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Junge schaut aus dem Fenster (Symbolfoto) © Shlomaster @ pixabay.com (Lizenz), bearb. MiG

Ungleiche Chancen

Armut trifft Kinder mit Migrationsbiografie viermal so häufig

Armut trifft eingewanderte Familien besonders hart: Kinder mit Migrationserfahrung sind viermal so häufig gefährdet wie Gleichaltrige ohne solche Einwanderungsgeschichte. Ihnen fehlen Geld für Möbel, Urlaub oder ein zweites Paar Schuhe – mit spürbaren Folgen für Bildung, Chancen und Teilhabe.

Montag, 17.11.2025, 14:01 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 17.11.2025, 14:01 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Kinder und Jugendliche in Deutschland, die selbst oder deren Eltern eingewandert sind, sind viermal so häufig armutsgefährdet (31,9 Prozent) wie Gleichaltrige ohne Einwanderungsgeschichte (7,7 Prozent). Das geht aus Zahlen des Statistischen Bundesamtes hervor, die am Montag veröffentlicht wurden.

Danach war insgesamt jedes siebte Kind in Deutschland im vergangenen Jahr aus statistischer Sicht armutsgefährdet. 2,2 Millionen Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren entsprachen einem Anteil von 15,2 Prozent aller Menschen in dieser Altersgruppe. Ein Jahr zuvor hatte der Anteil erst 14,0 Prozent betragen. Deutschland steht im Vergleich zum europäischen Durchschnittswert von 19,3 Prozent besser da. Im Vergleich zur Gesamtbevölkerung (15,5 Prozent) sind Kinder und Jugendliche etwas seltener von Armut bedroht.

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Risikofaktor: Bildung

Als armutsgefährdet gelten nach statistischer Definition Menschen, die über weniger als 60 Prozent des mittleren „Nettoäquivalenzeinkommens“ verfügen. Das ist ein gewichtetes Pro-Kopf-Einkommen, das beispielsweise auch die Haushaltsgröße berücksichtigt. Im Jahr 2024 lag die Schwelle für eine alleinlebende Person bei 1.381 Euro pro Monat. Ein Alleinerziehenden-Haushalt mit einem Kind unter 14 Jahren gilt mit weniger als 1.795 Euro netto im Monat als gefährdet. Haushalte mit zwei Erwachsenen und zwei Kindern unter 14 Jahren waren unterhalb eines Netto-Einkommens von 2.900 Euro armutsgefährdet.

Als Risikofaktor für geringe Einkommen und daraus folgende Armutsgefährdung haben die Statistiker unter anderem niedrige Bildungsabschlüsse der Eltern ausgemacht. 41,8 Prozent der Kinder von Eltern ohne Berufsabschluss waren 2024 armutsbetroffen. Bei Kindern mit Eltern mit Hochschulabschluss waren es 7,2 Prozent.

Möbel, Urlaub, Schuhe

Die konkreten Folgen der Armut zeigen sich an den Möglichkeiten der Kinder und Jugendlichen, am sozialen und kulturellen Leben teilzuhaben. Dies wird anhand von 17 Merkmalen abgefragt. Wenn mindestens drei Kriterien aus finanziellen Gründen nicht erfüllt werden können, gelten die Betroffenen als materiell oder sozial benachteiligt. Das trifft in Deutschland demnach auf 11,3 Prozent der unter 16-Jährigen zu. In der EU beträgt der Wert 13,6 Prozent.

So lebten in Deutschland beispielsweise 19 Prozent der unter 16-Jährigen in einem Haushalt, der abgewohnte oder kaputte Möbel nicht ersetzen konnte. Eine einwöchige Urlaubsreise war für 12 Prozent der Kinder und Jugendlichen aus finanziellen Gründen nicht möglich. 3 Prozent konnten sich kein zweites Paar Schuhe leisten. (dpa/epd/mig) Aktuell Panorama

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