TV-Tipps des Tages

28.02.2012 – Russland, Stalin, Muslime, Integration, Migranten, Juden, Revolution

TV-Tipps des Tages sind: Die Gräfin und die Russische Revolution; Stalin - Der rote Gott: zum Jahrestag der Russischen Revolution; Mit offenen Karten; Wie das Leben spielt: Spielfilm - Die hilfsbedürftige alte Jüdin Esther vergrault mit ihrer schlechten Laune jede Haushaltshilfe, die ihr Sohn Elie für sie aussucht

Von Dienstag, 28.02.2012, 8:18 Uhr|zuletzt aktualisiert: Freitag, 24.02.2012, 15:48 Uhr Lesedauer: 6 Minuten  |  

Die Gräfin und die Russische Revolution
Dokumentation (Kultur – Zeitgeschichte vor 1933) – (aus der ORF-Reihe „Menschen & Mächte spezial“) Als Reaktion auf die schrecklichen Zustände und die hohe Sterblichkeit in den Kriegsgefangenenlagern Russlands rief die Zarenfamilie ein halbes Jahr vor dem Ausbruch der Russischen Revolution im Jahr 1917 die sogenannten Schwesternreisen ins Leben. Die Rotkreuzschwestern sollten Missstände beseitigen und die Einhaltung der Haager Landkriegsordnung überwachen.

Eine von ihnen war die aus Böhmen stammende 27-jährige Gräfin Nora Kinsky. 90 Jahre später, zum Jahrestag der Russischen Revolution 2007, folgte Nora Kinskys Großnichte, die Autorin und Filmemacherin Monika Czernin, ihren Spuren quer durch Russland. Die Dokumentation „Die Gräfin und die Russische Revolution“ erzählt die Geschichte der mutigen Adeligen, die als Augenzeugin das Elend der Gefangenenlager und das Chaos und die Schrecken der Russischen Revolution miterlebte, einem der zentralen Ereignisse des 20. Jahrhunderts. 15:30-16:15 • 3sat

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Stalin – Der rote Gott
Dokumentation (Kultur – Zeitgeschichte allgemein) – (aus der ORF-Reihe „Kreuz & Quer“) (Erstsendung: 21.4.1999) Weckt die tiefgreifende soziale und geistige Krise in der Sowjetunion die Sehnsucht vieler Russen nach einer Führerfigur wie dem „göttlichen Stalin“? Der blutige Terror scheint weitgehend aus dem Gedächtnis der Menschen verdrängt worden zu sein. Die Politik des Kommunismus war jahrzehntelang eine Ideologie, die für ein Sechstel der Menschheit bindend war. Das Russland der postkommunistischen Reformen enttäuscht die Hoffnungen und Erwartungen vieler Menschen. Die Dokumentation „Stalin – Der rote Gott“ rekonstruiert den Mythos um die Macht Stalins und zeigt, dass politische Systeme wie der Stalinismus in pseudoreligiöse Formen kippen können. 16:15-17:15 • 3sat

Mit offenen Karten
Politikmagazin – Trotz seines riesigen, zwei Kontinente umfassenden Territoriums ist Russland eine „eingekesselte“ Macht. Welche Beziehungen pflegt das Land zu seinen Nachbarn und hat es überhaupt Handlungsspielraum? Antworten aus den vier Himmelsrichtungen.

Hintergrundinformationen:
Jede Woche liest Jean-Christophe Victor „die politischen Kräfteverhältnisse in der ganzen Welt“ aus detaillierten geografischen Karten. Sein Credo: „Die Karten zum Sprechen bringen.“ Und das beherrscht er wie kein anderer.

Das Magazin „Mit offenen Karten“ bietet immer dienstags gegen 23.00 Uhr einschlägige Erklärungen und Hintergrundinformationen zur geopolitischen Situation in verschiedenen Ländern dieser Erde. Die Sendung ist ein wahrer Fundus an Informationen und weist auf weiterführende Literatur zum jeweiligen Thema hin. 23:10-23:25 • arte

Wie das Leben spielt
Spielfilm – Die hilfsbedürftige alte Jüdin Esther vergrault mit ihrer schlechten Laune jede Haushaltshilfe, die ihr Sohn Elie für sie aussucht. Als Elie nicht mehr weiter weiß, bietet ihm die Krankenschwester Sélima die Hilfe ihrer Mutter Halima an.

Esther ist von der Taille an querschnittsgelähmt und auf ständige Hilfe angewiesen. Die Haushaltshilfen, die ihr vielbeschäftigter Sohn Elie für sie aussucht, vergrault sie jedoch regelmäßig mit ihren Launen. Die alte Frau ist unglücklich und fühlt sich einsam, da ihr Mann schon gestorben ist. Am liebsten würde sie ihm ins Grab folgen, anstatt im Rollstuhl zu sitzen und von anderen abhängig zu sein. Als erneut eine Krankenschwester kündigt, stellt Elie die junge Sélima ein. Von nun an kümmert sie sich morgens und abends um Esthers Wohl und gewinnt das Vertrauen der alten Frau. Die Tagespflegerin Yvette dagegen mag Esther nicht leiden und es kommt bald zu einem heftigen Streit. Daraufhin kündigt Yvette und Sohn Elie weiß sich nicht mehr zu helfen.

