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Ein Kind (Symbolfoto) © simaje auf flickr.com (CC 2.0), bearb. MiG

Menschenrechtler

„Diese Kinder sind deutsche Kinder“

Menschenrechtler fordern Bleiberecht für langjährig geduldete Flüchtlingskinder. Für sie sei die Bundesrepublik ihre Heimat und Deutsch ihre Muttersprache. Ihnen fehle nur ein deutscher Pass. Das gelte vor allem für viele Roma-Familien.

Freitag, 25.09.2015, 8:22 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 30.09.2015, 23:57 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Die Gesellschaft für bedrohte Völker fordert ein Bleiberecht für langjährig geduldete Flüchtlingskinder in Deutschland. Vor allem junge Roma befürchteten angesichts des Flüchtlingsstroms aus Syrien jetzt ihre Abschiebung aus Deutschland in die Herkunftsländer ihrer Eltern auf dem Balkan, sagte der Generalsekretär der in Göttingen ansässigen Menschenrechtsorganisation, Tilman Zülch, am Donnerstag in Hannover. Viele seien durch ihren teils jahrzehntelang unsicheren Aufenthaltsstatus traumatisiert.

„Es kann nicht sein, dass Zehntausende Kinder und Jugendliche in Deutschland geboren sind und dennoch in ständiger Angst vor Abschiebung leben müssen“, sagte Zülch. Für sie sei die Bundesrepublik ihre Heimat und Deutsch ihre Muttersprache. „Vor dem Hintergrund, dass wir in einer Welle der Hilfsbereitschaft über 800.000 Menschen aus Krisenregionen in unser Land aufnehmen wollen, ist die Situation dieser Jugendlichen absurd.“

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Roma-Familien beschäftigten teils Anwälte in der Hoffnung, an deutsche Papiere zu kommen, sagte Zülch. „In einer Situation des Willkommens läuft ein juristischer Apparat zur Vertreibung, das ist schlichtweg schrecklich.“ Dabei gebe es oftmals keinerlei Integrationsprobleme. Die Kinder und Jugendlichen seien aus ihrer Sicht ganz selbstverständlich in Deutschland. „Sie gehen zur Schule oder bemühen sich um eine Ausbildung. Sie kennen nichts anderes.“

Stellvertretend für die Betroffenen schilderte der 1995 im niedersächsischen Einbeck geborene Nino Novakovic seine Lage. Sollten die Behörden ihm kein dauerhaftes Bleiberecht einräumen, drohe ihm eine Abschiebung nach Serbien. „Das ist nicht meine Heimat. Wie soll man in ein Land zurückzukehren, das man nicht kennt?“ Er lebe in einem ständigen Nervenkitzel, sagte der junge Mann.

Zülch kündigte eine Kampagne an, mit der seine Organisation die Bundesregierung und die Innenminister der Länder aufrütteln wolle. Unter anderem sei ein symbolischer Marsch der Betroffenen nach Berlin denkbar. „Diese Kinder sind deutsche Kinder. Alles, was ihnen fehlt ist ein deutscher Pass“, sagte Zülch. (epd/mig) Aktuell Politik

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  1. posteo.de sagt:

    Natürlich ist für jedes Kind die einzig denkbare Heimat der Ort an dem es mit seinen Eltern leben. Aber ihre Muttersprache ist, wie der Name schon sagt, die Sprache, in der ihre Mutter mit ihnen spricht und ich nehme nicht an, dass in den Familien primär deutsch gesprochen wird und deutsche Staatsbürger sind sie auch nicht, also sind sie auch keine Deutschen. Wenn es so einfach wäre, wären auch die Kinder der Auslandsdeutschen automatisch Türken, Spanier, etc.

  2. frutilla sagt:

    Wenn man in einem Land aufwaechst, oder sogar geboren wird, die Eltern dort integriert sind, man dort zur schule geht und Freunde hat, dann ist man dort verwurzelt. Wieso sollte man in ein Land gehen, das man überhaupt nicht kennt. Vielleicht können einige ihre Muttersprache, mag sein. Das wird sie aber nicht einfach befähigen, in einem fremden Land Fuß zu fassen. Was nicht vergessen werden darf, dass gerade bei Roma die Muttersprache teilweise Romanes ist und überhaupt nichts mit der Sprache des Herkunftslands der Eltern zu tun hat., Außerdem ist es gerade für Roma in bestimmten Ländern wie Serbien oder dem Kosovo geradezu unmöglich Fuß zu fassen aufgrund der Diskriminierung in allen Lebensbereichen. Das schließt Gewalt nicht aus.