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TV-Tipps des Tages

27.03.2012 – Nordpol, Türkei, Zypern, Bosporus, Venedig, Juden, Ausländer

TV-Tipps des Tages sind: Rote Arktis: Die Eroberung des Nordpols 1937 - Thema "Am Pol"; Hinter Mauern; Menschen auf der Brücke: An der imaginären Grenze zwischen Asien und Europa, der Bosporus-Brücke; Shylocks Erben: Venedigs Kinder der Shoa

Von Dienstag, 27.03.2012, 8:18 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 25.03.2012, 14:42 Uhr Lesedauer: 5 Minuten  |  

Rote Arktis
Die Eroberung des Nordpols 1937 – Thema „Am Pol“ – Vor 75 Jahren, im März 1937, bereiteten sich Polarforscher in Moskau auf eine ganz besondere Expedition vor: Sie wollten den Nordpol „erobern“. Die Dokumentation erzählt die spannende Geschichte der sowjetischen Polarexpedition.


Es war nicht irgendeine Expedition, zu der 43 sowjetische Flieger und Forscher aufbrachen. Es war eine flugtechnische Pioniertat, ein Meilenstein in der Geschichte der Entdeckungen und sie spielt vor dem Hintergrund des Stalin-Terrors.
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Helden, die nicht um ihres persönlichen Ruhmes willen Kopf und Kragen riskierten, sondern einzig dem Genossen Stalin zuliebe. Sie wurden gefeiert, bejubelt, während ihre Freunde, Mitarbeiter, Nachbarn, Konkurrenten der Vernichtung anheimfielen. Helden der Sowjetunion.

Nie zuvor in der Geschichte hatte es eine Expedition gegeben, die mit geballter staatlicher Macht ihr Ziel angriff: Eroberung des Nordpols. Und erstmals ging ein Kameramann mit auf die Reise, denn dieses Eroberungswerk sollte ein kollektiver Triumph sein, alle sollten von ihm fasziniert und alle sollten darauf stolz sein. Heute würde man von einem Medienereignis sprechen.

Der Film „Rote Arktis“ von den Grimme-Preisträgern Christian Klemke und Andreas Christoph Schmidt erzählt von einem Abenteuer im „Jahr des Großen Terrors“ und zeigt die Aufnahmen erstmals im Westen. Teilweise sind sie selbst in Russland unbekannt, was um so mehr verwundert, als die Papanin-Expedition für das russische Selbstverständnis als „Macht des Nordens“ von ungebrochener Bedeutung ist.

Hintergrundinformationen:
Film von Christian Klemke und Andreas Christoph Schmidt. 11:00-11:45 • BR-alpha

Hinter Mauern
Dokumentation – Mauern setzen Grenzen und bedeuten Trennung. Zumindest von einer Seite aus ist ihre Überwindung unerwünscht. Doch hinter Mauern leben immer auch Menschen, die auf das Ende dieser Mauern hoffen. Mauern trennen und verbergen. Hinter Mauern leben Frauen, Männer, Völker, die ihr Vaterland, ihr Haus, ihre Familie oder ihre Rechte verloren haben. Hinter Mauern stauen sich Hoffnung, Entschlossenheit, Stolz, Leiden und Resignation. In der Dokumentation kommen Menschen zu Wort, die hinter Mauern leben. Sie sprechen über Möglichkeit oder Unmöglichkeit eines freien Lebens.

Die seit 1975 von Marokko besetzte Westsahara kennt trotz des nach wie vor gültigen Waffenstillstandsabkommens von 1991 nur den Wechsel von Aufstand und Unterdrückung. Ein starkes Polizeiaufgebot versucht, die entschlossen vorgehende Frente Polisario, die Befreiungsfront der Sahrauis, hinter Mauern in Schach zu halten. Auf der seit 1974 teilweise von der Türkei besetzten Insel Zypern gibt es nationalistische Kräfte auf beiden Seiten, aber hier stehen die Zeichen auf Versöhnung. Vielleicht kommt es sogar zu einer Föderation auf der Mittelmeerinsel. In Indien und Bangladesch leben die Bewohner des ehemaligen Bengalen seit 1947 getrennt. Drastischer ist die Teilung seit Beginn des 21. Jahrhunderts spürbar, als eine Mauer um ganz Bangladesch gebaut wurde. Sie wird von einer Grenzpolizei bewacht, die durchaus mit scharfer Munition schießt.

