
Islamwissenschaftler
Mit Hintergründen des Terrorismus auseinandersetzen
Islamwissenschaftler Bülent Uçar fordert eine Auseinandersetzung mit dem islamistischen Terrorismus - theologisch, politisch, kulturell und ökonomisch. Bei solchen Anschlägen werde die Religion pervertiert auf die übelste Art.
Dienstag, 17.11.2015, 8:23 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 18.11.2015, 22:00 Uhr Lesedauer: 1 Minuten |
Der Islamwissenschaftler Bülent Uçar hat Politiker und Experten aufgefordert, den islamistischen Terrorismus genauer unter die Lupe zu nehmen. Die Terroristen befleckten zwar den Islam, aber sie beriefen sich auch auf ihn, sagte der Direktor des Instituts für Islamische Theologie an der Universität Osnabrück am Montag. „Gerade deshalb müssen wir uns damit auseinandersetzen, theologisch wie auch politisch, kulturell und ökonomisch.“ Dies zu leugnen helfe nicht weiter.
Uçar verurteilte die Anschläge in Paris als „barbarische und animalische“ Taten. „Bei jedem Terrorakt, der im Namen meines Glaubens egal wo auf der Welt ausgeübt wird, erzittere ich regelrecht“, sagte der Professor für Religionspädagogik und Islamwissenschaften. „Am meisten ärgere ich mich darüber, dass diese Menschen nun das Bild des Islam in der Welt prägen.“ Elementare humane Werte würden mit Füßen getreten. „Hier liegt eine Perversion unseres Glaubens vor und zwar auf die übelste Art“, erklärte der Religionspädagoge.
Uçar betonte zugleich, dass auch Muslime Angst hätten, Opfer solcher „erbarmungslosen Terroristen“ zu werden. Zugleich seien sie besorgt, dass „widerliche Rechtspopulisten“ solche Taten gesellschaftspolitisch ausschlachten und Muslime in Kollektivhaftung nehmen könnten.
Uçar ist Vorsitzender des im vergangenen Jahr gegründeten Avicenna-Studienwerks. Er begrüßte am Montag 80 besonders begabte und sozial engagierte muslimische Studierende und Promovierende als neue Stipendiaten.
Der Wissenschaftler forderte die jungen Muslime auf, sich keinem „falsch verstandenen Anpassungszwang“ zu beugen: „Bleiben sie immer echt und empathisch.“ Nur dann könnten sie glaubwürdige Boten und Vertreter eines weltoffenen und toleranten Islamverständnisses sein. (epd/mig)
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