TV-Tipps des Tages

19.10.2011 – Tunesien, Zuwanderer, Holocaust, Integration, Libanon, Ausländer

TV-Tipps des Tages sind: Zwischen Kaktus und Jasmin: Tunesien nach der Revolution; alpha-Forum: Gespräch-Sybille Krafft im Gespräch mit Channa Birnfeld; alpha-Campus: Baustelle Integration? Der Weg zum Wir-Gefühl; Schlaglicht: Die Heimkehrer - Was vom Irak-Krieg übrig bleib; PHOENIX RUNDE; Die Ford-Väter; Wohin steuert Syrien?

Von Mittwoch, 19.10.2011, 8:18 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 17.10.2011, 22:23 Uhr Lesedauer: 11 Minuten  |  

ARD-exclusiv: Zwischen Kaktus und Jasmin

Tunesien nach der Revolution – In Tunesien hat sie begonnen: die Revolution der arabischen Länder. Mit ihrem Ruf nach Freiheit und Demokratie begeisterten die Tunesier die Welt, sie überraschten mit ihrem Mut und der Beharrlichkeit ihres friedlichen Protestes.

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Sommer nach diesem historischen arabischen Frühling hat sich ein Team des Hessischen Rundfunks auf den Weg durch das Land gemacht und sich von Hoffnung und Zweifeln erzählen lassen. Lamia Farhani zum Beispiel ist Anwältin, die Schwester von Ansi Farhani. Er wurde am 13. Januar 2011 von einer Polizeikugel tödlich getroffen. Die Flucht des tunesischen Diktators Ben Ali erlebte er nicht mehr. Obwohl er für die Freiheit starb, fürchtet seine Schwester, dass die alten Kräfte wieder an Macht gewinnen. Am 23. Oktober werden die Tunesier die verfassungsgebende Versammlung ihres Landes wählen, mehr als 100 Parteien haben sich inzwischen gegründet, noch weiß keiner, wohin das führt. Bereits jetzt scheint der Erfolg der gemäßigten Islamisten absehbar: Bei etwa 30 Prozent liegt ihre Partei, die ENNAHDA, in den Schätzungen. Vor allem im Hinterland Tunesiens wächst die Ungeduld, viele werden hier für die Islamisten stimmen. „Wir haben keine Jasminrevolution gemacht, sondern eine Brotrevolution“, sagen die Menschen in Thala. Sie sind zwar stolz darauf, dass sie den Diktator gestürzt haben, doch der Hunger ist geblieben, die wirtschaftliche Lage sogar noch schwieriger geworden. Die Welt hofft auf Demokratie, aber die Touristen bleiben weg. 11:30-12:00 · HR

alpha-Forum
Gespräch-Sybille Krafft im Gespräch mit Channa Birnfeld

Im alpha-Forum kommen Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft, Religion und Kultur in 45 Minuten ausführlich zu Wort. Diesmal zu Gast: die Zeitzeugin und Holocaust-Überlebende Channa Birnfeld.

Channa Birnfeld ist Überlebende des Holocaust. Mit 18 Jahren wurde sie nach Auschwitz deportiert. 1945 wurde Channa Birnfeld auf dem Todesmarsch von amerikanischen Soldaten befreit. Im alpha-Forum spricht sie über ihre Zeit im Konzentrationslager und wie sie mit diesen Erfahrungen heute anderen Menschen weiterhilft. Channa Birnfeld engagierte sich jahrelang für die Hamburger Jüdische Gemeinde und die Integration von russischen Zuwanderern.13:00-13:45 · BR-alpha

alpha-Campus DOKU
Dokumentation-Baustelle Integration? Der Weg zum Wir-Gefühl. alpha-campus, das Bildungsforum, vermittelt Wissen aktuell, kompakt und informativ. 16:00-16:30 · BR-alpha

Das Heilige Tal
Eine Reise zu Klöstern des Libanon – Reisewege zur Kunst

Zu urchristlicher Zeit soll es im Libanon bereits 400 Einsiedeleien gegeben haben, von denen sich bis heute Spuren finden. Hier stand auch die Wiege der Religionsgemeinschaft der Maroniten.

Sie spalteten sich im Frühchristentum von der herrschenden Lehre ab. Das entlegene Qadisha-Tal westlich des Bergkamms des Libanon wurde zu ihrem religiösen Zentrum. Viele zwischen Felsklippen versteckte und in Höhlen eingezwängte Klosterruinen berichten davon. Man nennt diese wild-romantische Region auch das „Heilige Tal“. Erst seit kurzem wurde mit seiner archäologischen Erforschung begonnen.

