Tobias Busch, Immigrierte Chefs, Kolumne, MiGAZIN
MiGAZIN Kolumnist Tobias Busch - schreibt über Auswirkungen von Migrationsbewegungen © privat, bearb. MiG

Immigrierte Chefs

Griechenland droht mit Flüchtlingen

Beim Thema Flüchtlnge braucht Griechenland dringend Hilfe über Geldzahlungen hinaus. Und was tun wir? Wir diskutieren über vermeintliche skrupellose Erpressungsversuche Griechenlands und über den Ringfinder von Varoufakis. Ein unverzeihliches Versäumnis.

Von Mittwoch, 25.03.2015, 8:23 Uhr|zuletzt aktualisiert: Samstag, 28.03.2015, 19:13 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Es ist ein Drama. Die Zustände in griechischen Flüchtlingslagern sind noch deprimierender als in vielen anderen europäischen Ländern. Der stellvertretende griechische Innenminister versucht, Aufmerksamkeit auf das Thema zu lenken und sagt, das Land brauche Hilfe von den europäischen Partnern über Geldzahlungen hinaus. Was kommt in den deutschen Medien an? Dass es einen (weiteren) infamen und skrupellosen Erpressungsversuch der neuen griechischen Regierung gebe und eine Drohung, Europa mit Flüchtlingen zu überfluten.

Was das Thema quasi nebenbei zutage fördert, ist ein Blick auf den Umgang der Medien mit Nachrichten. Was es in der Hauptsache zeigt: Die europäische Bürokratie ist überfordert von der Zahl der Flüchtlinge und der Thematik insgesamt. Die Unplanbarkeit der Flüchtlingsströme verträgt sich nicht mit jährlich fortgeschriebenen Budgets und die Problematik insgesamt ist ungeeignet für das politische Alltagsgeschäft des Auf- und Gegenrechnens.

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Alle Prognosen gehen davon aus, dass die heutigen Flüchtlingszahlen in den nächsten Jahren noch zunehmen werden. Zwar sind die jeweils akuten Auslöser meist schwer vorhersehbar und ihre Folgen im Einzelfall kaum kalkulierbar – das Gesamtphänomen aber wird seit Jahren von allen Fachleuten als sichere Zukunftserwartung gehandelt.

Wir müssen im Interesse aller die Prozesse wenigstens im Rahmen des Möglichen sinnvoll gestalten und organisieren anstatt mit dem Thema politisch Stimmung zu machen. Wir müssen aufhören, die Realitäten zu verdrängen und auf eine Wunderheilung der Welt zu hoffen, für deren Eintreten es keinerlei Anzeichen gibt. Wir müssen Wege finden, auf denen die leistungsfähigen und –willigen Neuankömmlinge sehr schnell eine Chance bekommen, wertschöpfend tätig zu werden. Das würde helfen, das menschliche Elend zu lindern und hätte zugleich auch wirtschaftlich positive Folgen. Weil begabte Menschen auch dann die Wirtschaft stärken können, wenn sie nicht in Deutschland geboren sind – aber natürlich nur, wenn man sie am Arbeitsleben teilnehmen lässt und ihnen am Anfang hilft.

Es ist ein unverzeihliches Versäumnis unserer Regierungen, dem unausweichlichen Zustrom von Immigranten nach Europa und nach Deutschland immer nur reaktiv zu begegnen und damit die Chancen einer sicherlich historischen Herausforderung weitgehend zu vertun. Wir konzentrieren uns nahezu ausschließlich auf die vielfältigen Probleme der Flüchtlingsthematik und wer dabei was administrieren muss. Der Ringfinger von Herrn Varoufakis, die fachliche Qualität von Herrn Jauch und seiner Redaktion, die fehlende Professionalität der neuen griechischen Regierung, selbst die griechischen Schulden scheinen mir im Vergleich mit dieser Frage völlig überbewertet. Aktuell Meinung

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