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Ein Triton-Grenzschutzschiff im Auftrag der EU - kees torn @ flickr.com (CC 2.0), bearb. MiG

Wo sind die Schiffe?

Sea-Watch-Kapitän kritisiert EU-Rettungsmission Triton

Die EU Rettungsmission Triton steht unter starker Kritik. Nach der Flüchtlingskatastrophe im Mittelmeer mit hunderten Toten, sollte Triton auch in Not geratene Flüchtlingsschiffe retten. Nun sprechen Kritiker von "unterlassener Hilfeleistung".

Freitag, 31.07.2015, 8:23 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 03.08.2015, 16:34 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Der Kapitän der ersten Rettungsfahrt des privaten Schiffs „Sea Watch“ im Mittelmeer, Ingo Werth, hat die EU Rettungsmission Triton stark kritisiert. „Es gibt keine Schiffe dort, wo die Flüchtlingsboote untergehen“, sagte der 56-Jährige dem NDR-Info. Bei seinem zehntägigen Einsatz habe er auf See kein einziges Schiff der europäischen Rettungsmission gesehen. „Das ist mindestens unterlassene Hilfeleistung.“

Die Schiffe der europäischen Rettungsmission habe er nur vor Sizilien ankern sehen, ergänzte Werth. „Die europäischen Außengrenzen werden 30 Seemeilen vor Sizilien geschützt, in dem Wunsch, dass dann dort ein Holzboot ankommt, was dann vielleicht gerettet werden kann. Das geht an der Realität total vorbei.“ So frage er sich, wie ernst gemeint der Wunsch sei, so viele Menschenleben wie möglich aus dem Mittelmeer zu retten.

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Auch die Seenotleitstelle aus Rom habe die „Sea Watch“ angerufen und gesagt, es seien keine Triton-Schiffe vor Ort, sagte Werth. „Daher wurden wir aufgefordert, den Flüchtlingsbooten zu helfen.“ Insgesamt konnte die Initiative vor der libyschen Küste sechs Boote mit 587 Flüchtlingen retten. Vier Boote seien bereits am Sinken gewesen. „Das ist immer ein Wettlauf gegen die Zeit“, unterstrich der Hamburger, der auch schon in Eigeninitiative afrikanische Flüchtlinge bei sich zu Hause beherbergt hat.

Die oft mehr als 100 Menschen auf den Flüchtlingsbooten könnten von der „Sea Watch“ selbst nicht aufgenommen werden, ergänzte Werth, der hauptberuflich eine Autowerkstatt betreibt. Die Crew bestehe aus drei Ärzten, einem Maschinisten, einem Journalisten, einem Kapitän, einem Offizier und einem Bootsmann. Ihr Ziel sei es, die Situation der Menschen mittels Rettungswesten und Rettungsinseln zu stabilisieren, bis dann ein angefordertes größeres Schiff die Flüchtlinge ans europäische Festland bringe.

Die Mannschaft werde vor ihrem Einsatz auf die bevorstehenden Situationen vorbereitet, ergänzte Werth. In Lampedusa werden die Seefahrer von einem Kriseninterventions- und Stressbewältigungsteam der bayerischen evangelischen Landeskirche und der Berufsfeuerwehr betreut. Crewmitglieder könnten auch nach den jeweils 14 Tagen an Bord mit den Seelsorgern über ihre Erlebnisse sprechen. „Es kann sein, dass wir durch ein Feld von schwimmenden Ertrinkenden fahren, denen wir nur begrenzt helfen können.“

Der auf den Namen „Sea-Watch“ getaufte Fischkutter war Ende März in See gestochen. Initiiert und organisiert wurde das private Projekt von dem Brandenburger Unternehmer Harald Höppner. Ziel ist es, Flüchtlingen im Mittelmeer zu helfen. Höppner, seine Frau sowie ein befreundetes Ehepaar hatten das Schiff Anfang des Jahres gekauft. Der 21 Meter lange und fünf Meter breite Fischkutter ist den Angaben zufolge fast 100 Jahre alt, aber hochseetauglich. (epd/mig) Aktuell Politik

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