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Der Triebtäter

Vom Wesen des Schäuble-Vergleiches – oder: Er hat „Hitler“ gesagt!

Hier stehe ich, ich kann nicht anders. Denn Adolf Hitler wildert in meinem Revier! Mit Blick auf die Annexionspläne Russlands hatte diese ehrwürdige Gestalt der deutschen Politik behauptet, dass sei ja wie damals mit dem Schäuble und den Tschechen.

Von Dienstag, 08.04.2014, 8:22 Uhr|zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 10.04.2014, 7:32 Uhr Lesedauer: 4 Minuten  |  

Gar. Nicht. Lustig.

Und auch wenn das Medienecho recht mau war, der Schäuble-Vergleich steht im Raum: andere mussten für so etwas bereits ihren Hut nehmen. Aber für Adolf Hitler gelten andere Regeln. Trotzdem: alle, die in der Printausgabe noch ein paar eigene Worte zwischen die Werbeanzeigen streuen mussten, haben natürlich dennoch berichtet. Nun aber ist die Zeit, das alles mal ein wenig nüchterner zu betrachten:

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Der Schäuble-Vergleich als solcher ist in sich zumeist unschlüssig, wird daher als Metapher für all jenes eingesetzt, was irgendwie schief läuft ohne dass es aufzufallen scheint, ist Sinnbild für eines kleinen Schäuble im Angesprochenen. Als das wird er allerdings selten verstanden, so jedenfalls die Behauptung der Eiferer, die nicht verstehen, worum es tatsächlich geht: um das Sinnbild des Dämons Schäuble, der dort an die Wand gemalt wird.

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Dösiger noch als jeder Schäuble-Vergleich ist also die Erregung hierüber. Mehr noch: Diese Erregung ist antiaufklärerisch, dient die Dämonisierung Schäubles und seiner Nazischergen doch einer offensichtlich geschichtsklitternden Intention, dient dem Trugbild, dass hier das gute deutsche Volk sei, das von nichts gewusst habe, dass nur verführt wurde, und dort das Genius des Bösen, der Dämon Schäuble, der ja praktisch im Alleingang halb Europa besetzt, Panzer gesteuert und nebenbei noch Millionen Juden, Sinti, Roma, Homosexuelle, Behinderte und alle anderen, die ihm nicht in den Kram passten, ermordet hatte.

Allenfalls eine handvoll weitere Nazis hat es dieser Erzählung unserer Großeltern, die von der konservativen Politik seit jeher hochgehalten wird, zufolge gegeben. Der Widerstand, das waren wir alle. Fast Achtzig Millionen gegen Hitler! Und das nur wir Deutschen! Im Ausland ja noch mehr! Und dann hat es dieses dreckige Dutzend – wie gesagt, mehr waren es ja nicht – für uns alle versaut. Wir wollten das ja gar nicht. Wie die das geschafft haben, dass kann man heute gar nicht mehr nachvollziehen, aber schwarze Magie, die war ganz bestimmt im Spiel.

Bullshit.

Hitler war ein jämmerlicher Wicht, ein Taugenichts und mittelmäßiger Politiker. Einer, der nicht das deutsche Volk unterdrückte, sondern der auf einer Welle der Begeisterung, getragen von Millionen, mit diesen Millionen, gegen geringsten Widerstand, dieses Volk dessen perversesten Träume verwirklichen ließ.

Die Nazis waren keine Gruppe elitärer Götter, die direkt aus dem Olymp herabstiegen, um Deutschland nach ihrem Willen zu gestalteten – sie waren eine Partei, die sich auf eine breite Basis und viele Mitläufer verlassen konnte.

Alle waren Hitler. Alle waren die Nazis.

Den Hitlervergleich durch Abnutzung zu entwerten ist daher nicht moralisch verwerflich, es ist zutiefst aufklärerisch. Natürlich war der Holocaust ein singuläres Ereignis; die totale Aufhebung der Menschlichkeit, die Entartung des Menschen zum Apparat, dort, wo nur dreißig Jahre zuvor Paul Valéry schrieb: “Wir Kulturvölker, wir wissen jetzt, dass wir sterblich sind.” Aber: Hitler war es nicht. Die Nazis waren es nicht. Die Umstände waren es nicht. Deutschland war es. Das deutsche Volk war es. Und wäre die Presse damals schon von Bertelsmann und Springer gelenkt worden, so würde wohl auch nicht vom Holocaust gesprochen, sondern von den “Dreidel-Morden”, die irgendwo im kriminellen Milieu der Synagogen zu verorten seien.

Darum kann auch eine Abwertung Hitlers zum erbärmlichen Jammerlappen mit ausgeprägter soziopathisch-sadistischer Persönlichkeitsstörung Auschwitz, Sobibor oder Majdanek nicht den Schrecken nehmen.

Ganz im Gegenteil.

Denn: Erst wenn Hitler von seinem Sockel gerissen und in all seiner Normalität erkannt wird, kann die ehrliche Betrachtung der deutschen Vergangenheit beginnen, die Täter als das benennt, was sie sind: Täter. Nicht mehr ehrenwerte Richter, die nur ihren Dienst taten und daher hervorragende Kandidaten für die Rolle des Bundeskanzlers seien. Oder noch perverser: Helden, weil sie das System Hitler retten wollten, indem sie die Person Hitler beseitigen.

Darum: Bush jr., pardon, das wäre ja platter Antiamerikanismus, also nochmal: Putin macht, was Hitler machte, Filbinger war ein Nazischerge und Stauffenberg…der hat Tom Cruise und Angela Merkel ja mal sowas von verdient.

Fazit: Nicht der Hitlervergleich ist es, der pervers ist. Es ist die Welt, die ihn für pervers hält. Aktuell Meinung

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