
Haushaltspläne
UNHCR warnt Berlin: Weniger Hilfe = mehr Flüchtlinge
Die Bundesregierung will die Zahl der Geflüchteten senken, gleichzeitig halbiert sie die humanitäre Hilfe. UN-Flüchtlingshochkommissar Grandi warnt: Bleiben Hilfsgelder so knapp wie jetzt, dürften bald mehr Menschen aus Afrika und dem Nahen Osten nach Europa fliehen.
Sonntag, 09.11.2025, 13:00 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 09.11.2025, 13:00 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Der UN-Hochkommissar für Flüchtlinge, Filippo Grandi, appelliert an den Bundestag in Berlin, die humanitäre Hilfe auszuweiten. „Die humanitäre Hilfe so niedrig zu lassen, wie sie jetzt ist, ist ein riesiger strategischer Fehler“, sagte Grandi der Deutschen Presse-Agentur.
Am 13. November trifft sich der Haushaltsausschuss im Bundestag, um letzte Hand an den Bundeshaushalt 2026 zu legen. Deutschland hat die humanitäre Hilfe dieses Jahr gegenüber 2024 mehr als halbiert – von 2,3 Milliarden Euro auf 1,05 Milliarden Euro. Für 2026 sind Ausgaben in gleicher Höhe vorgesehen. Gleichzeitig ist es erklärtes Ziel der Bundesregierung, die Zahl der Geflüchteten zu senken. Laut Grandi ist das ein Widerspruch.
Flüchtlingssituation wie 2015 denkbar
„Wenn humanitäre Hilfe zurückgeht, werden wieder Menschen Richtung Europa drängen, das macht mir große Sorge“, sagte Grandi. „Denken Sie an 2015.“ Er erinnert an das Jahr, in dem Hunderttausende Flüchtlinge nach Deutschland kamen. In den Monaten war die humanitäre Unterstützung für syrische Flüchtlinge in Nachbarländern ihrer Heimat wegen Geldmangels gekürzt worden. Das sei einer der Gründe für die Fluchtbewegung gewesen.
In diesem Jahr sei die Lage ähnlich: wegen drastisch gekürzter Mittel aus den USA, Deutschland, Großbritannien, Frankreich und anderen Ländern sei etwa die Hilfe für Menschen aus dem Sudan geschrumpft, die in den Tschad geflohen sind. „Wissen Sie, wer die Gegend dort heute kontrolliert? Die Schlepper“, sagte Grandi. „Sie sagen den Leuten: hier bekommst Du nichts, gib mir ein bisschen Geld, dann bringen wir Dich nach Libyen, und dann nach Europa.“
Krisen ohne mehr Geld nicht zu bewältigen
Grandi appelliert an die deutschen Politiker, die Gelder für 2026 doch noch zu erhöhen. Neben den Flüchtlingen aus dem Sudan suchten auch Menschen in der von Konflikten und Klimawandel stark betroffenen Sahel-Zone in Afrika Auswege, wenn sie vor Ort keine Lebenschance mehr sähen. „Erwarten Sie nicht, dass die humanitären Organisationen diese Krisen bewältigen können, wenn Sie den Kurs nicht umkehren“, sagte Grandi. (dpa/mig) Aktuell Politik
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