TV-Tipps des Tages

08.05.2011 – Flüchtlingspolitik, Gottesdienst, Islam, Türkei, Burka, Pressefreiheit

Die TV-Tipps des Tages sind: Grüningers Fall; Orthodoxer Gottesdienst; Leben für Allah; Butterkinder - Überleben nach dem Krieg; Unterwegs in der Türkei; Yourope; Metropolis

Von Sonntag, 08.05.2011, 8:18 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 01.05.2011, 16:49 Uhr Lesedauer: 8 Minuten  |  

Grüningers Fall
Dokumentation (Kultur – Zeitgeschichte von 1945-1989) – Zu den späten Helden des Zweiten Weltkriegs gehört der 1972 verstorbene Sankt-Galler Polizeihauptmann Paul Grüninger. Dieser hat durch den Verstoß gegen die offizielle Flüchtlingspolitik – auch nach August 1938 – Hunderten von hauptsächlich österreichischen Juden die Einreise in die Schweiz ermöglicht: durch Empfehlungsschreiben und das Vordatieren von Einreisedaten. Grüninger wurde deshalb aus seinem Amt entlassen und 1941 gerichtlich verurteilt. Nach seiner Entlassung fand er jahrelang keine Arbeit. Er starb 1972, erst 1996 wurde er rehabilitiert. Der Film „Grüningers Fall“ spielt im Bezirksgericht von Sankt Gallen, in dem Paul Grüninger im Oktober 1940 der Prozess gemacht wurde. Ehemalige jüdische Emigrantinnen und Emigranten, die aus der ganzen Welt herbeigereist sind, legen Zeugnis ab über den Mann, der ihnen seinerzeit das Leben rettete und von dessen weiterem Schicksal sie erst zu spät erfuhren. (08:05-09:00 • 3sat)

Orthodoxer Gottesdienst
Aus der serbisch-orthodoxen Gemeinde in Osnabrück – mit Bischof Konstantin von Mitteleuropa. Das ZDF überträgt zum 60. Jahrestag der ersten serbischen orthodoxen Liturgie in Deutschland einen Gottesdienst aus Osnabrück. Dort hatte am 6. Mai 1941, dem orthodoxen Festtag des heiligen Georg, zum ersten Mal ein serbisch-orthodoxer Geistlicher eine Heilige Liturgie auf deutschem Boden gefeiert.

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Der Priester war mit serbischen Kriegsgefangenen und Zwangsarbeitern in das Lager Eversburg bei Osnabrück gekommen. Die Georgs-Kirche in der nieder-sächsischen Stadt gilt daher als Gedächtniskirche der serbischen Emigration. Als Besonderheit hat sie eine Krypta, in der die sterblichen Überreste zahlreicher serbischer Offiziere und Soldaten sowie ihrer Ehefrauen ruhen.

Nach Kriegsende blieben viele der ehemaligen Gefangenen in Osnabrück. Sie verfügten in den kommenden Jahren über verschiedene kleine Kapellen und Kirchen, bis in den 60er Jahren die Gemeinde des heiligen Georg gegründet wurde. Die heutige Kirche wurde im Mai 1982 eingeweiht. Zur Kirchengemeinde gehören 5.000 der 250.000 in Deutschland lebenden serbisch-orthodoxen Gläubigen. Sie ist Teil der serbisch-orthodoxen Diözese für Mitteleuropa.

Die Gottesdienste werden in deutscher und serbischer Sprache gefeiert. Die Göttliche Liturgie wird vom Chor der Gemeinde mitgestaltet. Die Liturgie wird vom serbischen Bischof für Mitteleuropa, Konstantin, zusammen mit dem Gemeinde-pfarrer Sini a Vujasinovic geleitet.

Im Anschluss an den Gottesdienst besteht die Möglichkeit, mit Vertretern der Orthodoxen Kirche in Deutschland telefonisch Kontakt aufzunehmen. Die Nummer lautet: 0700 / 14 14 10 10 (aus dem Festnetz der Deutschen Telekom: 6,2 ct /min; Mobilfunktarife können abweichen). (09:30-10:15 • ZDF)

