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Schulmäppchen © birgitta hohenester / pixelio.de, bearb. MiG

Studie

Einwanderung sorgt für Schüler-Boom bis 2025

Bislang gingen die Schülerzahlen zurück. Doch nun kündigt sich durch mehr Geburten und Einwanderung ein Schüler-Boom an. Ein "dramatischer Engpass" bei Lehrern drohe, warnen Forscher.

Donnerstag, 13.07.2017, 4:25 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 08.01.2020, 15:43 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Die Zahl der Schüler steigt in den nächsten Jahren offenbar weit stärker als bislang angenommen. Nach einer am Mittwoch veröffentlichten Studie der Bertelsmann Stiftung wird es bis zum Jahr 2025 aufgrund steigender Geburtenzahl und verstärkter Einwanderung 8,3 Millionen Schüler an Deutschlands Schulen geben – rund 1,1 Millionen mehr als erwartet. Es drohe ein dramatischer Engpass an Lehrern und Gebäuden, warnte die Stiftung. Die Schulsysteme seien auf den neuen Boom nicht vorbereitet.

Die offizielle Prognose der Kultusministerkonferenz für 2025 sei mit nur 7,2 Millionen Schülern erheblich zu niedrig, hieß es. Auf die Bundesländer kämen erhebliche Investitionen zu, weil Zehntausende Lehrer und Klassenräume fehlten. „Es besteht enormer Handlungsdruck“, sagte Stiftungs-Vorstand Jörg Dräger. Auch die Lehrergewerkschaft VBE (Verband Bildung und Erziehung) mahnte ein Umdenken an.

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Für die Studie zur Entwicklung der Schülerzahlen aktualisierten der Erziehungswissenschaftler Klaus Klemm und der Soziologe Dirk Zorn von der Bertelsmann Stiftung die Bevölkerungsvorausschätzung des Statistischen Bundesamtes vom März 2017. Sie rechneten zudem die jüngsten Geburtenzahlen der sogenannten Milupa-Geburtenliste ein, einer jährlichen Erhebung des Herstellers von Babynahrung.

Lehrer- und Raumbedarf steigt

Die Grundschulen würden den Schüler-Boom als erste spüren, erklärten die Autoren. In acht Jahren könnten der Schätzung zufolge dort 24.000 Lehrer fehlen, sofern die Klassen nicht größer werden sollten. Zeitversetzt erreichen die starken Jahrgänge demnach auch die weiterführenden Schulen wie Gymnasien, Gesamtschulen, Ober- und Regionalschulen. In der Sekundarstufe I würden laut Studie 2030 zusätzlich 27.000 Pädagogen benötigt.

Außerdem werde der Raumbedarf für Schulen steigen. Bei gleichbleibender Schulgröße werden der Studie zufolge in acht Jahren 2.400 Grundschulen mehr gebraucht als heute. Etwas später kämen auch auf die weiterführenden Schulen Engpässe zu. Für die Ausbildung von mehr Lehrern sowie Planung und Bau neuer Schulen wird laut der Untersuchung deutlich mehr Geld benötigt. So wird für 2030 von einer Steigerung um 4,7 Milliarden Euro gegenüber den derzeitigen Ausgaben ausgegangen.

Lehrergewerkschaft: Situation schöngeredet

Der VBE-Bundesvorsitzende Udo Beckmann nannte die Prognose „noch optimistisch“. „Die Situation wurde viel zu lange schöngeredet von der Politik“, kritisierte er. Pensionierungswellen seien nicht ausreichend ausgeglichen worden. Doch die Schule verändere sich. „Inklusion und Integration stellen Herausforderungen für das pädagogische Personal dar“, erklärte Beckmann. Auch der Ganztagsbetrieb mache zusätzliches Personal unabdingbar. Der VBE-Bundesvorsitzende forderte eine Lehrerausbildungsoffensive. Jedes Bundesland sollte sich dazu verpflichten, mindestens entsprechend dem eigenen Bedarf auszubilden.

Nach Angaben des Hauptgeschäftsführers des Deutschen Städtetages, Helmut Dedy, besteht ein erheblicher Sanierungsstau in den Kommunen. Laut dem KfW-Kommunalpanel des Deutschen Instituts für Urbanistik beträgt der Nachholbedarf für Investitionen in Schulen 33 Milliarden Euro. Die nun in der Studie errechneten höheren jährlichen Bildungsausgaben zeigten: „Es muss auf der Tagesordnung von Bund und Ländern bleiben, die Investitionskraft der Städte zu stärken“, sagte Dedy. (epd/mig) Gesellschaft Leitartikel Studien

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