TV-Tipps des Tages
13.05.2013 – Judentum, Islam, NSU Terror, Neonazi, Türkei, Şimşek
TV-Tipps des Tages sind: Religionen der Welt: Das Christentum und der Islam wurzeln tief in der jüdischen Glaubenswelt. Doch wozu bekennt sich das "Volk Israel" selbst? KEINVATERLAND: Wie Semiya Simsek das Vertrauen in Deutschland verlor. Neun Schüsse wurden auf Enver Simsek abgegeben. Er war das erste Mordopfer des "Nationalsozialistischen Untergrunds" (NSU)
Von Ümit Küçük Montag, 13.05.2013, 8:18 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 12.05.2013, 11:38 Uhr Lesedauer: 4 Minuten |
Religionen der Welt (1/3)
Das Christentum und der Islam wurzeln tief in der jüdischen Glaubenswelt. Doch wozu bekennt sich das „Volk Israel“ selbst? Wie beten Juden, was geschieht in der Synagoge? Drei Berichte beleuchten das jüdische Leben in Deutschland.
Der 13-jährige Alon lebt in Düsseldorf, begeistert sich für Computerspiele und ist ein Fan der Toten Hosen. Momentan hat er aber kaum Zeit für seine Hobbys oder seine Lieblingsmusik. Denn Alon bereitet sich auf den Tag seiner Bar Mizwa vor. Für einen jüdischen Jungen ist das ein entscheidender, sehr aufregender Lebenseinschnitt: An diesem Tag wird er in die Gemeinde der Erwachsenen aufgenommen. Zum Zeichen seiner Volljährigkeit wird Alon erstmals vor der versammelten Gemeinde auf Hebräisch aus der Tora lesen und außerdem eine kurze Ansprache halten. Von nun an ist Alon selbst dafür verantwortlich, die Glaubensgebote einzuhalten. Wir erfahren, welche Bedeutung die Bar Mizwa im Judentum hat, lernen wichtige Kleidervorschriften und Gebräuche kennen und sind Gast bei einer häuslichen Sabbat-Feier.
Mit den Worten „Schma Israel“ („Höre Israel“) beginnt das wichtigste Gebet des Judentums. Es bezeugt den Glauben an die Existenz des einen und einzigen Gottes, den das Volk Israel mit ganzem Herzen lieben und verehren soll. Bereits Kinder lernen es auswendig und fromme Juden sprechen es mehrmals täglich. Religionsgeschichtlich ist das „Schma Israel“ der Ausdruck eines revolutionären neuen, monotheistischen Glaubens, der sowohl das Christentum als auch den Islam geprägt hat. Aufgrund seiner fundamentalen Bedeutung wird das Schma Israel auf kleine Pergamentrollen geschrieben und in der Mesusa, einer Schriftkapsel am Türpfosten jüdischer Häuser und Wohnungen, sowie in den Gebetsriemen (Tefilin) eingeschlossen. Dadurch ist es in jedem Haus, in jedem Zimmer gegenwärtig und sowohl dem Herzen als auch dem Kopf jedes betenden Juden buchstäblich jederzeit hautnah präsent. 08:30-09:00 • BR-alpha
KEINVATERLAND
Dokumentation (Gesellschaft – Terrorismus) – Wie Semiya Simsek das Vertrauen in Deutschland verlor
Film von Katja und Clemens Riha
Semiya Simsek ist 14 Jahre alt, als sie mitten in der Nacht in das Krankenhaus zu ihrem schwer verletzten Vater gebracht wird. Neun Schüsse wurden auf Enver Simsek abgegeben. Er war das erste Mordopfer des „Nationalsozialistischen Untergrunds“ (NSU), auch als „Zwickauer Terrorzelle“ bekannt. Doch von einer rechtsextremen Tat spricht im Jahr 2000 niemand. Der Verdacht richtet sich vielmehr gegen die Verwandten des Opfers. Die Polizei nimmt Speichelproben, auch von Semiya Simsek. Erst elf Jahre nach der Tat kommt die Wahrheit ans Licht. Bundeskanzlerin Angela Merkel verspricht, man werde alles tun, um die Hintergründe aufzuklären. Doch der Umgang mit den Angehörigen, die Nachrichten über vernichtete Akten, das Kompetenzgerangel des Verfassungsschutzes und die Durchsetzung der rechtsextremen Szene mit V-Leuten haben in Semiya Simsek tiefe Zweifel an dem Aufklärungswillen der Behörden geweckt. Ihr Vater ist in seinem Geburtsort in der Türkei beigesetzt worden, ganz in der Nähe lebt auch sie inzwischen. Das Gericht sieht es nicht als seine Aufgabe, die Ursachen der fehlgeleiteten Ermittlung aufzuklären. Und die juristische Aufarbeitung kann die gesellschaftliche nicht ersetzen. Doch gerade diese ist bitter nötig. Die kurzfristige Verschiebung des Prozesses auf den 6. Mai hat die Opfer nochmals sehr stark belastet. Sie alle hatten nicht nur Reisen gebucht und Urlaub genommen, sondern sich auch emotional darauf vorbereitet. Die Opfer hoffen nun, dass der Termin für den Prozessbeginn bestehen bleibt.
Für die Dokumentation „KEINVATERLAND“ besuchen die Filmautoren Katja und Clemens Riha Semiya Simsek in der Türkei und begleiten sie auch am ersten Tag des Prozesses gegen das mutmaßliche NSU-Mitglied Beate Zschäpe. Semiya Simsek ist Nebenklägerin in diesem Prozess. Außerdem geht „KEINVATERLAND“ den Fragen nach, was es bedeutet, wenn eine rechtsextreme Terrorzelle mitten in unserer Gesellschaft – ungeahndet, über viele Jahre – agieren kann und was es für den Stand der Integration bedeutet, wenn das Unwort „Döner-Morde“ bereitwillig akzeptiert wird. Im Zentrum des Films steht jedoch die Zerrissenheit eines Opfers, das das Vertrauen in die Bundesrepublik verloren hat. Semiya Simsek muss damit leben, dass das Land, in dem sie aufgewachsen ist, vielleicht nicht mehr ihre Heimat sein kann. Katja und Clemens Riha werden den Prozess und die Opfer auch nach dem Prozessbeginn weiter journalistisch begleiten. 22:00-22:30 • 3sat TV-Tipps
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