Ehrenmord

Keine Gewalt im Namen der Ehre

Zum 4. Todestag von Hatun Sürücü - Als am 7. Februar 2005 die junge Kurdin Hatun Sürücü auf offener Straße von ihrem Bruder erschossen wurde, weil sie sich für ein Leben entschieden hatte, das mit den Vorstellungen ihrer Familie nicht vereinbar war, hat das weit über Berlin hinaus eine heftige Debatte ausgelöst: Über Zwangsverheiratungen und Gewaltverbrechen im Namen der Ehre, aber auch über Versäumnisse der Integrationspolitik.

Dienstag, 03.02.2009, 18:05 Uhr|zuletzt aktualisiert: Samstag, 28.08.2010, 18:03 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Der Senat von Berlin hat seine Anstrengungen, Migrantinnen vor Gewalt zu schützen, verstärkt und dieses Anliegen sowohl im Rahmen des Aktionsplanes zur Bekämpfung von häuslicher Gewalt als auch im Integrationskonzept zum zentralen Thema gemacht. Auch im Gleichstellungspolitischen Rahmenprogramm nimmt die Bekämpfung von Gewalt großen Raum ein.

„Berlin verfügt über eine gute Infrastruktur zur Unterstützung gewaltbetroffener Frauen. Es gibt viele Hilfeangebote, die die spezifische Situation von Migrantinnen berücksichtigen und die leicht zugänglich sind“, so Senator Harald Wolf. „Zudem war Berlin eines der ersten Bundesländer, das ein ressortübergreifendes Konzept zur Bekämpfung von Zwangsverheiratung vorgelegt hat.“

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Zu diesem Konzept gehören auch eine enge Kooperation und der Dialog mit den Communities. „Es ist uns wichtig, mit Vertreterinnen und Vertretern der verschiedenen Vereine und Gemeinden ins Gespräch zu kommen, um Unterstützungsangebote bekannt zu machen und gemeinsam weiter zu entwickeln“, betont Senatorin Heidi Knake-Werner. „So soll beispielsweise das Thema ‚Gewalt in der Familie’ auch in berufsbegleitenden Fortbildungen für Berliner Imame angesprochen werden.“

Die Betroffenen selbst sind häufig hin und her gerissen zwischen dem Wunsch, es den Eltern recht zu machen und dem Bedürfnis, ihr Leben und ihre Zukunft selbst zu bestimmen. „Neben der Klärung einer möglichen Gefährdung ist ein wichtiges Ziel unserer Beratung, junge Frauen zu ermutigen, sich schädigenden Beziehungen zu entziehen“, sagt Irina Leichsenring vom Mädchennotdienst. „Welche Maßnahmen konkret zu ergreifen sind, ist abhängig vom Einzelfall. Manchmal können Lösungen gefunden werden, die die Eltern akzeptieren, manchmal ist aber ein Bruch mit der Familie nicht zu vermeiden, um die Sicherheit der Betroffenen nicht zu gefährden.“

Damit die Jugendlichen so früh wie möglich qualifizierte Unterstützung und Beratung erhalten, ist es wichtig, andere Kontaktpersonen wie Lehrerinnen und Lehrer zu sensibilisieren und die Problematik auch an den Schulen zu thematisieren.

„Hier setzt die AG Schulaktionen, eine gemeinsame AG des Berliner Arbeitskreises gegen Zwangsverheiratung und des Aktionsbündnisses gegen häusliche Gewalt des Bezirksamtes Friedrichshain-Kreuzberg, an“, berichtet Bezirksbürgermeister Dr. Franz Schulz. „Die AG hat Materialien für die Unterrichtsgestaltung entwickelt und benennt kompetente Projekte, die beispielsweise Projekttage zum Thema Gewalt und Zwangsverheiratung an Schulen durchführen. Wir sehen darin einen wichtigen Weg, präventiv tätig zu werden.“

Weitere Informationen unter Berlin.de Gesellschaft

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