Leben für Allah
Ein deutscher Imam in Berlin – Als 15-Jähriger verbrachte er seine Tage mit Haschischrauchen und drohte in der Schule zu scheitern. Sein irakischer Vater schickte ihn nach Ägypten, wo er den Islam kennen lernte. Seine polnische Mutter hatte ihn christlich-liberal erzogen. In Ägypten faszinierte ihn der Islam. Heute ist Ferid Heider Imam in Berlin. In zwei Moscheen im Wedding und in Neukölln ist er für die religiöse Weiterbildung der Konvertiten und die Erziehung Jugendlicher zuständig. Er predigt und unterrichtet in einer Sprache, die junge Muslime inzwischen besser verstehen als Arabisch oder Türkisch: Deutsch. Anders als die meisten seiner Kollegen, die aus den Heimatländern nach Deutschland entsandt werden, kennt Ferid Heider den Alltag der Jugendlichen: Probleme in der Schule, keine Perspektive am Arbeitsplatz. Mit dem Koran und daraus abgeleiteten Regeln versucht Ferid Heider sie vor dem zu bewahren, was auch ihm drohte: dem Abrutschen in die Kriminalität. Strenge Religiosität als letzte Rettung? (09:50-10:20 • PHOENIX)

Butterkinder – Überleben nach dem Krieg
Dokumentation (Gesellschaft – Zeitgeschichte von 1945-1989) – Film von Katharina Geyer und Alois Hawlik – (aus der ORF-Reihe „Menschen & Mächte“)

In den Notjahren nach dem Zweiten Weltkrieg war die Hälfte der österreichischen Kinder unterernährt. Verschiedene Organisationen führten „Kinderverschickungen“ durch: Die „Butterkinder“ sollten durch einen mehrmonatigen Aufenthalt im Ausland Gewicht zulegen. Auch in Ländern, die noch kurz zuvor besetzt waren, fanden sich Gastfamilien. Der Film begleitet ehemalige „Butterkinder“ nach Spanien und Belgien und dokumentiert eine erste europäische Solidaritätsaktion, die bis heute über die Grenzen hinweg Spuren hinterlassen hat. (13:35-14:15 • 3sat)

Unterwegs in der Türkei
Und ewig lockt die Weiblichkeit – Um Verführung und Sinnlichkeit geht es auch im Alltag der türkischen Frauen, wenn sie „echte Männer und bekennende Machos“ bei ihren aufwendigen Frisuren Hand anlegen lassen. Bauchtanz, das ist Sinnlichkeit pur und aus der orientalischen Kultur nicht wegzudenken. Filmautorin Birgit Elisabeth Muth besucht eine professionelle Tänzerin, die westliche Frauen in die Geheimnisse des lustbetonten Hüftschwungs einweiht. Unabhängig davon, ob der Tanz tatsächlich aus alten Fruchtbarkeitsritualen entstanden ist, offensichtlich ist: Frau geizt nicht mit ihren Reizen. (13:40-13:50 • BR)

Yourope
Verboten – Grenzen der persönlichen Freiheit in Europa – Moderation: Andreas Korn. Die Grenzen der persönliche Freiheit in Europa werden enger, denn Europa rüstet auf – mit Verboten: Rauchverbot in der Öffentlichkeit, Alkoholverbot, Verbot von brutalen Computerspielen, Burka-Verbot für Muslime und vielem anderen mehr. Wenn das Vertrauen in die Bürger und vernünftige Argumente gegen soziale Missstände und Fehlentwicklungen nicht mehr helfen, dann kommen Verbote als ultima ratio zum Zug. Aber helfen Verbote wirklich oder wann schaden sie eher? „Yourope“ befasst sich unter anderem mit dem Burka-Verbot in Belgien, mit der geplanten EU-Richtlinie zur Kinderpornografie und mit dem ab Sommer geplanten Rauchverbot in Amsterdam, das paradoxerweise das Kiffen unberührt lässt.

Das Magazin „Yourope“ beleuchtet in jeder Sendung ein zeittypisches und gesellschaftspolitisches europäisches Phänomen. Neben klassischen Reportagen und Gesprächen mit Reportern und betroffenen Bürgern aus ganz Europa, die dem Moderator Andreas Korn per Videobotschaften zugeschaltet sind, gibt es ebenfalls eine Vielzahl interaktiver Erklärelemente. Zudem besteht die Möglichkeit, sich als Zuschauer aktiv als Netzwerkreporter zu beteiligen und es mit einem originellen Videostatement bis in die Sendung zu schaffen. (17:15-17:45 • arte)

