Gericht bestätigt Verbot

Kein Krippenspiel über Flüchtlinge auf dem Weihnachtsmarkt

Gericht entscheidet: Kirchenvertreter dürfen auf dem Weihnachtsmarkt nicht auf das Schicksal von Flüchtlingen hinweisen. Die Aktion verletze die Rechte Dritter auf einen ungestörten Besuch des Weihnachtsmarktes. Die Kirche protestiert: Wann, wenn nicht an Weihnachten dürfe an Flucht erinnert werden?

Donnerstag, 18.12.2014, 8:24 Uhr|zuletzt aktualisiert: Samstag, 03.01.2015, 22:47 Uhr Lesedauer: 1 Minuten  |  

Eigentlich soll Weihnachten an die Geburt Jesu und seine Familiengeschichte erinnern, die geprägt war von Obdachlosigkeit und Flucht aus Lebensgefahr. Insofern dürfte zu einem Weihnachtsmarkt nichts besser passen als ein Krippenspiel, das auf die Lage der Flüchtlinge aufmerksam macht. Aber nicht in Worms.

Die Stadtverwaltung entschied, das Krippenspiel störe die besinnliche Stimmung, die auf dem Weihnachtsmarkt herrsche. Außerdem passe diese Aktion nicht in das Konzept, denn sie sei nicht kindgemäß. Schließlich müsse es auch im öffentlichen Raum Bereiche geben, die von gesellschaftlichen Problemen freizuhalten sind. Die Aufführung des Krippenspiels wurde untersagt.

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In der Folge kam es zu einem Rechtsstreit. Am Dienstag bestätigte das Mainzer Verwaltungsgericht in einem Eilverfahren die Rechtmäßigkeit des Verbots. Die Aktion verletze die Rechte Dritter auf einen ungestörten Besuch des Weihnachtsmarktes, teilte das Gericht dem Evangelischen Pressedienst mit. Bei der Entscheidung sei auch berücksichtigt worden, dass die Stadt alternative Standorte für die Aufführung angeboten habe: „Es geht nicht um ein Verbot als solches, sondern um ein Verbot an dieser Stelle.“

Der Wormser Gemeindepfarrer Fritz Delp kündigte an, das Krippenspiel werde auf jeden Fall stattfinden, notfalls werde er mit den anderen Beteiligten einige Meter vom ursprünglich geplanten Ort wegrücken. Bei der Aktion wollten mehrere Mitglieder einer örtlichen Anti-Rechts-Initiative die Bibelstellen aus dem Matthäus-Evangelium zur Flucht von Maria, Josef und dem Jesuskind nach Ägypten vorlesen. In einem erdichteten Dialog zwischen der biblischen Familie und einem ägyptischen Beamten wollten sie dabei eine Verbindung zur aktuellen Situation von Flüchtlingen herstellen. (epd/mig) Aktuell Recht

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  1. Thomas Rindt sagt:

    Was fällt mir bei derMeldung ein? Zweierlei:

    1. mir scheint, dass hier ein Fehler in der Formulierung vorliegt… Geht es nicht viel eher um das „Recht an ungestörten Konsum“?

    2. eigentlich würde ich gerne ein Verbot von Weihnachtsmärkten beantragen – sie verletzen mit ihrem Gedudel einschlägiger Musik, mit der verlogenen Stimmung und den Menschenmengen mit zu viel Glühwein intus, mein Recht auf einen ungestörten City-Besuch….

  2. Schopper sagt:

    Maria soll sich gefälligst unseren Sitten anpassen. Wer kein Geld hat kann ja nur zum Schauen auf den Markt, mach ich auch so. Wehe ich erwische die Maria mit Kopftuch, ich reiß es ihr runter dieser Scheinasylantin aus einem sicheren Drittstaat. Wir wollen in RUHE UNSER WEIHNACHTEN feiern, versteht das denn keiner …. da kann sie noch was von uns lernen.

  3. Frank Schwerin sagt:

    Ich habe Worms aus der Liste „Städte, die es sich zu besuchen lohnt“ gestrichen!

  4. Magistrat sagt:

    Das Gericht bestätigt doch nur, was jeder schon lange weiß: Weihnachten hat gar nichts mit Religion und dem Christentum zu tun!

  5. Wer sich wagt, kann sich das „irritierende“ und „verstörende“ Stück hier anhören: https://soundcloud.com/il-rhein-neckar/wormser-krippenspiel

  6. Wat sagt:

    Seit wann dürfen Gerichte bestimmen, wer wann was sagen darf? (Sofern es nicht mit Verfassungsfeindlichen Symbolen/Organisationen zu tun hat).

    Ich bin ja Atheist und Krippenspiele sind mir eigentlich egal aber… WTF Stadt verbietet ein Krippenspiel, weil das mal ausnahmsweise auf echte Probleme hinweisen soll statt metamystisches Gedusel? Ich hoffe die ziehen das trotzdem durch – und ziehen danach vor das Verfassungsgericht, damit dieses Verwaltungsgericht in seine Verfassungsgemäßen Schranken gewiesen wird!

  7. Poser sagt:

    Weihnachten ist ursprünglich ein Fest der Heiden zur Wintersonnenwende gewesen und wurde von den Christen in ihren Glauben integriert, deshalb auch die Weihnachtsbäume!

    Weihnachten steht nicht unter chritstlichem Markenschutz und deshalb hat die Kirche genauso wenig recht auf ein Krippenspiel, wie Marilyn Manson. Ob es jetzt um das politische Thema Flüchtlinge oder Steuererhöhung geht, spielt keine Rolle und sind gleich zu behandeln. Mal ganz davon abgesehn, dass das Thema Flüchtlinge dieses Jahr noch und nöcher behandelt wurde.

  8. Magistrat sagt:

    @Poser: Völlig korrekt !! Seines heidnischen Ursprungs wegen wurde Weihnachten in England von der anglikanischen Kirche sogar jahrzehntelang verboten !! Stichwort: Christmas Controversy