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Bunt © mccheek auf flickr.com (CC 2.0), bearb. MiG

Quereinstieg erleichtern

Zu wenig Migranten werden Erzieher in KiTas

Den KiTas gehen die Betreuer aus. Experten sind überzeugt: Quereinsteiger könnten Abhilfe schaffen. Doch für ausgerechnet für Migranten ist der Weg in die Kindergärten steinig. Von Dirk Baas

Von Dirk Baas Dienstag, 23.02.2016, 8:22 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 23.02.2016, 17:58 Uhr Lesedauer: 3 Minuten  |  

Der Mangel an pädagogischen Fachkräften in Kindertagesstätten ist bundesweit spürbar. Im Ballungsraum Frankfurt am Main ist er Experten zufolge bereits dramatisch. Sie sind überzeugt: Quereinsteiger könnten Abhilfe schaffen. Doch für Frauen und Männer mit Migrationshintergrund, die bereits eine Fachausbildung hinter sich haben, ist der Weg in die Betreuungseinrichtungen steinig. „Wir müssen den Zugang zur Erzieherinnenausbildung erleichtern“, fordert deshalb Frankfurts Bildungsdezernentin Sarah Sorge (Grüne): „An der Qualität der Ausbildung darf aber nicht gespart werden.“ Das aber gleicht der Quadratur des Kreises.

Einigkeit herrscht unter Fachleuten, dass Quereinsteiger schneller Zugang zum Erzieherberuf bekommen sollten. Die Ressourcen zugewanderter pädagogischer Fachkräfte seien eine große Chance, um den Betreuungsbedarf besser abdecken zu können, war jüngst auf einem Fachtag in der Bankenstadt zu hören – eine Win-win-Situation, von der sowohl die Personalsuchenden der Kitas als auch mittelbar die Gesellschaft profitieren würden.

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„Ein beträchtlicher Anteil der Menschen, die zu uns in die Beratung kommen, bringt fachliches Potenzial für die Ausbildung oder Berufstätigkeit in der Erziehung mit“, sagt Rosina Walter, Geschäftsführerin und Vorstand des 1990 gegründeten Vereins „beramí – berufliche Integration e.V.“ Etwa ein Fünftel der Beratenen hätten einen pädagogisch-didaktischen Berufsabschluss vorzuweisen und schon Berufserfahrungen im Herkunftsland gesammelt. „Uns geht es darum, diese Ressourcen nutzbar zu machen“, sagt die Chefin von 28 Frauen aus zehn Nationen, die Migranten Brücken in den Arbeitsmarkt bauen.

Doch das sei nicht so einfach, berichtet die Expertin im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst. Es gebe hohe Hürden zu überwinden, „eine vollständige Anerkennung der Berufsausbildung aus dem Ausland ist sehr selten“.

Walter beklagt vor allem das Fehlen modularer Kursangebote seitens der Fachschulen, etwa für Frauen, die sich nur noch Kenntnisse im deutschen Familienrecht aneignen wollen. Und sie fordert mehr Flexibilität bei den Schulen, Interessenten aufzunehmen, die bereits eine Ausbildung abgeschlossen haben, „auch wenn vielleicht noch Papiere fehlen“.

Die Geschäftsführerin weiß wovon sie spricht: beramí bietet seit drei Jahren Vorbereitungskurse auf die Erzieherausbildung an und sorgt dafür, dass Teilnehmer zunächst die C1-Sprachprüfung bestehen. Darauf folgt dann die sogenannte Feststellungsprüfung der Erzieherfachschulen und die noch drei Jahre dauernde Ausbildung. Von bisher insgesamt 58 Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Kurse sind den Angaben nach 28 in Ausbildung, 21 folgen voraussichtlich im Laufe dieses Jahres.

Von kürzerer Ausbildung oder niedrigeren Zugangsvoraussetzungen für den Erzieherberuf will die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) nichts wissen: „Die Qualität der Ausbildung lässt sich nur halten, wenn Kita-Quereinsteiger 2.400 fachtheoretische Unterrichtsstunden erhalten, wie in der Rahmenvereinbarung der Kultusministerkonferenz festgeschrieben“, sagt Norbert Hocke, für Jugendhilfe und Sozialarbeit verantwortliches Vorstandsmitglied der GEW.

Er beklagt jedoch, dass diese Zahl „jedoch immer häufiger unterlaufen wird“. Dadurch verlagere sich die Ausbildung vermehrt in die Kitas. „Deshalb müssen hier zusätzliche Kapazitäten für die Anleitung der Quereinsteiger geschaffen werden, sonst sinkt die Qualität der Ausbildung.“ Die GEW lehne es ab, die Ausbildung zu verkürzen: Bei Landarztmangel kommt auch niemand auf die Idee, Sanitäter auszubilden”.

Die GEW-Vorsitzende Marlies Tepe sprach sich indes dafür aus, auch Asylbewerber und fachfremde Personen in Kindertagesstätten einzusetzen. Anders sei die Betreuung der wachsenden Zahl von Flüchtlingskindern nicht zu gewährleisten. „Man kann Nicht-Erzieher einstellen“, erläuterte Tepe. Sie bräuchten dann jedoch eine berufsbegleitende Ausbildung. Wichtig sei es vor allem, vorhandene Vorkenntnisse bei den Flüchtlingen zu identifizieren: „Man sollte gucken, ob es unter den Asylbewerbern Menschen gibt, die in ihrem Herkunftsland eine pädagogische Ausbildung hatten.“ (epd/mig) Aktuell Gesellschaft

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  1. aline sagt:

    naja, ich lebe seit 7 Jahren in Deutschland. Ich verstehe fast 99 % von einem Gespräch. Alle sagen zu mir dass ich gut deutsch sprechen kann. aber für den Arbeitsamt , es reicht nicht für eine Erzieherin Ausbildung.( nach einer psychologischen test 5 mn bis 10 mn pro Aufgaben, der psychologue meint dass ich ein deutsch Niveau B2 fast c1 habe und ich kann Verkäufer Ausbildung versuchen aber die Erzieher Ausbildung musst man in Deutsch sprechen können lol ) SCHADE, so können Leute mit Migrationshintergründen (Französisch als Muttersprache, studiert habe ich auch ) kein chance haben.

  2. religiöser Atheist sagt:

    Darf man fragen was das „lol“ im Nachgang bei „die Erzieher Ausbildung muss man in Deutsch sprechen können“ bedeuten soll?
    Im Ernst – man kann eine Verkäufer Ausbildung auch nicht mit der Erziehung von Kindern vergleichen.
    Ich erwarte von den Erziehern das sie in gutem, verständlichen und fehlerfreiem Deutsch mit den Kindern (und Eltern) sprechen können. Da darf es nicht zu Missverständnissen kommen.
    Ich möchte auch wissen ob und welche Defizite in der sprachlichen Entwicklung vorliegen – alles Dinge für die erheblich umfangreichere Sprachkenntnisse und Fertigkeiten erforderlich sind.

    Ich möchte nicht das die Ausbildung reduziert wird nur weil wir nicht genug Kräfte finden – es kann keine Lösung sein das Niveau abzusenken.