Im Libanon standen sich Christen und Muslime bis in die frühen 90er Jahre in einem 17-jährigen Bürgerkrieg gegenüber. Das Land war eine Wiege christlichen Klosterlebens. Der Berg Libanon bedeutete seit urchristlichen Zeiten Schutz und Zuflucht. Hier entwickelte sich auch die Religionsgemeinschaft der Maroniten, benannt nach dem Heiligen Maron, einem syrischen Eremiten aus dem vierten Jahrhundert. 400 Einsiedeleien soll es im Qadisha-Tal einmal gegeben haben. Die meisten sind heute nur noch Ruinen. Die Maroniten sind aber keineswegs die einzige christliche Gemeinde im Land. Die von Rom unabhängige orthodoxe Gemeinde steht in der Bedeutung an zweiter Stelle. Sie unterhält eine angesehene moderne Universität und mehrere bedeutende Klöster. Doch machen sich viele Christen im Libanon Sorgen um die Zukunft dieser Gemeinden. Kardinal Mar Nasrallah Boutros Sfeir ist der Patriarch der mit Rom vereinten Maronitischen Kirche des Libanon. Seine Predigten sind als politische Verlautbarungen zu verstehen.

„Einst war der ganze Orient christlich“, sagt er, „heute aber gehen wir schwierigen Zeiten entgegen. Zum Beispiel der Irak – viele Christen haben das Land verlassen und sind nach Syrien gekommen. Doch das ist nur eine Durchgangsstation auf dem Weg nach Europa, in die USA, nach Australien. So weit ist es im Libanon noch nicht, aber es gibt viel Emigration, vor allem in der jungen Generation. Wenn das so weitergeht, müssen wir uns die Frage stellen: Was ist die Zukunft der Christen im Orient?“ Die Dokumentation begibt sich auf eine Spurensuche nach den Überresten der alten Klöster und Einsiedeleien – und findet die Renaissance einer scheinbar längst untergegangenen Welt: In den Ruinen einiger alter Einsiedeleien, in einst verlassenen Felsenklöstern und -kirchen hat wieder religiöses Leben Einzug gehalten.

Hintergrundinformationen:
Was sind die Gründe, einem Orden beizutreten, und wie gestaltet sich das alltägliche Leben mit Gott? Mit Hilfe der Geschichte der Klöster, die bereits im frühchristlichen Libanon begann, und Einblicken in den gegenwärtigen Klosterbetrieb, versucht die Thematinée diese Fragen zu beantworten.

Obwohl immer weniger Frauen und Männer in Klöster eintreten, reizen diese Orte Fantasie und Emotionen vieler Menschen, positiv wie negativ. Das Kloster gilt als Ort von Verboten und Versagungen, aber auch als Hort geheimen Glücks und der Vorbereitung auf die ewige Seligkeit. Die Überalterung des Klosterpersonals steht nicht der Hoffnung entgegen, an spirituellen Orten wie diesen Visionen gegen die kalte Realität zu entdecken.

Nicht umsonst bauen viele Klöster ihre Gästehäuser aus, um einer steigenden Nachfrage nach geistlicher Betreuung, Zuspruch, Meditation und spirituell ausgerichteten Veranstaltungen und Seminaren nachzukommen. Welche Geheimnisse verbergen sich bis heute hinter den Klostermauern, in jener abgeschlossenen Welt der Klausur, in der Nonnen und Mönche sich dem Gottesdienst und der Nächstenliebe verschreiben? Was sind ihre Hoffnungen, ihre Projektionen und ihre Rituale? Wie fremd, wie nah sind ihre Wünsche denen derer, die ein weltliches Leben führen? Und was ist – trotz aller Skepsis – das Berührende und Faszinierende an dieser strengen Lebensweise? 19:30-20:15 · BR-alpha

Schlaglicht
Die Heimkehrer – Was vom Irak-Krieg übrig bleibt

Kriegsreporter Ashwin Raman hat deutsche Soldaten in ihrem Camp in der Nähe von Bagdad besucht und ihren gefährlichen Alltag dokumentiert. Seine Reportage beschreibt eindrucksvoll die Lage im Irak am Vorabend eines drohenden Bürgerkrieges.

Dass alle wohlbehalten zurückkehren, war unwahrscheinlich. Doch umso glücklicher können sie nun das Wiedersehen feiern: Die Soldaten der 1st Armored Division kehren heute zurück in ihren Heimatstandort nach Wiesbaden. Ein Jahr lang waren sie in Bagdad stationiert, bildeten dort die letzte Kampfeinheit der Amerikaner im Irak. Man kann in ihrer Rückkehr eine Art Schlusspunkt des Irakkrieges sehen. Auch wenn das Land von friedlichen Zuständen unendlich weit entfernt ist.

