Brückenbauer

Geht mir nicht auf’n Sack!

Habe lange überlegt, wat für'n Thema ich wohl bearbeiten sollte. Dann ist mir ständig der Gedanke „Geht mir nicht aufn Sack!“ durch den Kopf gegangen, und nu hab ich ne Überschrift. Besser geht´s leider nicht.

Von Armin Suceska Donnerstag, 03.05.2012, 8:28 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 08.05.2012, 15:26 Uhr Lesedauer: 5 Minuten  |  

Doch wer geht mir aufn Sack, vor allem womit? Ich bin ja froh, dass dies kein Baseballschläger ist oder ein Fußball oder nur Fuß. Es sind eher die Themen, die ich regelmäßig mitkriege, die gehen mir mächtig aufn Sack. Themen, die sich angeblich mit der Integration von Personen mit Migrationshintergrund beschäftigen.

Mir geht schon aufn Sack, dass es „mit Migrationshintergrund“ heißt. Dabei redet man fast immer von Muslimen. Gibt endlich Butter bei den Fischen und sacht doch einfach die Muslime. Habe nie mitbekommen, dass jemand über Franzosen oder Spanier spricht. Und die Italiener hält man, wenn man sie nicht reden hört, oft für wat Südländisches, „Marroks oder sowat.“ Zumindest bei den Kalabresen, die ich kenne.

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Weiter geht mir aufn Sack, dass egal wie gut ich ne Aussage wissenschaftlich belege, diese von Stammtischtypen einfach wechgewischt wird und vom noch dümmeren Publikum beklatscht wird. Am liebsten würde ich dem Publikum dies mit gleicher Münze heimzahlen. Doch dann würde es wieder heißen „gewalttätiger Muslim“.

Mir geht auch aufn Sack, dass ich meine Religion erklären muss. Nicht wenn einer mal höflich fragt, dem antworte und erläutere ich mein Tun gerne. Aber nicht wenn jedes beschissene Jahr mich die gleichen Typen und Typinnen auf mein Fasten anhauen. Am liebsten würd ich sagen, dat sie mir damit nicht mehr aufn Sack gehen sollen. Doch dann erinnere ich mich, dat Geduld der wahre Weg eines Muslims ist und halte mich zurück.

Oh mein Gott, da fällt mir auch das Essen ein. Mir geht es extrem aufn Sack, wenn dat Thema Essen aufkommt und die Leute einfach zu dämlich sind, einfachste Sachen zu verstehen. Da heißt es dann z.B. „Inna Kantine jibbet heute lecker Schwein. Kommste mit?“ oder „Gemischtes Hack darfste doch? Wa? Is ja halb Rind“ oder „Das bisschen Schwein dazwischen sieht doch keiner“. Leute, geh mir einfach nicht aufn Sack!

An dieser Stelle möchte ich betonen, dass nicht alle unsere Mitbürger so dämlich sind. Ich denke da an meine Jungs (Italiener, Spanier, Griechen, Portugiesen, Schotten, Kroaten und so einige BioDeutsche). Die wissen wie man mit uns Muslimen umgehen muss und wir, wie mit ihnen umzugehen ist. So würde keiner von denen solche Fragen stellen. Die gratulieren auch regelmäßig zu Bajram, der Schotte mit nem „Happy Bajram“. Aber dies ist wahrscheinlich der Gettoisierung geschuldet; meine Gegend war die Schwarzkopfhochburg der Stadt. Daher finde ich die Geschichte mit MultiKulti auch sehr amüsant: in jener Gegend ging dies perfekt, trotz babylonischer Sprachverhältnisse. Nur mit den BioDeutschen, da klappt es nicht so. Weshalb wohl?

Aber das ist auch ein Thema dat mir voll aufn Sack geht. Sprache ist der Schlüssel zur Bildung, der Schlüssel zur Integration. Labbert doch keinen Scheiß! Wenn dem so wäre, hätte Özil nicht den Integrationspreis erhalten dürfen. Derjenige ist integriert der für Deutschland unterwegs ist, dann kann er auch ruhig Probleme beim Ablesen haben. Die Balkanboxer haben die Lunte gerochen und heißen Huck und Sturm. Das gefällt dem Deutschen, die sind integriert. Und im Publikum wundern sich die deutschen Zuschauer wenn plötzlich Dino Merlins Lied erschallt.

