TV-Tipps des Tages

27.01.2012 – Iran, Islam, Türkei, Armenien, Göreme, Ausländer, Integration

TV-Tipps des Tages sind: Persepolis: Animationsfilm - Thema: Schwerpunkt: Jenseits von Entenhausen - Comics und die wahre Welt; Mensch Leute: Mustafa Baklan - ein türkisch-deutsches Erfolgsmodell; Armenien - Jenseits der kaukasischen Riesen; Göreme - Felsenstadt der frühen Christen

Von Freitag, 27.01.2012, 8:18 Uhr|zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 26.01.2012, 13:12 Uhr Lesedauer: 5 Minuten  |  

Persepolis
Animationsfilm – Thema: Schwerpunkt: Jenseits von Entenhausen – Comics und die wahre Welt

Nachdem die Mullahs die Islamische Republik im Iran etabliert haben, ändert sich das Leben, wie es Marjane kannte, von Grund auf: Von nun an herrscht Kopftuchpflicht für Mädchen. Außerdem ist Musik aus dem Westen verboten und nur noch auf dem Schwarzmarkt zu bekommen. In der Schule zeigen sich die Mädchen ihre neuesten Errungenschaften, wie etwa eine ABBA-Schallplatte.

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Mit satirischer Zuspitzung kritisieren Marjane Satrapi und ihr Co-Regisseur Vincent Paronnaud in ihrem ästhetisch überragenden Animationsfilm die politischen Zustände im Iran – mit besonderem Augenmerk auf die Unterdrückung der Frauen.

Marjane wächst im Iran der 70er Jahre auf, einem Land, das sich trotz der Schah-Diktatur an westlicher Kultur orientiert. Die aufgeweckte Achtjährige liebt Pommes frites, Adidas-Schuhe und Bruce Lee. Mit dem Sturz des Schahs schöpfen Marjanes Eltern Hoffnung auf eine bessere Zukunft, die durch die Machtergreifung der Fundamentalisten im Keim erstickt wird.

Als „Symbol der Freiheit“ müssen Frauen Schleier tragen. Alles, was der inzwischen 14-Jährigen lieb und teuer ist – Schallplatten von Abba, Punk- und Heavy-Metal-Musik -, wird als „westliche Dekadenz“ verteufelt und ist nur auf dem Schwarzmarkt zugänglich. Als renitente Punkerin wirft die schlagfertige Marjane ihren Lehrern in der Schule die Doppelmoral des Regimes vor, worauf ihre besorgten Eltern die rebellische Tochter zum Schutz nach Österreich schicken.

Ein unüberwindlicher Kulturschock nebst quälendem Heimweh zwingt die junge Frau jedoch bald zur Rückkehr. Das restriktive Leben unter dem Schleier wird für die ambitionierte Kunststudentin immer grotesker: Botticellis „Geburt der Venus“ darf nur mit schwarzen Zensurbalken gezeigt werden. Und als sie sich einmal zur Vorlesung verspätet, wird ihr auf der Straße sogar das Rennen untersagt – denn dabei wackelt ihr Hintern, und das empfinden die allgegenwärtigen Revolutionswächter als „unmoralisch“.

Nach dem Scheitern ihrer Ehe gilt Marjane für alle Männer als Freiwild. Entmutigt kehrt die 24-Jährige ihrer Heimat endgültig den Rücken, in Frankreich macht sie Karriere als Comiczeichnerin.

Hintergrundinformationen:
Diese Adaption der zweiteiligen Graphic Novel „Persepolis“ ist ein Geniestreich. Der Oscar-nominierte und 2007 mit dem Großen Preis der Jury in Cannes ausgezeichnete Animationsfilm, von der Autorin selbst gemeinsam mit Vincent Paronnaud realisiert, erzählt die jüngere iranische Geschichte aus der selbstironischen Perspektive eines heranwachsenden Mädchens und verdeutlicht die Zeitgeschichte ebenso lakonisch wie durch handfeste Alltagsdetails. Jenseits gut gemeinter Agitation macht die Regisseurin mit ausgefeilter Schwarz-Weiß-Ästhetik und grimmiger Komik ihr Leiden an der alten Heimat zum Motor eines gerade durch die Verfremdung wahrhaftigen, einzigartigen Films: „Lachen ist die subversivste aller Waffen“ heißt das Credo von Marjane Satrapi. Das Erste beendet mit „Persepolis“ seine diesjährige Reihe „Neues französisches Kino“. 14:50-16:35 • arte

Mensch Leute
Mustafa Baklan – ein türkisch-deutsches Erfolgsmodell

Er ist einer der erfolgreichsten Unternehmer in Deutschland: Mustafa Baklan. Aus einem kleinen türkischen Lebensmittelgeschäft im Mannheimer Jungbusch machte er einen weltumspannenden Konzern mit zwölf Firmen und über 1300 Mitarbeitern.