Da hat Sélima die rettende Idee: Ihre Mutter Halima, gläubige Muslimin und Hausfrau, hat tagsüber Zeit und könnte Esther zur Hand gehen. Elie stimmt zu und Sélima bringt ihre Mutter mit zu Esther. Für die alte Muslimin kommt die Arbeit gerade recht, will sie doch mit ihrem Mann Ali bald eine Pilgerfahrt nach Mekka machen, wofür sie Geld benötigt. Die Arbeit bei Esther stellt Halima jedoch vor ungeahnte Herausforderungen: Wie kocht man koscher? Essen Juden auch halal?

Wie sich herausstellt, haben die zwei unterschiedlichen Frauen mehr gemeinsam als vermutet und es entwickelt sich eine Freundschaft zwischen ihnen. Doch Halima und ihr Mann sind mehr und mehr den Anfeindungen ihrer Gemeinde ausgesetzt, die die Freundschaft zu einer Jüdin mit Skepsis betrachten. Als Elie einen vorübergehenden Posten in einem Krankenhaus in einer anderen Stadt erhält, nimmt Halima Esther für einen Monat bei sich in der Wohnung auf. Die Freundschaft der Frauen wird auf eine harte Probe gestellt.

Hintergrundinformationen:
„Wie das Leben spielt“ beruht auf den Erfahrungen der Produzentin Yasmina Nini-Faucon, die einst selbst Krankenschwester war und, ähnlich wie Filmfigur Sélima, in sowohl jüdischen als auch muslimischen Gemeinden arbeitete. Dort konnte sie beobachten, dass ihre Patienten, unabhängig von ihrer Religion, viele Gemeinsamkeiten hatten: Sie kamen meist aus Algerien, Marokko oder Tunesien und haben sich im Südosten Frankreichs niedergelassen.

Das Drehbuch zum Kinofilm entstand 2003 in Zusammenarbeit mit Philippe Faucon, als beide glaubten, dass der Konflikt zwischen Israel und Palästina auch Ressentiments in Teilen der in Frankreich lebenden Gemeinden schüren würde. Das Geschehen ist im Jahre 2006 angesiedelt, als Israel aufgrund zwei entführter jüdischer Soldaten den Libanon angriff.

Dabei wird im Film deutlich, dass sowohl Esther als auch Halima erst einmal voreingenommen sind und allmählich entdecken, dass sie Gemeinsamkeiten haben und sie die Liebe zum selben Heimatland verbindet. Auch die junge Krankenschwester Sélima sieht sich rassistischen Anfeindungen ausgesetzt: In den ersten Filmminuten weigert sich ein Patient, sich von einer arabischen Krankenschwester behandeln zu lassen, obwohl Sélima selbst in Frankreich aufgewachsen ist. Halimas Nachbarschaft ist zuerst ebenfalls voreingenommen und begegnet der Freundschaft zwischen ihr und der Jüdin Esther mit Skepsis. Doch die fromme Halima lässt sich nicht beirren. In einer Szene verteidigt sie ihre Freundin vor ihrem Sohn Mohamed, der ihr zu bedenken gibt, dass die Juden den Libanon bombardieren, mit den Worten: „Wirft Esther etwa die Bomben?“

Um das Projekt zu finanzieren, gründeten Produzentin Nini-Faucon und Regisseur Faucon einen Verein und nannten ihn „ISTIQLAL“, was das arabische Wort für Unabhängigkeit ist. Produzentin Nini-Faucon sieht darin einen Zusammenhang zu Faucons Filmfiguren: „Ich finde, dass Philippes Filmcharaktere oft schön sind in ihren Kämpfen: Sie müssen ihre Unabhängigkeit bewahren. Sie müssen kämpfen, sich Gehör verschaffen und lassen andere nicht über ihr Leben entscheiden. Sie halten an ihrem freien Willen fest, auch wenn sie riskieren sich zu irren. Das trifft auf viele seiner Filmfiguren zu […].“

Für „Wie das Leben spielt“ engagierte Philippe Faucon, wie schon häufiger in seinen vorangegangen Projekten, Laiendarsteller. Faucon, der bereits 1990 in Cannes eine Auszeichnung für seinen Debütfilm „Liebe in der Vorstadt“ erhielt, arbeitete oft mit ARTE zusammen. Unter anderem entstanden die Filme „Sabine“ (1992), „Muriel treibt ihre Eltern zu Verzweiflung“ (1994), „Zwischen allen Fronten“ (1998), „Schule des Lebens“ (2002), „Der Verrat“ (2005) und „Wie das Leben spielt“ (2008) in Kooperation. Immer wieder behandelt er darin sozialkritische Themen und spricht sich für Toleranz aus. Sein Film über die Freundschaft einer Jüdin zu einer Muslimin gewann den Preis des Internationalen Filmfestivals der Liebe im belgischen Mons. 03:35-05:00 • arte TV-Tipps

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