazin bestätigt.
Frau hatte sexuelle Belästigung angezeigt
NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) teilte mit: „Nichts wird unter den Teppich gekehrt.“ Er fügte hinzu: „Die in dem Video dokumentierten verbalen Entgleisungen sind nicht akzeptabel.“ Es sei Aufgabe jedes Polizisten, „auch in problematischen Einsatzsituationen stets die Lage und sich selbst im Griff zu haben“.
Hintergrund des Einsatzes war dem Medienbericht zufolge, dass die alleinerziehende Mutter zuvor sexuelle Belästigungen in der Einrichtung durch Mitbewohner beklagt habe. Als Reaktion darauf habe die Stadt entschieden, die Familie zu verlegen. Der mutmaßliche Täter blieb nach WDR-Recherchen dagegen in der Einrichtung. (epd/mig) Aktuell Politik
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