Podiumsdiskussion

Hochqualifiziert und International – Humankapital in Deutschland

„Hochqualifiziert und International“. Unter diesem Titel veranstaltete das futureorg Insititut gemeinsam mit der Stadt Dortmund eine Podiumsdiskussion mit hochkarätigen Teilnehmern. Zahlreiche Gäste erfreuten sich an einer informativen sowie kontroversen Diskussion.

Freitag, 12.02.2010, 8:07 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 05.09.2010, 2:25 Uhr Lesedauer: 3 Minuten  |  

Anlass der Veranstaltung waren die vielfältigen Umbrüche in den Bereichen Gesellschaft, Politik und Wirtschaft im Zusammenhang mit dem demografischen Wandel sowie der Zu- und Abwanderung von Hochqualifizierten. Bezogen auf die hiesige Integrationsdebatte und –politik der vergangenen Jahre betonte Kamuran Sezer, Leiter des futureorg Instituts, dass man den demografischen Wandel nicht stoppen kann, wies aber darauf hin, dass Lösungswege existieren, um die Folgen abzumildern.

Rückführungsagenturen einrichten
Zunächst müsse massiv in die Ausbildung von Hochqualifizierten investiert werden. „Denn das wichtigste Kapital, das wir in Deutschland besitzen, sind die Menschen“, so Sezer in seinem Impulsvortrag. Insofern müsse das Humankapital in Deutschland aktiviert werden: „Eine Sofortmaßnahme muss die Qualifizierung der Migranten sein – nicht nur der Jugendlichen, sondern auch der über 40-jährigen.“ Parallel dazu empfiehlt er die Einrichtung von sog. „Rückführungsagenturen“ für Hochqualifizierten aus dem Ausland.

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Dr. Philipp Schuller, Vorsitzender von „Deutschland Denken! e.V.“ und Bestellerautor, wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass man hierbei den Aspekt der Ab- bzw. Zuwanderung weder überbewerten noch kurzfristig betrachten sollte. Er erinnerte daran, dass es Migrationsströme schon immer gegeben hat. Wichtig erachtete er die soziale Mobilität einer Gesellschaft und die damit verbundenen Chancen für die Hochqualifizierten auf dem Arbeitsmarkt. Mit einem Beispiel machte er auf ein Problem des deutschen Arbeitsmarktes aufmerksam: „In den USA sind Hochqualifizierte bereits mit 30 Jahren Chef. In Deutschland schafft man in diesem Alter gerade einmal den Berufseinstieg“, so Schuller. Dies sei weniger eine Frage der Ethnie. Auch Deutsche seien von den Arbeitsmarktrestriktionen betroffen.

Ethnie spielt eine Rolle
Dem widersprach Damir Softic, Doktorand an der Universität Duisburg Essen. Die Ethnie spiele „sehr wohl eine Rolle“. Schließlich seien Migranten um ein Vielfaches von der schlechten Arbeitsmarktlage betroffen. So bezeichnete er sich selbst als einen „statistischen Unfall“. „War der Bildungsverlierer früher weiblich, katholisch und vom Lande, ist er heute männlich, Migrant und aus der Stadt“, so Softic. Als Beispiel führte er seinen eigenen Lebensweg aus. Von der Lehrerin lediglich für die Realschule für gut genug befunden, kämpfte er sich bis an die Berkley Universität in California durch und musste dabei einige Hürden überwinden.

Professor Dr. Hartmut Griese, Soziologe an der Leibniz Universität  in Hannover, bestätigte Softics Ausführungen und wies auf seine Untersuchungen hin. In diesem Zusammenhang führte er an, dass man in Deutschland wisse, warum Migrantenkinder in der Schule scheitern. „Die Integrationsforschung kann aber nicht erklären, warum sie erfolgreich sind“, so Griese. Eine mögliche Erklärung könne die Bildungsmotivation der Eltern sein. Zwar seien auch türkische Eltern motiviert, doch „die vietnamesischen Eltern weisen eine höhere Bildungsmotivation auf, weil sie wissen, dass sie nicht zurückkehren werden.“ Gesellschaft

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