Metropolis
Magazin – Moderation: Anja Höfer

Themen: Meinungs- und Pressefreiheit in der Türkei; Was mit Geld nicht zu kaufen ist; Grandes Dames ; „Kriegsbraut“ – Ein Roman über deutsche Soldaten in Afghanistan; Die Schönheit der Amazonen – Fotoband über Frauen mit Brustkrebs;

Mit Füßen getreten – Meinungs- und Pressefreiheit in der Türkei. Sie nimmt kein Blatt vor den Mund, eine mutige Frau: Emine Ülker Tarhan, bis März Oberste Richterin in Ankara, hat aus Protest ihr Amt aufgegeben und engagiert sich nun politisch und kandidiert für die Parlamentswahlen am 12. Juni. Die türkische Justiz werde immer mehr zum Handlanger des Systems Erdogan, beklagt sie und fürchtet, dass das Land auf radikalislamische Linie gebracht werden soll. „Der Polizeistaat steht nicht nur vor unserer Tür, er hämmert mit dem Rammbock dagegen“, sagt sie.

In den vergangenen Wochen sind Journalisten und Schriftsteller verhaftet worden, darunter prominente und international bekannte wie Ahmet Sik und Nedim Sener. Sik wurde wegen eines Buchs verhaftet, das noch nicht einmal veröffentlicht worden war. Allein der Titel „Die Armee des Imam“ reichte aus, um ihn hinter Gitter zu bringen. Auf der Suche nach dem Manuskript wurden der Verlag, Wohnungen von Freunden Siks und eine Tageszeitung durchsucht, Festplatten beschlagnahmt und das Werk verboten.

68 Journalisten befinden sich in Haft. 45 wurden bereits verurteilt. Angst geht um in Istanbul, wo die meisten Verlage der Türkei ansässig sind. „Metropolis“ hat in Istanbul Journalisten, Künstler und Schriftsteller getroffen, die trotz Überwachung und drohender Repressalien mit uns gesprochen haben. Die Ehefrau von Ahmet Sik und sein Anwalt erzählen von dem brutalen Vorgehen der Polizei und den zermürbenden Haftbedingungen. Es sieht so aus, als baue Erdogan sein Angstimperium immer weiter aus. Aber lassen sich das die Istanbuler Intellektuellen und Künstler widerstandslos gefallen?

Was mit Geld nicht zu kaufen ist – Der Papier-Künstler Johannes Volkmann gastiert mit seinem Kunst-Projekt „Unbezahlbar“ in Bombay Ein weiß gedeckter Tisch, 30 m lang, die Teller, die Bestecke, sind eingewickelt in weißes Papier. Der Tisch steht unter freiem Himmel, mitten in der Millionenmetropole Bombay und zieht Blicke und Interesse auf sich. Immer mehr Menschen kommen und staunen über die Aufforderung des Papierkünstlers aus Deutschland: Sie sollen ihre Wünsche aufschreiben, auf Teller, auf die Tischdecke, Wünsche, die man sich mit keinem Geld der Welt erfüllen kann.

Der Nürnberger Johannes Volkmann reist mit seinem Papierprojekt „Unbezahlbar“ um die Welt. Sein Tisch stand bereits in vielen Ländern mit unterschiedlichsten Kulturen und Religionen, zum Beispiel in Jerusalem, in Ägypten, Amerika, in Rumänien oder der Schweiz. Es ist eine ungewöhnliche, sehr sinnliche Art, mit den Menschen in Kontakt zu treten. Und immer wirkt sein Papierprojekt wie ein Magnet, der die Menschen anzieht. Johannes Volkmann will herausfinden, welches die großen, eben die „unbezahlbaren“, Wünsche in den verschiedensten Gesellschaften sind. Jetzt gastiert er in Bombay, in einer der bevölkerungsdichtesten Metropolen. Wie in kaum einer anderen Stadt treffen hier extreme Armut und märchenhafter Reichtum so unmittelbar aufeinander. „Metropolis“ begleitet den Künstler während seines Kunst-Projekts, geht mit ihm in die Slums, zu den Ärmsten der Gesellschaft, die direkt neben den Prachtstraßen existieren, wo die Privilegierten ihren unvergleichlichen Reichtum öffentlich zur Schau stellen. „Metropolis“ erlebt einen Künstler, der durch diese Erfahrungen in seinen Grundfesten verunsichert wird: Was kann Kunst bewirken oder ist sie machtlos? (17:45-18:30 • arte) TV-Tipps

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