TV-Tipps des Tages

30.09.2011 – Migranten, Leitkultur, Integration, Kurden, Türkei, Afghanistan

TV-Tipps des Tages sind: Deutsch Klasse – Sprachprogramm: In der Fernsehserie begleiten wir Migranten in ihrem Alltag; Projekt Rütli; Heimatbilder: Andréa Dessoy aus München - Geschichten geglückter Integration; Türkisch für kurdische Kinder; ALFONS und Gäste; Die neunte Kompanie; Die Ehrlose

Von Freitag, 30.09.2011, 8:00 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 25.09.2011, 13:44 Uhr Lesedauer: 8 Minuten  |  

Deutsch Klasse – Sprachprogramm
In der Fernsehserie begleiten wir Migranten in ihrem Alltag – vom Arbeitsamt bis zum Zahnarzt. In der didaktischen Fassung (Sprachprogramm) erklären die Hauptdarsteller der Serie spielerisch die deutsche Sprache. 09:30-10:00 • BR-alpha

Projekt Rütli: Wege aus der Gewaltfalle
Thema: Eltern und Lehrer: Der Krieg? – Die Dokumentation untersucht anhand der Schulproblematik die Frage nach der Verantwortung des Einzelnen für seine Integration, dem Prinzip der „Leitkultur“ und der Abgrenzung von privatem und öffentlichem Raum.

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Der aufsehenerregende Fall der Rütli-Schule in Berlin-Neukölln dient dem Film als Ausgangspunkt, um die Frage der Gewalt an Schulen zu untersuchen. Am 28.02.2006 schrieb die kommissarische Leiterin der Schule einen von der Gesamtkonferenz verabschiedeten Brief an die zuständige Schulrätin in Neukölln, in dem sie die Zustände an ihrer Einrichtung unumwunden darlegte: Respektlosigkeit und Gewaltbereitschaft der Schüler gegenüber den Lehrern, Sachbeschädigungen und Integrationsprobleme von Jugendlichen mit Migrationshintergrund (34,9 Prozent arabisch, 26,1 türkisch, bei einem Gesamtanteil der Jugendlichen nichtdeutscher Herkunft von 83,2 Prozent), die sich in dieser Hauptschule gesellschaftlich ausgegrenzt fühlen und keine Entwicklungschancen für sich erkennen. Die Eltern nehmen die Termine nicht war, Telefonate von Lehrern mit Eltern scheitern an deren mangelnden Sprachkenntnissen, oder die Eltern werden aggressiv gegen die Lehrer.

Dieser Brandbrief wurde als Signal für die ungelösten Probleme des deutschen Schulsystems wahrgenommen und löste eine breite politische Debatte aus. Darin ging es um die Frage, welche Verantwortung der Einzelne für seine Integration trägt und welche Rolle den Institutionen zukommt. Zum ersten Mal wurde offen vom Scheitern des multikulturellen Ansatzes gesprochen. Wie steht es in der Praxis mit dem Prinzip der „Leitkultur“, sind die strengen Einbürgerungstests sinnvoll, und woher kommt der erschwerte Zugang von Personen mit Migrationshintergrund zu leitenden Positionen in Politik, Wirtschaft und Medien? Dahinter verbirgt sich auch die Frage der Abgrenzung beziehungsweise Durchdringung von privatem und öffentlichem Raum: Bis zu welchem Punkt muss sich die Schule den Eltern anpassen, und in welchem Maße müssen sich Eltern und Schüler an einem Modell ausrichten?

Hintergrundinformationen:
Der Statistik zufolge wurden 2009 in Frankreich 35 Prozent der Aggressionen gegen Lehrer nicht von Schülern begangen, sondern von deren Eltern. Auch prozessieren immer mehr Eltern gegen Lehrkräfte. In Deutschland ist bei dieser Art von Prozessen innerhalb von zehn Jahren ein Anstieg um 300 Prozent zu verzeichnen. Was ist mit den Eltern los? Zu Beginn des neuen Schuljahres untersucht ARTE mit einem Themenabend den wachsenden Vertrauensverlust zwischen Schule und Elternhaus.

Früher war das Verhältnis zwischen Lehrern und Eltern von Vertrauen und gegenseitigem Respekt geprägt, doch damit scheint es vorbei zu sein. Immer häufiger kommt es zu aggressiven Ausschreitungen oder juristischen Schritten von Eltern gegen Lehrer.

