Rezension zum Wochenende

„Doch, es ist möglich, in Almanya glücklich zu sein“ … und wenn es auf dem Fußballfeld ist!

Imran Ayata erzählt die Geschichte eines türkischen Kiezklubs und von den Träumen und Hoffnungen der Beteiligten. Es ist kein aus der Menge herausragendes Buch, dafür ist der Inhalt viel zu alltäglich. Aber genau das macht es so lesenswert.

Von Freitag, 06.11.2015, 8:21 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 08.11.2015, 18:37 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Ein Fußballverein, eine Mannschaft, einzelne Spielertalente, Schiedsrichter, Mitarbeiter, Fans, der Kiez, der Alltag, die Familien und ihr Alltag: All das erzählt uns Imran Ayata (46) in elf Geschichten, in der Form des Ich-Erzählers. Einzelne Figuren kommen zu Wort und geben Details aus ihrem Leben preis. Es sind insbesondere Migranten, die anderswo nicht zu Wort kommen, es sind aber auch ganz besondere Deutsche und irgendwie ist das auch völlig egal.

Herzerwärmend, schockierend und irgendwie alles nett zu lesen. Der kleine Kosmos eines einzelnen Menschen, seine Gefühle und Gedanken kommen zum Ausdruck. Kaum hat der Leser ein Gesicht vor Augen und identifiziert sich mit einer Person, schon ist das Kapitel zu Ende und der nächste Charakter erzählt von sich. Der Leser muss mitdenken, manchmal ist es leichter, manchmal schwerer zu erraten, wer gerade erzählt. Wenn er aufmerksam liest, kann er es schnell erraten, denn die Figuren erzählen auch voneinander, irgendwann erwähnen sie vielleicht auch ihren eigenen Namen. Diese Neugier macht den Roman spannend. Aber nie so spannend, dass man es nicht weglegen möchte. Im Gegenteil, es macht noch mehr Spaß, die einzelnen Kapitel, also die verschiedenen Lebensgeschichten nacheinander zu lesen, Pausen zu machen und über die einzelnen Charaktere nachzudenken.

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Ganz nebenbei spricht der Berliner Autor, der auch Fußballliebhaber und DJ ist, über Parallelgesellschaften, Nationalismus, Kurden, Geld, Macht, Kapital, Medien, Gastarbeiterkinder und Integration. Geschrieben in einer super-coolen, nicht immer literarisch korrekten Sprache, aber sie transportiert Gefühle und Gedanken. Das ist Imran Ayata gelungen, der Leser schmunzelt. So wie er auch bei Lale Akgüns „Tante Semra im Leberkäsland“, Aslı Sevindims „Candlelight Döner“ oder Osman Engins „Briefe aus Almanya“ gelacht und gelitten hat, denn es sind alltäglichen Geschichten aus einer Welt, in der Vielfalt gelebt wird.

Vielleicht ist „Ruhm und Ruin“ an junge Menschen gerichtet, die eher weniger gedruckte Bücher lesen, weil sie mehr in der digitalen Welt unterwegs sind, sich aber für Fußball interessieren. Oder aber an ältere Menschen, die sich weniger für das Kicken interessieren, aber mehr für Integration und Politik in Deutschland. Mein Herz hat nie wirklich richtig für einen Verein geschlagen, ich habe nie ganz verstanden, warum zwei Mannschaften bestehend aus jeweils elf Menschen plus Schiedsrichter und Austauschspieler hinter einem Ball her laufen und die halbe Welt bei diesem Spektakel mit fiebert. Dennoch hat mir „Ruhm und Ruin“ gefallen, ich habe die kleinen biografischen Stories gern gelesen und kann sie empfehlen, jetzt wo die Wochenenden länger, dunkler und kälter werden. Die kurzen Geschichten sind wirklich herzerwärmend. Aktuell Rezension

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