Niedersächsischer Integrationspreis
Aygül Özkan: “Wenn Integration gelingt, braucht sich niemand ausgegrenzt fühlen”
„Integration durch ehrenamtliches Engagement“ - unter diesem Motto wurde gestern der Niedersächsische Integrationspreis 2010 verliehen.
Mittwoch, 06.10.2010, 8:26 Uhr|zuletzt aktualisiert: Freitag, 08.10.2010, 5:19 Uhr Lesedauer: 4 Minuten |
Niedersachsens Integrationsministerin Aygül Özkan sagte anlässlich der feierlichen Preisverleihung: „Wir ehren heute mit dem Niedersächsischen Integrationspreis herausragende Persönlichkeiten, die sich in besonderem Maße verdient gemacht haben und sich für andere einsetzen. In unserem Land arbeiten täglich unzählige Menschen daran, dass Integration von Zugewanderten im ganz praktischen Lebensalltag gelingt. Die Menschen sollen sich mit Deutschland identifizieren und unsere freiheitlich-demokratische Gesellschaft bereichern, ohne ihre Wurzeln verleugnen zu müssen. Wenn Integration gelingt, braucht sich niemand ausgegrenzt fühlen. Soziales Engagement trägt dazu bei.“
Der Niedersächsische Integrationspreis ist den Ehrenamtlichen gewidmet, die mit großem persönlichen Engagement und kreativen Ideen einen unverzichtbaren Beitrag zur Integration in Niedersachsen leisten. „Freiwilliges Engagement hat in Niedersachsen einen hohen Stellenwert. Integration ist eine Querschnittsaufgabe, die alle Lebensbereiche und alle Lebensabschnitte berührt. Das zeigt sich auch durch die Vielfalt der 58 Wettbewerbsbeiträge“, so Özkan.
1. Preisträger
Yilmaz Kilic hat einen türkischen Migrationshintergrund und leitet in Melle ein eigenes Unternehmen mit etwa 20 Mitarbeitern. Er zeichnet sich durch langjährige ehrenamtliche Tätigkeit in verschiedenen Bereichen aus. Er wird prämiert insbesondere für sein Engagement im Bereich der Elternarbeit. Als Integrationsbeauftragter an der Grundschule ist er ein wahrer Brückenbauer und hat dort mit seinem Vermittlungsgeschick dafür gesorgt, dass die täglichen Hürden zwischen Eltern mit Migrationshintergrund und Schule überwunden werden.
2. Preisträgerin
Emilia Justus ist in Russland geboren und kam 1996 als Spätaussiedlerin nach Deutschland. Sie engagiert sich ehrenamtlich im ersten Interkulturellen Seniorenbüro (IKS) Oldenburgs, in dem ältere Menschen mit pflegebedürftigen Angehörigen beraten und unterstützt werden. Diese Aufgabe ist von immer stärker werdender Bedeutung, weil viele der ersten Generation der sog. Gastarbeiter in ein Alter kommen, in dem auch sie Einrichtungen in Anspruch nehmen müssen. Emilia Justus engagiert sich als fast 70jährige immer noch ehrenamtlich.
3. Preisträgerin
Marina Jalowaja ist eine Juristin aus Moskau und lebt seit 15 Jahren in Deutschland. Sie ist in dem Verein „Unter einem Dach“-einem Verein für russisch sprechende Behinderte -ehrenamtlich tätig und kümmert sich um Menschen mit Migrationshintergrund, die wegen ihrer Behinderung isoliert sind und bei der Integration besondere Unterstützung benötigen. Auch in Familien mit Migrationshintergrund muss immer öfter auf professionelle Betreuung zurückgegriffen werden. Das Hilfsangebot für diese Gruppe ist in Niedersachsen zurzeit noch sehr gering. Frau Jalowaja engagiert sich darüber hinaus als Vorsitzende der Jüdischen Gemeine Bad Nenndorf in der Bürgerinitiative „Bad Nenndorf ist bunt -Bündnis gegen Rechtsextremismus“.
Sonderpreis Ehrenamt und Natur
Der 1955 in Äthiopien geborene Tassew Shimeles wurde 1980 als Flüchtling in Deutschland anerkannt. Er hat hier studiert und sein Studium der Agrarwissenschaften erfolgreich abgeschlossen. Tassew Shimeles engagiert sich seit vielen Jahren ehrenamtlich als Mitglied der Internationalen Gärten e.V. – Göttingen. Er hat die Potentiale der gemeinsamen gärtnerischen Tätigkeit als integratives Element erkannt und systematisch und kreativ genutzt. Die Gärten sind Orte, wo Menschen mit und ohne Migrationshintergrund Beziehungen aufbauen und durch interkulturelles Gestalten und Zusammenarbeit positive Beispiele für Völkerverständigung und Integration geben.
Sonderpreis Ehrenamt und Beruf
Mina Amiry ist im Iran geboren und 1988 mit ihren vier Kindern nach Deutschland gekommen. Sie erwarb einen deutschen Schulabschluss und wiederholte erfolgreich ihre Ausbildung zur Krankenschwester. Sie ist ehrenamtlich an der Volkshochschule (VHS) Cloppenburg engagiert. Hervorzuheben ist hierbei besonders die Arbeit von Mina Amiry im Bereich der Integration von Jugendlichen und Frauen in die Berufswelt. In Kooperation mit der VHS hat sie ein tatkräftiges Netzwerk geschaffen, das Menschen mit Migrationshintergrund die Orientierung im Berufsleben erleichtert. Sie gab zudem Anstoß zu speziellen Bildungs-und Berufsqualifizierungen sowie Berufsberatungsmaßnahmen. Mina Amiry sorgt dafür, dass das Thema Integration in Öffentlichkeit und Politik wahrgenommen wird.
Sonderpreis Lebenswerk
Anita Thalacker wurde 1940 in Ostpreußen geboren und im Zuge der Flucht 1945 bis Dezember 1948 in Danzig interniert. Danach kam sie nach Niedersachsen. Seit 30 Jahren widmet sich Anita Thalacker als 1. Vorsitzende des Vereins „Aktion Gemeinschaftssinn e.V.“ der Integration von Menschen mit Migrationshintergrund. Sie hat sich der Integration angenommen bevor das Thema in den Fokus der gesellschaftspolitischen Diskussion gelangte. Trotz oder vielleicht auch gerade wegen ihrer eigenen, schweren Lebensgeschichte hat sie die Schicksale dieser Menschen immer im Vordergrund gesehen. Sie hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht, anderen Menschen in Notlagen zu helfen. Schwerpunkte ihrer Arbeit sind neben der persönlichen Beratung in allen Lebenslagefragen die Sprachförderung, Sozialberatung, Gruppenarbeit und Kinderbetreuung. Aktuell Gesellschaft
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