
„Deutsch in Europa“
Deutsch bleibt lebendig – auch durch Einwanderung
Die deutsche Sprache bleibt stark – allen Herausforderungen zum Trotz, auch durch Einwanderung: Was Forscher zur Zukunft der Sprache sagen und wie Schulen in Rumänien für neue Sprecher sorgen.
Montag, 15.09.2025, 15:12 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 15.09.2025, 15:12 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Die Einwanderung von Menschen mit anderen Sprachen ist aus Sicht von Wissenschaftlern zwar eine Herausforderung für die deutsche Sprache, sorgt aber nicht zwangsläufig für ihren Untergang. Im Gegenteil: Migration könne dafür sorgen, dass die deutsche Sprache stabil bleibe, da mehr Menschen sie lernen und sprechen. „Deutsch kann sich erweitern durch eine gute Schule und Personen, die neu zugezogen sind“, sagte die Sprachwissenschaftlerin und Projektleiterin Rita Franceschini in Berlin.
Hintergrund war die Präsentation des neuen Buches: „Deutsch in Europa“, in dem 22 Forscher den Zustand der deutschen Sprache beschreiben. „Wenn man es angemessen betrachtet, geht es dem Deutschen gut“, so das Fazit des Sprachwissenschaftlers Ludwig M. Eichinger. Die Sprache habe zwei Weltkriege und den Nationalsozialismus überlebt.
Deutsch in 15 europäischen Ländern
In Kernländern wie Deutschland, Österreich und der Schweiz habe das Deutsche heute zwar mit Mehrsprachigkeit zu kämpfen – zum einen durch Anglizismen, zum anderen durch Einwanderung, aber: „Es scheint nicht so schlecht zu funktionieren. Nach den letzten statistischen Erhebungen von 2024 ist die Haussprache in Deutschland in weniger als 15 Prozent eine andere als Deutsch. Das heißt, es wird in den Familien weitgehend auch das Deutsche gesprochen“, sagte Eichinger.
In Europa wird in 15 Ländern Deutsch gesprochen. In sieben Ländern gilt Deutsch als Amtssprache. Das Verbreitungsgebiet erstreckt laut Franceschini von Süddänemark bis Norditalien und von Ostbelgien bis an die Wolga. „Es ist ein riesiges Gebiet, es gibt keine europäische Sprache, die solch eine Ausbreitung hat historisch gesehen“. Als Erstsprache werde Deutsch von ansehnlichen etwa 95 Millionen Menschen, als Zweitsprache von 30 Millionen Menschen gesprochen. Deutsch sei nach Russisch laut Sprachstatistik die am zweithäufigsten gesprochene Sprache in Europa.
Rückgang in osteuropäischen Regionen
Doch die deutsche Sprache ist längst nicht überall so lebendig wie in den Kernländern. In der Ukraine, in Polen, in Tschechien oder an der Wolga in Russland sei das Deutsch eher am Verschwinden. Dort gebe es immer weniger Sprecher, an die die Sprache weitergeben wird, so Franceschini.
Ein positives Beispiel, wie man dem Rückgang begegnen könne, sei Rumänien. Dort habe man deutschsprachige Schulen auch für Nicht-Muttersprachler geöffnet. „So erhält Deutsch neue Sprecher“, so Franceschini. Es sei aber auch wichtig, dass die deutsche Sprache auch weiterhin durch Einrichtungen wie etwa das Goethe-Institut weiter gefördert werden, ergänzte Christa Dürscheid, ebenfalls Autorin des Buches. Auch der Deutsche Akademische Austauschdienst habe eine wichtige Mittlerfunktion, so der Tenor der Forscher. Bei beiden Institutionen gab es Einsparungen.
Das Buch ist der vierte Bericht zur Lage der deutschen Sprache, herausgegeben von der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung und der Akademienunion. Es steht im Internet kostenlos zum Herunterladen zur Verfügung. (dpa/mig) Aktuell Gesellschaft
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