Moscheebau

Vielfalt in Leipzig erwünscht

In Leipzig soll eine Moschee gebaut werden, es wäre die erste repräsentative Moschee in der Stadt. Doch es gibt Widerstand - rechte Gruppen moblisieren die Bewohner und selbst die NPD mischt mit. In einem MiGAZIN-Gastbeitrag hält die Leipziger Bundestagsabgeordnete Monika Lazar dagegen:

Von Monika Lazar Mittwoch, 06.11.2013, 8:28 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 10.11.2013, 22:19 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Leipzig steht für Freiheit, Vielfalt und Kreativität. Während der friedlichen Revolution 1989 forderten Hunderttausende erfolgreich ihr Recht ein, das eigene Leben selbst zu bestimmen und ihre Meinung im öffentlichen Raum zu vertreten. Darum geht es auch bei den Debatten um den geplanten Moscheebau.

Unser Grundgesetz gewährt jedem Menschen Religionsfreiheit (Art. 4 GG), also die Freiheit zu glauben (oder auch nicht) und die eigene Religion auszuüben. Dieser demokratische Grundsatz gilt ohne Ausnahme, Menschenrechte sind keine Verhandlungssache. Alle Gläubigen dürfen ihre Religion frei auszuleben – auch die Muslime. Unser Grundgesetz beinhaltet außerdem die Eigentumsfreiheit. Das heißt: Jeder kann, im Rahmen der Gesetze, mit seinem Eigentum tun, was er will. Bei allen Diskussionen dürfen wir nicht vergessen, dass es sich hier um ein privates Bauvorhaben handelt.

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Leipzig will eine weltoffene und tolerante Stadt sein. Wie viel Toleranz wir als Bürgerinnen und Bürger tatsächlich aufbringen, muss sich nun im gelebten Umgang mit anderen Religionen zeigen. Die menschliche Angst vor dem Unbekannten, dem „Fremden“, darf keine Entschuldigung für Fremdenfeindlichkeit sein. Es wirft schon Fragen auf, wenn die Angst vor rund 70 Gläubigen in Leipzig so groß ist, dass offenbar viele bereit sind, unser Grundgesetz dafür auszuhöhlen.

Mir gibt auch zu denken, dass laut Friedrich-Ebert-Stiftung 75% der Ostdeutschen die Religionsausübung für Muslime erheblich einschränken wollen. Dabei leben im Osten nur wenige Muslime. Da geht es also um Vorurteile, nicht um eigene Erfahrungen.

Hier sehe ich Politik und Medien in der Verantwortung, die vielen Beispiele gelungener Integration besser ins öffentliche Bewusstsein zu rücken. Die große Menge der Muslime, die hier lebt und sich an die Rechtsordnung hält, belegt: Der Islam ist demokratiekompatibel und -fähig.

Selbstverständlich dürfen wir die kleine Gruppe von Muslimen, die sich fundamentalistischen Strömungen zuwenden, nicht ausblenden. Gleichzeitig müssen wir analysieren, wie auf dem Nährboden von Ausgrenzung und sozialen Problemen solche Fehlentwicklungen gedeihen können. Es braucht gute Bildung, auch im Glauben. Sie fördert einen selbstbewussten Umgang mit der eigenen religiösen Tradition und ein kritisches Bewusstsein dafür, dass Religion instrumentalisierbar sein kann, um demokratiefeindliche Handlungen zu rechtfertigen.

Ich hoffe, dass wir die aktuellen Debatten nutzen, um über das vielfältige aber auch spannungsreiche Zusammenleben in unserem Land zu reden. Die Diskussion muss dabei sachlich bleiben. Alle Versuche Rechtsextremer, den Moscheebau in Leipzig zu missbrauchen, um Ressentiments und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit zu schüren, müssen wir konsequent zurückweisen. Denn unser Rechtsstaat gewährt jedem Menschen die gleichen Rechte, ohne Ansehen der Person. Aktuell Meinung

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  1. Wuschel sagt:

    @Teifei: Moment, da habe ich was verpasst: Hier in Leipzig (Gohlis?) gehen die gegen eine Kita auf die Barrikaden?

    Das wäre insofern interessant, als dass die Rassisten in Gohlis die ganze Zeit argumentieren: Eene dringend benödschde Kida krieg mor nüsch, aber de Moslems kriegn alles inn’n Arsch geblas’n.

