Vor einer Woche wurden 69 Afghanen aus Deutschland abgeschoben – zufällig zum 69. Geburtstag von Bundesinnenminister Seehofer, wie er amüsiert sagte. Jetzt wurde einer der Abgeschobenen tot aufgefunden. Derweil wird Afghanistan von einer Reihe von Anschläge mit zahlreichen Toten erschüttert.
Die Sicherheitslage in Afghanistan ist laut Auswärtigem Amt "volatil und regional sehr unterschiedlich". Abschiebungen müssten im Einzelfall betrachtet werden. Die Bundesregierung hatte zuvor erklärt, das Abschiebunen uneingeschränkt möglich seien.
Die Bundesregierung sieht nach dem neuen Lagebericht keinen Grund mehr für Einschränkungen bei Abschiebungen nach Afghanistan. Grüne und Linke finden Abschiebungen in das Land unverantwortlich. Sie lesen den Bericht anders.
Die Leidtragenden des anhaltenden Gewaltkonflikts und des Armuts in Afghanistan sind meistens die Kinder. Wie eine Unicef-Studie jetzt zeigt, geht fast die Hälfte aller Kinder nicht zur Schule - die meisten Mädchen. Die Einschulung ist die größte Herausforderung.
Erneut wurden mehrere Afghanen per Sammelflug in ihre Heimat abgeschoben. Mehrere Flüchtlingsorganisationen kritisierten die Praxis scharf. Pro Asyl fordert das Auswärtige Amt auf, endlich den Bericht zur Sicherheitslage in Afghanistan vorzulegen.
Obwohl die meisten afghanischen Schutzsuchenden aufgrund der Sicherheitslage nicht abgeschoben werden können, wird mehr als die Hälfte der Asylanträge von Afghanen abgelehnt. Die Linke werfen der Regierung Schikane vor.
Ein Schild mit der Aufschrift "Stalag" in einem Bundeswehr-Camp in Afghanistan sorgt für Kritik. Als "Stalag" wurden im Zweiten Weltkrieg Kriegsgefangenenlager der Deutschen Wehrmacht bezeichnet, wo Gefangene grausam behandelt wurden. Entdeckt wurde die Aufschrift durch Zufall.
Erneut hat Deutschland abgelehnte Asylbewerber nach Kabul ausgeflogen. Laut bayerischem Innenministerium waren unter anderem Straftäter an Bord. Der bayerische Flüchtlingsrat übt scharfe Kritik an der Definitionspraxis. Selbst Personen mit falschen Papieren würden als Straftäter bezeichnet.
Im vergangenen Jahr wurden in Afghanistan UN-Angaben zufolge über knapp 3.5000 Zivilisten getötet, darunter Frauen und Kinder. Derweil führt die Bundesregierung weitere Sammelabschiebungen in das Land durch. Menschenrechtsorganisationen üben scharfe Kritik.
Zu den am Dienstagabend per Sammelflug abgeschobenen Afghanen zählt auch der behinderte und traumatisierte Flüchtling Reza Hosaini. Er habe keine Papiere vorweisen können. Hosaini ist als Zehnjähriger nach einer Bombenexplosion auf einem Auge erblindet.