Dabei war ihm der Erfolg nicht in die Wiege gelegt: Als 17-jähriger kam er 1973 aus der Türkei nach Deutschland, wo sein Vater als einer der ersten Gastarbeiter schon lebte. Er begann als Hilfsarbeiter im Mannheimer Großmarkt und lernte dort den Handel mit Lebensmitteln kennen. 1986 eröffnete er mit seinem Bruder einen kleinen türkischen Laden. Die Firma Baktat, die heute den Markt für türkische Lebensmittel in Europa beherrscht, entstand daraus. Doch Mustafa Baklan ist bescheiden geblieben. Fast jeden Tag kann man ihn morgens um fünf Uhr auf dem Mannheimer Großmarkt in den Baktat-Hallen antreffen. Und er ist ein Familienmensch: Über 30 Brüder, Söhne, Neffen und Nichten arbeiten im Familienkonzern mit. Auch seiner gesellschaftlichen Verantwortung ist er sich bewusst. Den deutsch-türkischen Unternehmerverband hat er genauso mitbegründet wie die „Bildungsbrücke“. Diese Initiative unterstützt Schulen in der Türkei. 18:15-18:45 • SWR BW

Armenien – Jenseits der kaukasischen Riesen
Unterwegs im Land der Steine – Zerklüftet, steinig und uralt ist Armenien. Dort lebt eine der ältesten menschlichen Zivilisationen. Der ARD-Russland-Korrespondent Olaf Bock begibt sich mit seinem Team auf eine Reise durch Armenien. Sie begegnen Menschen, die uns ihre Heimat zeigen: die Landschaft am mythischen Berg Ararat, die Hauptstadt Jerevan und den Hochgebirgssee Sevan.

Sie fahren auch ins ehemalige Erdbebengebiet nach Spittak und an die nordwestliche Grenze Armeniens, wo sie eine besondere Hunde- und Katzenzucht besuchen.Dabei erleben sie im gesamten Land die Herzlichkeit der Armenier, schmecken ihren Weltklasse-Cognac und lernen Naturschützer, Instrumentenbauer und Motorradfahrer kennen. 21:00-21:45 • PHOENIX

Göreme – Felsenstadt der frühen Christen
Als der spanische Schriftsteller Juan Goytisolo durch die Täler von Göreme in der Türkei wanderte, war er sicher: Der Architekt Gaudí muss hier gewesen sein und das alles gebaut haben!

Tausende von Kegeln, Pilzen, Kaminen, Türmchen und steinernen Ornamenten, hinter jedem Felsvorsprung tauchen neue Formen auf.

Der Canyon im türkischen Hochland ist eine märchenhafte Vulkanlandschaft, in der Wind, Wasser und Kälte die Baumeister waren. Unterschiedlich hartes Tuffgestein der verschiedenen Lawaströme vor mehreren Millionen Jahren ließen Hütchen und Dächer auf den weicheren Kegeln darunter zurück, die sich wunderbar aushöhlen ließen. Das nutzten die ersten Mönche und Nonnen Vorderasiens, die sich im vierten Jahrhundert unter der Anleitung von Bischof Basileios von Kayserei in die bizarren Formationen der Täler Kappadokiens zurückgezogen hatten. Eine unglaubliche Bautätigkeit begann, in das Tuffgestein hinein: Felsenklöster, Kirchen, Zellen, Kapellen über der Erde und ganze Städte unter der Erde von weltweit unvergleichlichem Ausmaß.

Die ersten Christengemeinschaften fanden in den Tälern bei Göreme andächtige Stille für ihr bescheidenes und autarkes Leben und Schutz vor den damals zahlreichen Feinden, seien es Perser, Römer oder Araber. Und sie verstanden, ihre Kirchen und Kapellen zu schmücken! Heute findet der Besucher in jedem Tal des Nationalparks von Göreme kostbare Schätze byzantinischer Kultur. Die nahezu vollständig erhaltenen oder restaurierten Ikonographien aus dem 7.-11. Jahrhundert können sich mit der Kunst der byzantinischen Zentren messen – nur dass die Natur in Kappadokien ein unvergleichliches Erlebnis daraus macht: eine Reise in eine andere Welt. 22:30-22:45 • EinsExtra TV-Tipps

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