Dann gibt es da noch die wirtschaftlichen Barrieren wie zwischen Europa und Afrika. Sie sind zwar weniger sichtbar als echte Mauern, sind aber für Flüchtlinge nicht weniger abschreckend. Auf lange Sicht jedoch sind auch diese „Mauern“ wirkungslos. 23:25-00:20 • arte

Menschen auf der Brücke
Spielfilm – An der imaginären Grenze zwischen Asien und Europa, der Bosporus-Brücke, kreuzen sich täglich die Lebenswege dieser unterschiedlichen Menschen. Einer von ihnen ist der 28-jährige Taxifahrer Umut, dessen Frau Cemile von einem Leben in gesellschaftlicher Anerkennung träumt. Der junge Rosenverkäufer Fikret wiederum hat genug vom illegalen Straßenverkauf auf der Bosporus-Brücke und sucht einen regulären Job. Der Verkehrspolizist Murat, der jeden Abend in seine leere Wohnung zurückkehrt, sucht über das Internet nach der großen Liebe in der 15-Millionen-Metropole.

Hintergrundinformationen:
ln der BR-Koproduktion „Menschen auf der Brücke“ verknüpft Regisseurin Asli Özge Episoden aus dem Leben dreier Männer zu einer fragmentarischen Momentaufnahme des Lebens in Istanbul. Dabei „spielen“ die Laiendarsteller ihr eigenes Leben. „Am Anfang wollte ich einen Dokumentarfilm, der so wie ein Fiktionsfilm aussieht. Aber dann habe ich doch die interessanten Charaktere an der Bosporus-Brücke kennengelernt, und die haben mir ihre Geschichte erzählt. Und ich dachte, jetzt ist es aber umgekehrt, ich muss das Drehbuch schreiben, denn ich würde das nie schaffen, die Geschichten … spontan zu drehen“, so Özge. Ihr Spielfilm mit dokumentarischen Elementen ist eine faszinierende Milieustudie, die einen einzigartigen Einblick in das pulsierende Leben in der zwischen Europa und Asien liegenden Weltstadt liefert.

Auf den internationalen Filmfestivals in Istanbul und Ankara wurde „Menschen auf der Brücke“ als bester Film ausgezeichnet. Regisseurin Özge, Jahrgang 1975, ist selbst in Istanbul aufgewachsen, lebt und arbeitet aber seit 2000 in Berlin. Regisseur Fatih Akin („Gegen die Wand“) nannte ihren Film „einen Diamanten des aktuellen türkischen Kinos“. 23:25-00:50 • BR

Shylocks Erben
Venedigs Kinder der Shoa – Shylock, erfunden von William Shakespeare, ist Venedigs berühmtester Jude. Obgleich er reine Fiktion ist, ist er in vielen Zügen authentisch gezeichnet: Es hat sie genau so gegeben, die jüdischen Pfandleiher, auf die die Republik Venedig als Financiers ihrer Unternehmungen nicht verzichten konnte und die sie dennoch auf Abstand zu halten suchte. Zu einem der dunkelsten Kapitel der jüdischen Geschichte Venedigs zählt die Schaffung des ersten Ghettos überhaupt, die 1516 vom Senat beschlossen wurde. Gewählt wurde dafür eine kleine Insel in Canareggio, deren Zugang über Brücken komplett abgeriegelt werden konnte. Hier lebten Juden auf engstem Raum unter meist ärmlichen Verhältnissen, bis Napoleon Venedig eroberte und das Ghetto auflöste. Die wohlhabenderen Juden zogen in die eleganten Viertel der Lagunenstadt, zurück blieben die Armen. Ein weiteres dunkles Kapitel sind die Judendeportationen während der nationalsozialistischen Herrschaft der Deutschen ab 1943. Inzwischen ist jüdisches Leben nach Venedig zurückgekehrt.

„Shylocks Erben“ rekapituliert die Geschichte der Juden in Venedig. Das Hauptaugenmerk des Films liegt dabei auf der Zeit des italienischen Faschismus und der nationalsozialistischen Herrschaft der Deutschen über die Lagune. Überlebende erinnern sich an eine scheinbar vollkommene Integration in das gesellschaftliche Leben der Stadt, an erste Zeichen von Ausgrenzung und Isolierung bis hin zur Verhängung der Rassegesetze. Sie berichten von Treue und Hilfsbereitschaft, aber auch von Verrat und Enttäuschung durch ihre katholischen Mitbürger.

Dokumentation von Bettina von Pfeil. 03:45-04:15 • PHOENIX TV-Tipps

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