Menschenrechtler

„Diese Kinder sind deutsche Kinder“

Menschenrechtler fordern Bleiberecht für langjährig geduldete Flüchtlingskinder. Für sie sei die Bundesrepublik ihre Heimat und Deutsch ihre Muttersprache. Ihnen fehle nur ein deutscher Pass. Das gelte vor allem für viele Roma-Familien.

Die Gesellschaft für bedrohte Völker fordert ein Bleiberecht für langjährig geduldete Flüchtlingskinder in Deutschland. Vor allem junge Roma befürchteten angesichts des Flüchtlingsstroms aus Syrien jetzt ihre Abschiebung aus Deutschland in die Herkunftsländer ihrer Eltern auf dem Balkan, sagte der Generalsekretär der in Göttingen ansässigen Menschenrechtsorganisation, Tilman Zülch, am Donnerstag in Hannover. Viele seien durch ihren teils jahrzehntelang unsicheren Aufenthaltsstatus traumatisiert.

„Es kann nicht sein, dass Zehntausende Kinder und Jugendliche in Deutschland geboren sind und dennoch in ständiger Angst vor Abschiebung leben müssen“, sagte Zülch. Für sie sei die Bundesrepublik ihre Heimat und Deutsch ihre Muttersprache. „Vor dem Hintergrund, dass wir in einer Welle der Hilfsbereitschaft über 800.000 Menschen aus Krisenregionen in unser Land aufnehmen wollen, ist die Situation dieser Jugendlichen absurd.“

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Roma-Familien beschäftigten teils Anwälte in der Hoffnung, an deutsche Papiere zu kommen, sagte Zülch. „In einer Situation des Willkommens läuft ein juristischer Apparat zur Vertreibung, das ist schlichtweg schrecklich.“ Dabei gebe es oftmals keinerlei Integrationsprobleme. Die Kinder und Jugendlichen seien aus ihrer Sicht ganz selbstverständlich in Deutschland. „Sie gehen zur Schule oder bemühen sich um eine Ausbildung. Sie kennen nichts anderes.“

Stellvertretend für die Betroffenen schilderte der 1995 im niedersächsischen Einbeck geborene Nino Novakovic seine Lage. Sollten die Behörden ihm kein dauerhaftes Bleiberecht einräumen, drohe ihm eine Abschiebung nach Serbien. „Das ist nicht meine Heimat. Wie soll man in ein Land zurückzukehren, das man nicht kennt?“ Er lebe in einem ständigen Nervenkitzel, sagte der junge Mann.

Zülch kündigte eine Kampagne an, mit der seine Organisation die Bundesregierung und die Innenminister der Länder aufrütteln wolle. Unter anderem sei ein symbolischer Marsch der Betroffenen nach Berlin denkbar. „Diese Kinder sind deutsche Kinder. Alles, was ihnen fehlt ist ein deutscher Pass“, sagte Zülch. (epd/mig)