Denn immer noch gehört der Irak zu den gefährlichsten Regionen der Erde – ein Land, das mit jedem abgezogenen Soldaten nicht unbedingt sicherer wird. Ein tödlicher Mechanismus von Gewalt und Gegengewalt ist in Gang gekommen zwischen den zutiefst verfeindeten Lagern von Sunniten, Schiiten und Kurden. Mehr als 4000 Menschen starben im vergangenen Jahr bei solchen Anschlägen. Und sollte Ende des Jahres 2011 auch die bislang verbliebenen amerikanischen Sicherheitskräfte und Ausbilder abzogen werden, dann droht dem Land ein blutiger Bürgerkrieg.

Die Wiesbadener Soldaten waren stationiert im „Camp Liberty“, nordöstlich von Bagdad. Hier hat der mit dem deutschen Fernsehpreis ausgezeichnete Kriegsreporter Ashwin Raman die Soldaten besucht und bei ihren letzten Patrouillen begleitet. Er konnte hautnah ihren gefährlichen Alltag dokumentieren, der immer noch von Gewalt und Terror geprägt ist. Er konnte auch in der „Green Zone“ in Bagdad drehen, zu der Journalisten mittlerweile kaum noch Zutritt erhalten. 22:00-22:30 · SWR BW, SWR RP, SWR SR

PHOENIX RUNDE
Moderation: Pinar Atalay – Die PHOENIX RUNDE ist ein Forum für die aktuelle politische Debatte. Kompetente Gäste diskutieren Fragen zum politischen, wirtschaftlichen und sozialen Leben in Deutschland. Zudem widmet sich die Sendung aktuellen Ereignissen aus dem Ausland. 22:15-23:00 · PHOENIX

Die Ford-Väter
Zu Gast in einem fremden Land – Film von Zuhal Er und Achim Scheunert

Gerade geht die erste Generation türkischer Gastarbeiter in Deutschland in Pension. Eigentlich wollte sie nur wenige Jahre bleiben, um Geld zu verdienen für ein besseres Leben in der Türkei. Aus wenigen Jahren wurden viele Jahre, aus vielen Jahren der Rest des Lebens. Trotzdem bleib die Türkei für die Gastarbeiter der ersten Generation immer der Inbegriff alles Schönen, Vertrauten und Lebenswerten. Deutschland war nur zum Arbeiten gedacht. Als Ort, wo man mit seiner Familie notgedrungen sein musste.

Doch ihre Töchter wurden in diesem „Land des Alltags“ geboren, wuchsen hier auf und identifizierten sich mit Deutschland. Den Vätern, hart arbeitend oder erschöpft von der Schicht, entging diese Entwicklung. Sie hatten sie doch nur dazu angehalten, nicht anzuecken in diesem fremden Land. Jetzt, als die Väter Rentner wurden und die Rückkehr in die Türkei in die Tat umsetzen wollten, mussten sie feststellten, dass ihre Kinder in Deutschland längst Wurzeln geschlagen hatten. Genau der richtige Moment für die Töchter, den Vätern Fragen zu stellen.

Die Dokumentation „Die Ford-Väter – in einer fremden Heimat“ porträtiert drei türkische Gastarbeiter der ersten Generation, Hüseyin, Necati und Abdulbalai, aus der Perspektive ihrer Töchter. Für sie war es schwer, einerseits hier aufzuwachsen und andererseits nicht in Deutschland ankommen zu dürfen. Doch in die Türkei wollten sie auf keinen Fall. Aber wie spricht man darüber mit einem Vater, dessen Heimatland das ist und dessen Traum die Rückkehr dorthin? Das Schweigen, die Sprachlosigkeit der eigenen Väter aufzubrechen, ist schwer.

Die Filmautorin Zuhal Er und ihre Freundinnen Münever und Özlem und sind drei junge, gebildete und selbständige Frauen, die gern in die Disco gehen, aber auch Kopftuch tragen. Mit ihren Vätern blicken sie zurück in die 60er Jahre, kommen noch einmal in Köln an, begeben sich an die endlosen Fließbänder der Ford-Werke, stehen am Anfang der großen Träume und nähern sich von dort aus langsam der Gegenwart. Eine Reise voller Ent-Täuschungen für die Väter, die lange die Augen verschlossen haben vor den Lebensplänen ihrer Töchter, die ganz andere waren als die, an die sie sich klammerten. Ein Film, der eine schwierige Annäherung dokumentiert und den Zuschauer teilhaben lässt an der sehr persönlichen Auseinandersetzung dreier Töchter mit ihren türkischen Ford-Vätern. 23:30-00:15 · Das Erste (ARD)

Syrien undercover – Im Herzen der Revolte
Dokumentation – Thema: Wohin steuert Syrien?

