TV-Tipps des Tages
30.04.2012 – Ausländer, Türkei, Islam, Migranten, Kopftuch, Integration
TV-Tipps des Tages sind: Deutschland hilft: 11, Kinder als Brückenbauer und andere Stories; Lebenslinien: Musik ist ihr Leben, ihr Ventil, ihre Bestimmung. Hülya, Tochter türkischer Einwanderer, wird 1975 in der Oberpfalz geboren. Dort wächst sie auch auf - als viertes unter zehn Kindern; Wo stehst du? Ihre Heimat ist Deutschland, ihr Weltbild geprägt von der muslimischen Herkunftskultur der Eltern
Von Ümit Küçük Montag, 30.04.2012, 8:18 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 30.04.2012, 12:25 Uhr Lesedauer: 4 Minuten |
Deutschland hilft
11, Kinder als Brückenbauer und andere Stories
Magazin – „Aktion Deutschland hilft“ ist ein Zusammenschluss deutscher Hilfsorganisationen, die im Falle großer Katastrophen und Notsituationen im Ausland gemeinsam schnelle und effektive Hilfe leisten. Das Vierte greift dieses Engagement mit auf und gewährt ab März 2012 in einem einstündigen Social Magazine wochentäglich am Vormittag Einblicke in die Charity-Aktivitäten der Hilfsorganisationen. 09:30-10:30 • DAS VIERTE
Lebenslinien
Dokumentation – Musik ist ihr Leben, ihr Ventil, ihre Bestimmung. Hülya, Tochter türkischer Einwanderer, wird 1975 in der Oberpfalz geboren. Dort wächst sie auch auf – als viertes unter zehn Kindern. Hülya besucht das Gymnasium, wird erst Klassen-, dann Schulsprecherin. Sie passt sich an und ist äußerlich nicht zu unterscheiden von den Jugendlichen ihrer Generation. Sie bringt sich das Gitarre spielen selbst bei, singt und komponiert, hat erste kleine Erfolge in Clubs und auf Provinzbühnen. Der Vater, dem der Lebenswandel der Tochter missfällt, wirft sie raus.
Zwei Jahre schlägt sie sich mit Gelegenheitsjobs durch, dann zieht sie freiwillig zu den Eltern zurück. Die Großfamilie hat ihr gefehlt. Die Auftritte mit ihrer Band gehen weiter. Der zunehmende Erfolg auf der Bühne aber verunsichert sie mehr und mehr. „Nach jeder Tournee fiel ich in eine Depression“, sagt sie. Sie beginnt, sich mit dem Koran zu befassen, betet jetzt fünfmal am Tag, auch wenn sie auftritt. Es hilft ihr. Gegen die Eitelkeit, die aufkommt, wenn ein Saal voller begeisterter Fans vor ihr ausflippt, gegen die Erwartungen, die auf ihr lasten, gegen die Oberflächlichkeit der Musikbranche, gegen die ganze Zwiespältigkeit des Künstlerlebens. Eines Tages setzt sie das Kopftuch auf. Damit brüskiert sie viele – ihre Band, ihre Familie, ihre Musikerfreunde. Sie tut es freiwillig. Sie will ihren Weg mit Allah gehen, einen Weg der Demut. Und das Kopftuch hat für sie auf diesem Weg eine besondere Bedeutung. Hülya engagiert sich öffentlich für einen aufgeklärten Islam und für die Aussöhnung der Religionen. Sie ist gegen Zwang und passt in keine Schublade. Zum muslimischen Heimchen am Herd taugt sie nicht. Sie gibt Konzerte mit Liedern auf Deutsch, Englisch und Türkisch, alle selbst geschrieben und komponiert. Mit Kopftuch sitzt sie auf der Bühne und singt – eine junge zierliche Frau mit einer großen klaren Stimme. Sie ist überzeugt: Es ist Allahs Wille, dass sie da oben auf der Bühne sitzt und singt.
Hintergrundinformationen:
Ein Film von Andrea Morgenthaler. 21:45-22:30 • BR
Wo stehst du?
Dokumentarfilm (Milieufilm – Fernsehspiel – gesellschaftliche Problematik/Soziale Brennpunkte) – Ihre Heimat ist Deutschland, ihr Weltbild geprägt von der muslimischen Herkunftskultur der Eltern: Ali, Alban und Kais werden in einem in Deutschland einmaligen Fernsehprojekt seit zehn Jahren mit der Kamera begleitet. Im mittlerweile dritten Dokumentarfilm „Wo stehst Du?“ geben sie wieder mit großer Offenheit und Charme tiefe Einblicke in ihre Welt. Kais studiert inzwischen Schauspiel, Ali sucht Arbeit und eine Berufung, Alban kämpft mit Schulden und den kulturellen Grenzen für seine Liebe, Alis jüngerer Bruder Moussa sucht eine Lehrstelle, bei der er seinen Glauben praktizieren kann. Für alle wird die Suche nach den Werten fürs Leben zur existentiellen Herausforderung. Das führt zu Konflikten mit den Eltern oder der Polizei. Vor allem aber offenbart sich der schwierige Versuch, seine Zukunft auf feste Füße zu stellen.
2001 begann Bettina Braun die Auseinandersetzung mit den Jungs aus dem Kölner Jugendzentrum Klingelpütz. Für ihren ersten Dokumentarfilm „Was lebst Du?“ (ZDF: 14. November 2005) nahm sie zweieinhalb Jahre mit der Kamera teil am Leben von Ali, Alban, Kais und ihren Freunden, die aus marokkanischen, tunesischen, albanischen und türkischen Familien stammen. „Was lebst Du?“ zeigte die Jungs in der Phase zwischen Schule und Ausbildung. Am Anfang des Erwachsenwerdens standen Träume und Pläne für die Zukunft, deren Entwicklung Bettina Braun nach dem großen Erfolg von „Was lebst Du?“ in zwei weiteren Filmen verfolgte. 2008 beobachtete „Was Du willst“ (ARTE 2009) die Freunde bei ihrem Versuch, ein selbstständiges, selbstverantwortliches Leben zu führen, in dem der Alltag ernster wurde. 2011 wurde „Wo stehst Du?“ nach über zwei Jahren Drehzeit abgeschlossen und hatte seine Premiere auf der Duisburger Filmwoche.
Alle drei Filme sind präzise und kurzweilige Milieustudien, die über das Aufwachsen und Ankommen muslimischer Migrantensöhne in Deutschland erzählen. Sie verblüffen durch den direkten Umgangston zwischen Regisseurin und Protagonisten, durch Nähe, Vertrautheit und Humor.
„Wo stehst du?“ ist der dritte und letzte Film der Reihe „10 Jahre mit Ali, Kais und Alban“. 00:20-01:50 • ZDF TV-Tipps
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