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Der staatseigene Untergrund © HU Kampa @ flickr.com (CC 2.0)

NSU

Dritter Zeuge unter mysteriösen Umständen gestorben

Vier Wochen nach ihrer Aussage im NSU Ausschuss ist eine 20-Jährige unter mysteriösen Umständen verstorben. Ermittler sehen kein Fremdeinwirken. Die Frau ist der dritte Zeuge im NSU-Komplex, der eines unnatürlichen Todes ums Leben gekommen ist.

Dienstag, 31.03.2015, 8:23 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 01.04.2015, 17:28 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Vor etwa vier Wochen wurde eine 20-Jährige vor dem Stuttgarter NSU-Untersuchungsausschuss als Zeugin vernommen – unter Ausschluss der Öffentlichkeit, weil sie sich bedroht fühlte. Nun wurde sie Tod aufgefunden. Offiziellen Stellen zufolge erlag sie an einer Lungenembolie, eine Art Thrombose. Nach Darstellung der Staatsanwaltschaft ist es die Folge eines leichten eines Motorradunfalls.

Die Frau hatte sich bei einem Sturz eine Prellung am Knie zugezogen und sich ambulant versorgen lassen. Sie bekam zwar Medikamente gegen Thrombose, die offenbar nicht wirkten. Ein Fremdeinwirken konnten Ermittler bisher jedenfalls nicht feststellen. Dennoch wirft der plötzliche Tod nicht nur medizinische Fragen auf.

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Wurde die Zeugin vergiftet?
Denn die 20-Jährige war einst liiert mit Florian H., der ebenfalls ein wichtiger NSU-Zeuge war und 2013 gestorben ist. Offiziellen Stellen zufolge beging er Selbstmord durch Selbstanzündung in seinem Pkw. Als Motiv wurde von den Ermittlungsbehörden Liebeskummer genannt. Inzwischen wird diese These selbst von der Staatsanwalt angezweifelt. Sie ermittelt wieder. Im Gegensatz zur Polizei haben die Eltern des Verstorbenen im abgebrannten Wrack unter anderem eine Waffe gefunden. Zudem meldeten sich Zeugen, die sich kurz nach dem Autobrand an die Polizei gewandt hatten, bis heute aber nicht vernommen wurden.

Im Falle der 20-Jährigen hat die Staatsanwaltschaft weitere Analysen angeordnet. Untersucht wird, ob die Frau womöglich vergiftet wurde. „Wir sind uns der Brisanz des Falles bewusst“, sagte Staatsanwalt Tobias Wagner am Montag in Stuttgart in Anspielung auf den mysteriösen Tod von Florian H.

Grüne fordern Ermittlungen über NSU hinaus
Im Untersuchungsausschuss reagiert gefasst. „Als ich das gehört habe, habe ich die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen“, erklärt Nikolaos Sakellariou, SPD-Obmann in dem Ausschuss, seine spontane Reaktion über den Tod der 20-Jährigen. Dass die Frau aber Opfer dunkler Mächte geworden sein könnte, ist für Sakellariou schwer vorstellbar. Auch für den Gremium-Vorsitzenden Wolfgang Drexler (SPD) und den Grünen-Obmann Jürgen Filius gibt es keinen Anlass, die Arbeit der der Behörden infrage zu stellen.

Die Grünen im Bundestag sind deutlich skeptischer. „Auch der Generalbundesanwalt sollte sich einschalten und sich öffnen für ein breiteres Spektrum von Arbeitshypothesen“, sagte Irene Mihalic (Die Grünen) am Montag in Berlin. Man müsse bei den Ermittlungen ein möglicherweise größeres rechtsextremes Netzwerk in Betracht ziehen und nicht an der Täterschaft des NSU-Trios haften bleiben.

„Die Möglichkeit, dass alles ganz anders war, als die offizielle Version der NSU-Taten glauben macht, rückt dadurch neu ins Blickfeld“, so die Grünen-Politikerin. Es könne nicht ausgeschlossen werden, dass die Todesumstände ein Mosaikstein zur Aufklärung des NSU-Terrors seien. Neben Florian H und der 20-Jährigen sorgte auch der plötzliche Tod des V-Manns und NSU-Zeugen Corelli für Aufsehen. Er wurde leblos in seiner Wohnung gefunden. Offiziell ist er an einer unerkannten Diabeteskrankheit gestorben. (bk) Aktuell Politik

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