
Kollaps befürchtet
Hunderte neue Geflüchtete unter schwierigen Bedingungen auf Kreta
Matratzen auf dem Boden, kaum Duschen, Hautkrankheiten: In einem provisorischen Lager für Geflüchtete auf der Ferieninsel Kreta spitzt sich die Situation zu. Die Behörden fürchten einen Kollaps.
Montag, 15.09.2025, 14:06 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 15.09.2025, 14:06 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Die Ankunft von Geflüchteten auf den griechischen Inseln reißt nicht ab: Nach Berichten des griechischen Rundfunks (ERTnews) seien am Samstag und bis zum Sonntagnachmittag mehr als 800 Menschen auf der Ferieninsel Kreta sowie auf der rund 20 Seemeilen südlich gelegenen kleinen Insel Gavdos angekommen. Sie seien offenbar mit Kuttern vom libyschen Hafen Tobruk aufgebrochen. Bei der Mehrheit der Menschen handele es sich um junge Männer, die nach eigenen Angaben aus nordafrikanischen Staaten stammen, hieß es aus Kreisen der Küstenwache.
Im überfüllten Lager von Agia bei Chania, das ursprünglich nur für Kurzaufenthalte vorgesehen war, herrschen laut lokalen Behörden unzumutbare Bedingungen: Matratzen auf dem Boden, unzureichende sanitäre Anlagen, fehlende Klimatisierung sowie die Ausbreitung von Hautkrankheiten prägen das Bild, moniert die Gewerkschaft der Beamten der Küstenwache. Die Stimmung unter den Geflüchteten sei zunehmend angespannt.
Asylstopp für Menschen aus Nordafrika
Die Beamten warnen vor einer Eskalation: Die Lage sei „außer Kontrolle“, und das Personal überfordert – derzeit komme ein Beamter auf bis zu 100 Menschen, heißt es auf der Homepage der Gewerkschaft. Dringend müssten diese Menschen zum Festland gebracht werden, da es keine geeigneten Aufnahmelager auf Kreta gibt. Die Regierung plant am Montag Hunderte Menschen von Kreta zum Festland zu bringen, berichteten griechische Medien.
Seit dem 11. Juli nimmt Griechenland zudem keine Asylanträge mehr von Menschen entgegen, die über den Seeweg aus Nordafrika einreisen. Der vorläufige Asylstopp gilt für drei Monate.
Haft statt Duldung bei illegalem Aufenthalt
In einem weiteren Schritt hat das Parlament in Athen ein Gesetz verabschiedet, das den irregulären Aufenthalt unter Strafe stellt. Menschen ohne Aufenthaltsrecht, die sich nicht zur freiwilligen Ausreise bereiterklären, müssen künftig mit mindestens drei Jahren Haft rechnen. Eine Aussetzung oder Umwandlung der Strafe ist nicht vorgesehen.
„Betroffenen sollen künftig nur zwei Optionen offenstehen: Inhaftierung oder Rückkehr“, erklärte das Migrationsministerium immer wieder. Dies diene dem Schutz der öffentlichen Ordnung und der nationalen Sicherheit.
Stadt Chania beklagt finanzielle Überlastung
Die Stadt Chania sieht sich derweil finanziell überfordert. Angesichts des weiterhin milden Herbstwetters rechnen die lokalen Behörden mit weiteren Ankünften, warnte eine Sprecherin der Stadt örtlichen Medien.
Seit Jahresbeginn und bis zum 7. September sind nach Angaben des UNO-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) knapp 11.500 Personen aus Nordafrika auf Kreta angekommen. Dies entspreche laut Regierung in Athen einem Anstieg von mehr als 300 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. (dpa/mig) Aktuell Ausland
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