Sofia Amara, freischaffende Journalistin in Beirut, drehte die erste Dokumentation in Syrien seit Beginn der Aufstände im vergangenen April. Mit ihrer Handkamera dokumentierte sie die Arbeit der im Verborgenen agierenden Widerstandskämpfer.

In Damaskus und Homs filmte Sofia Amara, wie sich die täglichen Demonstrationen am Ausgang der Moscheen oder auf den Friedhöfen organisieren.

In Rastan konnte sie Kontakt zu desertierten Offizieren der syrischen Armee aufnehmen, die behaupten, ein „freies Heer“ aufgestellt zu haben. Diese Streitkraft mit angeblich knapp 300 Offizieren versucht mit dürftigsten Mitteln, der blindwütigen Repression durch den syrischen Staat zu trotzen.

Insbesondere in Hama beobachte sie, mit welchen Mitteln das Regime gegen die Protestbewegung vorgeht: systematische Bombenangriffe auf die Zivilbevölkerung, Schießen mit scharfer Munition auf Demonstranten, willkürliche Verhaftungen, Hinrichtungen ohne Prozess, Folter.

Anhand nie gesehener Bilder und Zeugenaussagen dokumentiert der Film die blutigen Militäreinsätze gegen die Demonstranten und belegt zum ersten Mal auch die unmittelbare Beteiligung von Mitgliedern der libanesischen Hisbollah und der iranischen Revolutionshüter an den Massakern.

Um einen Blick hinter die Kulissen der syrischen Revolution zu werfen, nahm die Filmemacherin viele Gefahren auf sich. Immer musste sie darauf achten, nicht den Verdacht der Geheimdienste zu wecken: beim Filmen der Demonstrationen, beim Umgehen der Panzersperren vor der Stadt und bei den heimlichen Treffen mit den Aktivisten.

Der mutige Film vermittelt die im Land herrschende Terroratmosphäre und veranschaulicht die Verbrechen des Regimes von Baschar al-Assad, dem zur Last gelegt wird, in fünf Monaten über 2.000 Menschen ermordet zu haben.

Hintergrundinformationen:
In Syrien herrscht ein erbarmungsloser Bürgerkrieg. Aber nicht rivalisierende Volksgruppen bekämpfen einander, sondern die Staatsmacht geht gewaltsam gegen die aufständische Bevölkerung vor, die nach demokratischen Reformen verlangt. Mehr als 2.000 Tote hat der Konflikt bereits gefordert. Tausende Menschen sind verhaftet worden, andere befinden sich auf der Flucht. Der Themenabend untersucht die Geschehnisse und fragt, warum Syriens Präsident Baschar al-Assad auf sein eigenes Volk schießen lässt.

Über 2.000 Tote haben die Auseinandersetzungen gekostet, die zwischen der aufständischen Bevölkerung Syriens und der Staatsmacht immer schärfere Formen annehmen. Zehntausende Verhaftungen wurden vorgenommen. Und eine unbekannte Zahl von Flüchtlingen hat das Land verlassen, hauptsächlich Richtung Türkei und Libanon.

In Syrien – sowohl in der Hauptstadt Damaskus, als auch in den Provinzstädten – herrscht die nackte Angst. Aber trotz der brutalen Niederschlagung der Volksaufstände bietet die Opposition dem Regime in Damaskus weiterhin entschlossen die Stirn. Sie verlangt den Rücktritt des Assad-Clans, der seine Macht mit allen Mitteln verteidigt, obwohl er wegen der brutalen Armeeeinsätze gegen die eigene Bevölkerung unter den Druck der internationalen Staatengemeinschaft geraten ist und auch von arabischen Ländern wie Saudi-Arabien kritisiert wird. Wer ist Baschar al-Assad, dieser Präsident, der unter der eigenen Bevölkerung ein Blutbad anrichtet? Der Themenabend zeichnet nicht nur das Porträt eines skrupellosen Despoten, sondern schildert die Hintergründe der Auseinandersetzungen und wirft einen Blick auf die Geschichte Syriens. 01:05-02:00 · arte TV-Tipps

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