  2. Ahmetzade sagt:

    @Pippi

    Ihren unsäglichen Beitrag, der nur so von interkultureller Inkompetenz strotzt, kann ich nur so deuten, dass Sie für den Verzicht auf den Moscheebau plädieren. Das aber wird nicht passieren. Der Bau einer Moschee ist eben nicht vom Gnadenrecht der Bevölkerung abhängig, den sie an Muslime erteilt. Wenn Muslime vorhaben, eine Moschee zu bauen, muss man es akzeptieren. Wer das nicht akzeptieren kann oder will, lebt im falschen Universum. So einfach ist das.

  3. Lionel sagt:

    Der Bau eines Sakralgebäudes (Moschee) bedarf aber einer planungsrechtlichen Genehmigung.
    Hierbei sind u.a. die örtlichen Gegebenheiten zu berücksichtigen.
    Zudem müssen in der Regel die Anlieger gehört werden.

    Die abendländische Tradition kennt keine Moschee. Insofern wäre es schon vorteilhaft, wenn man unnötige Konflikte vermeiden will, etwas Empathie für die Situation der einheimischen Bevölkerung zu zeigen, wie es Pippi in ihrem Beitrag vorgemacht hat.

  4. TaiFei sagt:

    Pippi sagt:15. November 2013 um 15:05
    „Ich glaube nicht, dass die Menschen etwas gegen Vielfalt haben. Und schon gar nicht sind diese Menschen Rassisten. Die Frage ist, wie definiert man Vielfalt? Anscheinend ist Ihre Definition eine andere als die der Bewohner dieser Stadt. Deswegen sollten Sie diese Menschen nicht gleich in die Rechte Ecke stellen“
    Sowohl die Erstellerin des Artikel als auch ich SIND Bewohner der Stadt. Wir wissen sehr wohl aus welcher Ecke dieser Protest kriecht. Wie schon gesagt hat man sich in Gohlis ja sogar schon über eine KITA beschwert, weil Kinder ja Lärm bedeuten. Die Stadt hält dennoch am Bau fest, da gerade in DEM Stadtteil zu wenig KITA-Plätze zur Verfügung stehen. Bei der Moschee ist es genau das Gleiche. Wieder werden lächerliche Einwände vorgetragen. Es geht hier um den ERSTEN Moscheebau in Leipzig. Wir haben in Leipzig jede Menge Kirchen, für kein Viertel der Einwohner. Von mehr Moscheen als Kirchen kann in diesem Land ja wohl keine Rede sein.

    Lionel sagt:18. November 2013 um 13:46
    „Der Bau eines Sakralgebäudes (Moschee) bedarf aber einer planungsrechtlichen Genehmigung.
    Hierbei sind u.a. die örtlichen Gegebenheiten zu berücksichtigen.
    Zudem müssen in der Regel die Anlieger gehört werden.“

    Nein zumindest in Leipzig sind Sakralbauten grundsätzlich in Wohngebieten gestattet.

    Lionel sagt:18. November 2013 um 13:46
    „Die abendländische Tradition kennt keine Moschee. Insofern wäre es schon vorteilhaft, wenn man unnötige Konflikte vermeiden will, etwas Empathie für die Situation der einheimischen Bevölkerung zu zeigen, wie es Pippi in ihrem Beitrag vorgemacht hat.“
    Eben nicht. Lt. Grundgesetz darf keine Religion bevorzugt oder benachteiligt werden. Wenn Sakralbauten gestattet sind, dann ist es egal ob Kirche oder Moschee. Ist schon interessant, dass immer die glühendsten Gegner auch gerne mal die dt. Rechtsordnung ablehnen.

  5. Mathis sagt:

    @ Tei-Fei
    Die Rechtslage mag so klar wir Hühnerbrühe sein. Wenn ein Bauwerk, wie eine Moschee nicht die Akzeptanz der Bevölkerung findet, ist Kommunikation notwendig. Das ist eine unbequeme menschliche Eigenschaft: alles will das alberne Volk erklärt und geklärt haben.Lästig, lästig.Einfacher wäre es natürlich gänzlich ohne dieses.Sollten wir das alberne, gehässige, intolerante Volk abschaffen, damit die Durchsetzung von umstrittenen Bauvorhaben reibungsloser vonstatten geht? Mir scheint, es würde Ihnen gefallen.
    Die Schweineköpfe sind aber tatsächlich nur eine riesige Schweinerei.