Aufgrund der Wirtschaftskrise und der angespannten Lage auf dem Arbeitsmarkt machen sich viele Eltern große Sorgen um die Konkurrenzfähigkeit ihrer Kinder. Oft ist es der einfachste Weg für sie, die Verantwortung für Schwierigkeiten oder Misserfolge des Kindes bei den Lehrern zu suchen und schulische Bewertungssysteme infrage zu stellen. So wird das Kind zum Symptom der elterlichen Ängste.

Andererseits zeichnet sich hinter diesen Konfrontationen ein echter, umfassender Meinungsstreit ab, in dem es um die Frage der Autorität geht. Noch in der vorangegangenen Generation fühlte sich der Lehrer legitimiert, einen Schüler zu bestrafen. Jetzt muss er sich vor den Eltern und/oder seiner Behörde für die kleinste schulische Strafmaßnahme rechtfertigen. Angesichts der krisenhaften Entwicklung des Lehrer-Eltern-Verhältnisses in Deutschland und Frankreich müssen beide Seiten erkennen, dass eine Lösung nur über die Neudefinition ihrer sozialen Rollen zu finden ist. Diese Problematik untersucht der Themenabend zu Beginn des neuen Schuljahres. 10:50-11:15 • arte

Heimatbilder
Andréa Dessoy aus München – Geschichten geglückter Integration – „München ist das Rio Deutschlands“, so Andréa Dessoy, die 1997 als Au-Pair-Mädchen in die Landeshauptstadt kam und seitdem zu den etwa 500.000 Münchnern mit Migrationshintergrund gehört.

Im Café „Schmalznudel“ trifft Karnik Gregorian auf die Deutsch-Brasilianerin, die bei ihrer Ankunft hier das erste Mal auf die bayerische Küche stieß. Die 32-Jährige, die ihre Familie schmerzlich vermisst, engagiert sich heute sehr im Verein „Caso Do Brasil“, um eine Brücke zwischen der deutschen und der brasilianischen Kultur zu schlagen.

Hintergrundinformationen:
Jeder fünfte Deutsche hat heute einen Migrationshintergrund. Die Sendung Heimatbilder porträtiert Menschen, die aus aller Welt und den unterschiedlichsten Gründen nach Bayern gekommen sind und sich hier zu Hause fühlen. 15:00-15:15 • BR-alpha

Türkisch für kurdische Kinder
Dokumentation – Im hintersten Winkel der Türkei unterrichtet ein junger türkischer Lehrer kurdische Kinder. Während der Lehrer des Kurdischen nicht mächtig ist, beherrschen die meisten Kinder in diesem abgelegenen Dorf der Kurdenregion das Türkische nicht.

Emre Aydin wird von den Behörden zum Schuljahresbeginn in ein armes kurdisches Dorf geschickt. Der junge türkische Lehrer soll die Dorfkinder in Türkisch unterrichten. Doch das gestaltet sich als nicht ganz einfach. Die Kinder in dieser entlegenen Region sprechen kein Türkisch, und ihr Lehrer versteht kein Kurdisch. Das macht ihn zum Fremden im eigenen Land. Die Dokumentation begleitet das Leben des frischgebackenen Lehrers Emre Aydins über ein Jahr. Dabei übernimmt die Kamera die Rolle eines unsichtbaren Beobachters im Klassenzimmer.

Aydin hat es schwer bei seinem Dienst in der Schule, denn in vielen Familien des Dorfes wird ausschließlich Kurdisch gesprochen, und Türkisch zu lernen, ist für die Kinder, die im Übrigen oft dem Unterricht fernbleiben, nicht nur schwierig, sondern in Anbetracht der Spannungen zwischen der türkischen Regierung und den Kurden eine heikle und hochpolitische Angelegenheit. Aber Emre Aydin will trotz der enormen Hindernisse seine Aufgabe unbedingt erfüllen. 18:05-19:00 • arte

ALFONS und Gäste
Mit Hannes Bender und Christian Ehring – Alfons ist wieder Gastgeber und Kabarettist in Personalunion.

Mit französischem Blick und Akzent stellt der liebenswürdigste Kulturexport der „Grande Nation“ Passanten alltagspolitische Fragen wie: „Leben Sie lieber in einer Demokratie oder einer Diktatur? Wer ist fauler – ein Arbeitsloser oder ein Ausländer? Als Reporter, der mit seinem „Puschelmikrofon“, zahlreichen Notizblättern und der deutschen Sprache kämpft, gibt er seinen „Opfern“ das Gefühl, ihm überlegen zu sein und bringt sie so in atemberaubender Offenheit zum Reden – mit meist aberwitzigen Ergebnissen.

