Viele gehen wieder

Mangelnde Willkommenskultur vergrault ausländische Studierende

Nur jeder vierte ausländische Studierende möchte nach dem Studium in Deutschland bleiben. Zu Beginn des Studiums wollen dies noch zwei Drittel. Hauptgrund für die Abwanderung sind Barrieren: Sprache, Bürokratie, mangelnde Willkommenskultur. Das zeigt eine aktuelle Studie.

Montag, 02.02.2015, 8:24 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 08.01.2020, 15:44 Uhr Lesedauer: 3 Minuten  |  

Junge Menschen aus dem Ausland, die in Deutschland studieren, sind Fachkräfte der Zukunft. Denn sie erwerben neben Deutschkenntnissen akademisches Know-How. Sie sind eine wichtige Zielgruppe für Deutschland auf dem Weg zu einem offenen und vielfältigen Einwanderungsland. Doch bisherige Untersuchungen zeigen, dass nur etwa ein Viertel der ausländischen Studierenden nach dem Studium in Deutschland bleibt. Zu Beginn des Studiums wollen dies noch zwei Drittel.

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Immer noch viele Barrieren
Dabei kommen immer mehr Studierende aus dem Ausland an deutsche Hochschulen. In den Jahren 2002-2010 hat sich ihre Anzahl fast verdoppelt. Im Studienjahr 2013/14 waren es rund 301.000, das sind etwa 11,5 Prozent der insgesamt 2,6 Millionen Studierenden. Diese Zahlen sind der Ausgangspunkt einer aktuellen Studie von Prof. Roland Roth im Auftrag der Bertelsmann Stiftung. Roth untersucht die Bedingungen, die dafür verantwortlich sind, dass ausländische Studierende in Deutschland bleiben oder nach dem Studium weiterziehen.

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Die Untersuchung zeigt, dass es noch immer viele Barrieren gibt, die Studierende aus dem Ausland daran hindern, in Deutschland Fuß zu fassen: Angefangen bei Sprachbarrieren zu Beginn des Studiums, Schwierigkeiten mit bürokratischen Gegebenheiten beim Erwerb eines Aufenthaltstitels bis hin zu Informations- und Beratungsdefiziten. In vielen Kommunen und Regionen fehlt eine Willkommenspraxis, die neu zugezogenen Studierenden hilft, sich zuhause zu fühlen.

Willkommenskultur auf zwei Säulen
In seiner Studie empfiehlt Prof. Roth, eine Willkommenskultur vor Ort auf zwei Säulen aufzubauen: Neben der späteren Vermittlung in den Arbeitsmarkt als Perspektive müssen auch „weiche“ Faktoren in Aussicht gestellt werden: wie die Integration in das kulturelle und soziale Leben und damit eine attraktive Lebensqualität. Die Studie empfiehlt hier die Zusammenarbeit verschiedener Akteursgruppen in einer Region.

Doch obwohl bundesweit rund 900 solcher Netzwerke existieren, die sich um Fachkräfte bemühen, haben nur 35 Netzwerke ausländische Studierende im Fokus. Auch findet bisher nur in einem Teil der Netzwerke eine Zusammenarbeit zwischen Hochschulen und Kommunen statt. In gerade einmal sechs Regionen sind die Städte Träger eines solchen Zusammenschlusses.

Wir müssen Hürden abbauen
„Wir müssen es schaffen, die Hürden für ausländische Studierende abzubauen. Nur wenn dies vor Ort erreicht wird, kann es uns gelingen, diese zum Bleiben zu ermutigen“, so Claudia Walther, Integrationsexpertin der Bertelsmann Stiftung. „Die jungen Menschen wollen in ihrer neuen Umgebung erst einmal zurechtkommen: mit ihrem neuen Studium, aber auch mit der Sprache und nicht zuletzt der deutschen Bürokratie. Sie brauchen ein Zimmer, aber auch Kulturangebote wie Kino und Konzerte sowie ein Klima der Offenheit. Manche ziehen nach dem Studium weiter. Doch für diejenigen, die bleiben wollen, ist später ein guter Arbeitsplatz wichtig, das zeigt die Studie von Prof. Roland Roth“, sagte Walther.

Um eine so verstandene Willkommenskultur umzusetzen, regt die Studie die Zusammenarbeit von sechs Akteursgruppen an: Hochschule, Wirtschaft, Agentur für Arbeit, Zivilgesellschaft, Studierende und Kommune. Dazu gehören auch die Ausländerbehörden sowie studentische Migrantenorganisationen. Eine solche nachhaltige Zusammenarbeit mit dem Ziel, eine Willkommenskultur für ausländische Studierende aufzubauen, sei eine längerfristige und lohnenswerte Investition in die Zukunft. (etb) Aktuell Politik Studien

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