Simone Peter im Gespräch
In Idomeni sind die Umstände katastrophal
Die Flüchtlinge in der griechischen Ortschaft Idomeni werden nach Einschätzung der Grünen-Vorsitzenden Simone Peter versuchen, weiter Richtung Europa zu ziehen. Sie hat die Ortschaft besucht. Ihre Eindrücke erzählt sie im Gespräch.
Von Luisa Heß Sonntag, 13.03.2016, 12:31 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 13.03.2016, 20:20 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Frau Peter, wie haben sie die Situation der Flüchtlinge in Idomeni erlebt?
Simone Peter: Ich bin erschrocken über die Zustände dort. Da stehen Tausende Zelte im Schlamm, die Menschen, die Kleider und die Zelte sind durchnässt. Es gibt kaum trockenes Holz für Feuer. Die Menschen brennen deshalb sogar Plastik an, so dass über dem ganzen Lager ein beißender Geruch liegt. Und es sind wahnsinnig viele Kinder dabei. Etwa 40 Prozent der über 15.000 Flüchtlinge sind Kinder, auch sehr kleine, die dort sozusagen im Schlamm vegetieren. Auch die hygienischen Zustände sind katastrophal.
Wie ist es um die Gesundheit der Menschen bestellt?
Simone Peter: Die medizinische Versorgung ist notdürftig. Durch die Nässe und die Kälte sind die Menschen krankheitsanfällig. Viele sind erkältet, aber Ärzte haben mir auch von Fällen mit Lungenentzündung berichtet.
Welchen Eindruck haben Sie von den ehrenamtlichen Helfern und Ärzten?
Simone Peter: Die sind selbst sehr betroffen und versuchen ihr Äußerstes, um die Versorgungslage in den Griff zu bekommen. Ich habe mit Ehrenamtlichen gesprochen, die dort jeden Tag Mittagessen kochen. Da bekommt jeder eine kleine Portion Suppe gereicht. Das ist wenigstens eine warme Mahlzeit. Die kochen jetzt bis zu 8.000 Essen am Tag, obwohl sie gar nicht dafür ausgelegt sind. Das sind notdürftige Container mit großen Töpfen, da wird gerührt, und vornedran staut sich schon die Schlange der Menschen, die etwas zu essen haben wollen.
Die griechische Regierung hatte angekündigt, die Flüchtlinge in Idomeni in andere, besser ausgestattete Unterkünfte evakuieren zu wollen. Wissen Sie dazu mehr?
Simone Peter: Nein, dazu ist nichts Genaueres bekannt. Eine Räumung wird vielleicht auch nur ein bis zwei Tage Luft verschaffen, aber nicht die Lösung des Problems sein. Möglicherweise wird es innerhalb weniger Tage oder Wochen ein anderes Lager an anderer Stelle geben. Das Angebot der griechischen Regierung, die Menschen mit Bussen in andere Unterkünfte zu fahren, wird kaum angenommen. Für die Flüchtlinge gibt es kein Zurück. Die Perspektive ist nach Norden gerichtet. Und dieser Wille sitzt so fest, dass ich mir nicht sicher bin, ob es etwas nützt, dieses Lager zu räumen.
Wie würden Sie die Stimmung in Idomeni beschreiben?
Simone Peter: Es ist eine angespannte Stimmung aufgrund der katastrophalen Umstände, aber auch, weil unterschiedliche Kulturen und Religionsgemeinschaften aufeinandertreffen. Auch die Perspektivlosigkeit, die dort herrscht, schafft Frustrationen, die manchmal sogar in Aggressionen umschlagen. In den vergangenen Tagen ist die Zahl der Flüchtlinge aber weiter angewachsen, einfach weil es dort am Zaun die Hoffnung gibt, dass sich die Flüchtlingsroute doch irgendwann öffnet und man weiterkommt. Man kann diese Hoffung spüren und sie ein Stück weit nachvollziehen, wenn man mit den Menschen spricht. (epd/mig) Aktuell Interview
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