  6. Pippi sagt:

    Ich muss mich korrigieren statt „…Mit diesem abendländischen Bild, das nicht zur Kultur der Ureinwohner Deutschlands …“ wollte ich genau das Gegenteil sagen: Mit diesem n i c h t abendländischen Bild ….“

    Das Zentralinstitut Islam-Archiv Deutschland sagt lt. Focus:
    „…hat sich die Zahl der Moscheen mit Kuppeln und Minaretten seit dem Jahr 2004 von 141 auf 159 erhöht. Weitere 128 Moscheen seien derzeit im Bau.
    Es ist also nicht so, dass das Land in welchem wir leben nicht tolerant ist. Es gewährleistet m.E. mit diesen insgesamt 287 Moscheen (davon welche auch mit Minaretten) die ungestörte Religionsausübung gemäß Art. 4 des GG Abs. 2. In der Stadt Rendsburg z.B. aber auch in anderen Städten darf sogar der öffentliche Gebetsruf des Muezzins 5 mal am Tag stattfinden!
    Wer sich nach all dem oben Gesagtem dann immer noch nicht wohlfühlt in diesem Land, sollte sich fragen, ob es nicht besser wäre sich ein anderes Land auszusuchen, dass näher an der eigenen Kultur liegt. Diese Frage sollte man sich ehrlicherweise doch mal stellen.

  7. TaiFei sagt:

    Wuschel sagt:15. November 2013 um 23:28
    „@Teifei: Moment, da habe ich was verpasst: Hier in Leipzig (Gohlis?) gehen die gegen eine Kita auf die Barrikaden?“
    Ja, geht hier um das Grundstück Gohliser Straße 5.
    Mathis sagt:18. November 2013 um 20:05
    „Die Rechtslage mag so klar wir Hühnerbrühe sein. Wenn ein Bauwerk, wie eine Moschee nicht die Akzeptanz der Bevölkerung findet, ist Kommunikation notwendig. Das ist eine unbequeme menschliche Eigenschaft:“
    Kommuniziert wurde hier bereits eine Menge und der Verein hat sowohl baulich als auch organisatorisch durchaus Rücksicht genommen. So wird dort kein Muezzin öffentlich zum Gebet rufen. Wenn als Gegenargumente jedoch nur rassistische Ressentiments vorgebracht werden, ist eine Grenze der Rücksicht erreicht.

    Pippi sagt:18. November 2013 um 20:53
    „In der Stadt Rendsburg z.B. aber auch in anderen Städten darf sogar der öffentliche Gebetsruf des Muezzins 5 mal am Tag stattfinden!“
    Selbst das wird es in Leipzig NICHT geben. Die Minarette sind lediglich Zierde und überragen keines der angrenzenden Wohnhäuser. Einen öffentlichen Gebetsruf gibt es ebenfalls nicht, insofern ist diese Moschee ein wesentlich geringerer Störfaktor als jede christliche Kirche, die einem seinen verdienten Sonntagsschlaf raubt.

  8. Mathis sagt:

    @Tai-Fei
    Nun ja, der Artikel zeigt doch gerade, dass der Konflikt tatsächlich kein baurechtlicher ist.Es sind Emotionen innerhalb der Bevölkerung, die selbstverständlich ignoriert werden können.Der Konflikt verschwindet dadurch allerdings nicht.Einfach nur „informiert“ zu werden, reicht vielen nicht.Sie wollen z.B. wissen, wer denn da genau Einzug in die Nachbarschaft hält.Das kann ich sehr gut nachvollziehen.Dort, wo man wohnt, hat man für gewöhnlich auch seinen Lebensmittelpunkt.Der wird nun einmal durch eine Moschee, einen buddhistischen Tempel oder eine neue Kirche nachhaltig verändert.Das wird wohl für die meisten Skeptiker das Hauptthema sein.

  9. Wuschel sagt:

    @Mathis: Ja, Himmelarsch, wie viel mehr Kommunikation soll es denn noch geben? Gerade mal im Status einer BauVORanfrage hat sich die Stadt Leipzig dafür entscheiden, die Bewohner von Gohlis zu informieren. Von fehlender Kommunikation kann ja wohl keine Rede sein. Überdies stellst du das so dar, als wäre die betroffenen Muslime nicht Bewohner der Stadt/dieses Stadtteils.

    @TaiFei: Uff, das war mir nicht bekannt. Und: Ich möchte kotzen.