Was mir aber so richtig aufn Sack geht ist die Aussage „dreckiger Ausländer“. Auch hier ist eigentlich der Muslim gemeint. Diese Bezeichnung hörte ich beim Bund regelmäßig von meinen Kameraden. Wir konnten uns einigen, dass ich sie im Gegenzug „dumme Nazis“ nennen durfte. „Dreckiger Ausländer“… Schon in der Schule waren es immer die Schwarzköpfe die nachm Pissen sich die Hände gewaschen haben. Dies hat sich während der ganzen Schulzeit, beim Bund und während des Studiums wiederholt. Vielleicht ist dies so ne Ausländersache, das Händewaschen. Vielleicht weil wir so dreckig sind? Dies war auch wohl der Grund dafür, dass sich immer alle Schwarzköpfe nachm Sport unter die Duschen gestellt haben und die Deutschen nicht. Oder gab es da wat zu verbergen?

Wat mir auch noch aufn Sack geht, ist dieses ständige Gelabber von „aber in muslimischen Ländern wie in der Türkei…“. Diese Vergleiche. Oh Mann, gehen die mir aufn Sack… Wieso vergleicht man andere Länder mit Deutschland? Wie kommt man auf so n Scheiß? Mir geht es am Arsch vorbei wie etwas in einem anderen Land geregelt wird. Ich kann nur hier wählen, nur hier Einfluss nehmen. Was andere Regierungen mit ihren Völkern tun, geht mir genauso am Arsch vorbei wie es den deutschen Regierungen immer am Arsch vorbei gehen wird. Daher geht mir nicht aufn Sack mit Ländern, die ihr nicht mal auf der Karte finden könnt.

Ach, ich will nicht meine Muslime vergessen. Da jibbet auch n Haufen, der mir aufn Sack geht. Vor allem die Supergläubigen. Wir Bosnier haben auch so einige, die ihre Hose hochkrempeln, wie es einst L.L. Cool J. gemacht hatte. Brüder, von denen viele einst gesoffen haben und nu zum Licht geleitet wurden. Quatscht mich nicht voll von eurer Sicht, solange ich Muslim bin mache ich es wie Usher in „My Way“.

Und in diesem Zusammenhang fällt mir die Koran-Verteil-Aktion ein. Und hier gehen mir nicht die Jungs aufn Sack, die diesen verteilt haben, sondern eher die Medien, die ihnen die Plattform gegeben haben. So dämlich. Auch das dies noch auf der Islamkonferenz thematisiert wurde. Tse.

Wo wir schon dabei sind, die geht mir auch noch aufn Sack. Wat soll das werden? Eine Ansammlung von Personen, die alle auf ein Foto wollen? Glaubt wirklich jemand, dass die Basis wat davon mitkriegt? Dat einzig gute an der DIK war die neulich abgegebene Erklärung: gegen häusliche Gewalt und Zwangsheirat. Da können ja die bosnischen Männer endlich mal aufatmen.

Ich hab das Gefühl, dass ich hier noch so einiges auflisten könnte. Erschreckend. Meine Sichtweise mag sehr subjektiv, sogar sehr pauschalisierend sein, aber auf Objektivität lege ich keinen Wert mehr, das können andere tun. Und mit meiner subjektiven Wahrnehmung möchte ich abschließend der besten Fußballmannschaft Deutschlands zur Titelverteidigung gratulieren. Aktuell Meinung

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  1. europa sagt:

    Ich glaube der Autor hat etwas ganz grundlegendes falsch verstanden. Die Diskussion über Integration ist doch deshalb entstanden, weil die Migranten nicht in einer parallelgesellschaft leben wollten, die ihnen später jede Chance nimmt in einer deutschen Firma Arbeit zu finden, bzw. Aufzusteigen.

    natürlich ist diese „geht mir nicht auf den Sack“-mentalität eine mögliche alternative, aber wenn man ehrlich ist, dann ist das doch genau das was zu überwinden versucht.

    Dass der Autor sich hier über den Zuspruch freut finde ich befremdend. Aber nun gut was soll man sich noch erwarten als deutscher Staats Bürger: erst kommt man hierhin unter dem vorwand, man wäre nur Gastarbeiter und entscheidet sich dann urplötzlich, dass es doch ganz gemütlich in der BRD ist und dass man doch hier bleiben will. Wenn man dann als einheimischer auch die regeln ein bisschen anpassen will, in Form von Integration, dann heisst es auf einmal: „geht mir nicht auf den Sack“

    Man sollte sich vielleicht als Deutscher auch ein bisschen von dieser „geht mir nicht auf den Sack“-mentalität abkucken und bei der nächsten Forderung aus einer gewissen bevölkerungsgruppe auch einfach mal den Satz: „Geht mir nicht auf den Sack“ schmettern.

    aber nun gut der Autor schreibt ja auch selbst, wie ihm dieses Thema eingefallen ist