Qualitätsmangel
Wissenschaftler fordern bessere Sprachkurse für Asylsuchende
Asylbewern werden Deutschkurse angeboten. Wie Sprachwissenschaftler aber kritisieren, ist das Angebot nicht ausreichend, da sie das Niveau der Integrationskurse nicht erreichen. Auch Schulen müssten sich vermehrt auf Mehrsprachigkeit einstellen.
Von Katharina Hamel Mittwoch, 25.02.2015, 8:22 Uhr|zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 26.02.2015, 17:29 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Die Hildesheimer Sprachwissenschaftlerin Elke Montanari hat ein qualifiziertes Sprachlernangebot für alle Flüchtlinge in Deutschland gefordert. Bislang gebe es Integrations- und Sprachkurse nur für Menschen mit gesichertem Aufenthaltstitel, sagte die Universitäts-Professorin für Deutsch als Zweitsprache dem Evangelischen Pressedienst. „Wir brauchen ein ähnlich strukturiertes Angebot auch für Asylsuchende.“ Die Deutschkurse, die derzeit mit hohem ehrenamtlichen Engagement angeboten würden, seien ein wichtiges Willkommensangebot. Aber sie seien nicht ausreichend, da sie das Niveau der Integrationskurse nicht erreichen.
„Um eine Kultur zu verstehen, ist es wichtig, die Sprache zu beherrschen, in der sie gelebt wird“, betonte Montanari. Auch wenn einige Flüchtlinge vielleicht nur Monate oder Jahre in Deutschland lebten, müssten sie in der Lage sein, zum Arzt zu gehen, ihre Kinder in der Schule zu unterstützen und sich im gesellschaftlichen Alltag zu verständigen.
Auch in den Schulen sieht Montanari Entwicklungsbedarf im Blick auf Mehrsprachigkeit. Gerade in jüngster Zeit steige die Zahl junger Menschen, die im Schulalter nach Deutschland kommen und als Seiteneinsteiger mit dem Unterricht anfangen. Einige von ihnen hätten aufgrund der Situation in ihrem Heimatland noch nie eine Schule besucht, andere kämen von Elite-Institutionen im Ausland.
Um diese sprachliche Vielfalt aufzufangen, gebe es in Niedersachsen etwa 240 Sprachlernklassen, in denen Schüler unterrichtet werden, um Deutsch zu lernen. Für sie arbeitet derzeit eine Kommission des Kultusministeriums ein Konzept aus, um sprachliche Vielfalt zu nutzen und die Schüler zu integrieren.
Damit das leichter fällt, muss die Mehrsprachigkeit laut Montanari insgesamt besser im Schulalltag aufgenommen werden. „In der Unterrichtssituation selbst könnte man die Mehrsprachigkeit viel konkreter einbeziehen als es bisher vielerorts getan wird.“ Im Englisch- oder Deutsch-Unterricht könne die Grammatik unterschiedlicher Sprachen verglichen werden, und die Mathematik biete viele Bezüge zum Griechischen und Arabischen. „Es ist zentral, dass Schulen die Mehrsprachigkeit als Thema sehen und als gemeinsames Interesse durch alle Fachgebiete verfolgen.“ (epd) Aktuell Politik
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