Hennes Bender besinnt sich nach seinen letzten Programmen „Ich mache es gerne!“, „Generation Yps“, „Komm Geh weg“ und „Egal gibt’s nicht“ in seinem fünften Soloprogramm „Erregt“ auf seine Ursprünge, nämlich das, was ihn damals angetrieben hat, auf die Bühne zu gehen: Die schiere Wut über die Dummheit und Ungerechtigkeit der Welt.

Christian Ehring produziert nicht nur Texte und Töne für Kollegen auf Mattscheibe und Bühne, er tritt auch die Nachfolge von Tobias Schlegl bei „Extra 3“, der Satireshow des NDR an. Ihn zieht es neben seinen Auftritten im Düsseldorfer Kommödchen und im Team der „Heute-Show“ mit Oliver Welke auch immer wieder als Solist auf die Bühne. 23:45-00:15 • SWR BW, SWR RP, SWR SR

Die neunte Kompanie
Spielfilm – Nach zehn Jahren erbitterten Kampfes hat der Afghanistan-Krieg sich als hoffnungsloses Desaster erwiesen. Die Sowjets wollen das Debakel beenden und ihre Truppen heimholen. Eine Gruppe unerfahrener Rekruten muss ihre letzte Mission erfüllen.

Afghanistan, 1988. Seit zehn Jahren führen die Sowjetstreitkräfte Krieg gegen die Mudschaheddin, die sich standhaft gegen die Errichtung eines sozialistischen Regimes wehren. Der russische Rückzug ist nur noch eine Frage der Zeit, doch noch immer werden idealistische junge Männer verheizt, die sich freiwillig zum Einsatz in der Fremde melden. Unter ihnen befinden sich der draufgängerische Lyutaev (Artur Smolyaninov) und der ambitionierte Maler Gioconda (Konstantin Kryukov). Der eisenharte Drill ihres Ausbilders Dygalo (Mikhail Porechenkov), eines gebrochenen Afghanistan-Veteranen, verwandelt die verträumten jungen Kerle in Kampfmaschinen. Sie haben bald nur noch eines im Sinn: fürs Vaterland zu töten. Doch kaum sind die frisch gebackenen Luftlandesoldaten an ihrem Einsatzort angelangt, da wird ihnen endgültig bewusst, dass der Krieg nicht das ist, was sie sich vorgestellt haben. Vor ihren Augen wird ein Flugzeug mit glücklichen Heimkehrern abgeschossen, von denen sie sich eben noch verabschiedet haben. Der Einsatz gegen die Mullahs erweist sich als zermürbender Kampf gegen Phantome. Es gibt keine Regeln, auf nichts ist Verlass, auch nicht auf Verbündete. Als die Männer eine Anhöhe erklimmen, um die Nachschublinien zu sichern, kommt es zum Großangriff. Nach unzähligen Attacken ist nur noch Lyutaev am Leben. Ein Kommandeur landet mit dem Hubschrauber und teilt dem vermeintlichen Helden mit, dass der Kampf vergeblich war. Der Krieg ist längst zu Ende. Die neunte Kompanie hat man beim Rückzug vergessen.

Hintergrundinformationen:
Das auf einer wahren Begebenheit basierende Kriegsepos brach in Russland alle Kassenrekorde. Regisseur Fjodor Bondartschuk zählt zur jungen Generation russischer Filmemacher, die sich an westlichen Kinovorbildern orientieren. Der erste Abschnitt seines aufwendigen Actiondramas erweist sich als Hommage an Stanley Kubricks „Full Metal Jacket“. Die virtuos inszenierten Kampfszenen stehen Steven Spielbergs „Der Soldat James Ryan“ nicht nach. Mit seinen beeindruckenden Bildern der afghanischen Berglandschaft verliert Bondartschuk, der selbst einen Befehlshaber spielt, das Charakteristische dieses Konflikts aber nie aus den Augen. In jeder Szene ist spürbar, dass diese jungen Soldaten auf verlorenem Posten stehen. Sie fallen in einem Krieg, der nicht gewonnen werden konnte. 00:00-02:10 • RBB Berlin, RBB Brandenburg

Die Ehrlose
Kurzfilm – Ein junger Türke wird von seiner Familie beauftragt, einen Ehrenmord an seiner Schwester zu begehen. Die Schwester hat die Ehre der Familie verletzt und die Familie zerrüttet, da sie sich auf eine Beziehung mit einem Deutschen eingelassen hat. 01:40-01:55 • MDR Sachsen, MDR Sachsen-Anhalt, MDR Thüringen TV-Tipps

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